Mittwoch, 20. Dezember 2006

Von Natur aus anders

Vortrag in der Evangelischen Akademie, Loccum, 12.11.2004
Von Natur aus anders.
"Die kleinen Helden" aus evolutionärer Perspektive
Doris Bischof-Köhler
Universität München


Zitat:

Die Interaktion von Natur und Kultur
Ich habe meine Aufgabe in erster Linie darin gesehen, eine Diagnose zu erstellen und dabei
einen Aspekt geschlechtstypischen Verhaltens in den Fokus zu rücken, der üblicherweise zu
kurz kommt oder völlig unter den Tisch fällt, die Rolle der Veranlagung. Angesichts der
dagestellten Befunde spricht doch einiges dafür, daß bei bestimmten geschlechtstypischen
Merkmalen wie insbesondere beim männlichen Rivalisieren oder beim weiblichen Fürsorgeverhalten Dispositionen im Spiel sind, die an das phylogenetische Erbe anschließen. Ich hoffe, mit meinen Ausführungen auch die Befürchtung ausgeräumt zu haben, wo anlagebedingte
Verhaltenstendenzen wirksam seien, könne man nichts ändern. Ändern kann man alles,
allerdings hängt der Erfolg davon ab, von welchen Prämissen man ausgeht. Vielfach glaubt man
auch heute noch, an dem Credo festhalten zu müssen, die Geschlechter seien von Natur aus
gleich oder die Unterschiede seien so geringfügig, daß sie nicht ins Gewicht fielen. Dementsprechend sieht man in der erzieherischen Gleichbehandlung das Heilmittel gegen die Diskriminierung.
Gleichbehandlung wäre aber nur angebracht, wenn sich die Geschlechter wirklich von Natur aus gleichen. Unterscheiden sie sich aber- und ich denke, die Evidenz hierfür ist nicht zu wegzuleugnen - dann geht es einem mit der Gleichbehandlung wie den Eltern des Kinderladenexperiments, die Dispositionen schlagen stärker durch und die Unterschiede treten nur umso deutlicher zutage.

Umgekehrt kann man nicht selbstverständlich erwarten, daß Jungen und Mädchen das gleiche Verhaltensmuster ausbilden, wenn man das eine Geschlecht nicht ausdrücklich dahingehend trainiert, wünschenswerte Eigenschaften zu entwickeln, die dem anderen Geschlecht anlagebedingt leichter fallen. Ganz sicher genügt es dabei allerdings nicht, das Rollenbild von "Männlichkeit" nach Belieben umzudefinieren und zu erwarten, daß damit Erscheinungsweisen des männlichen Verhaltensprofils, die einem nicht genehm sind, einfach verschwinden; man muß den Betroffenen die erwünschten Veränderungen auch schmackhaft machen können.
Zitat Ende.

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