http://www.simplify.de/gel/pw/doc/2001/09_spezialausgabe_familiensysteme/992mann_und_frau.asp
Das Zentrum der Familie ist die Frau. Besonders wenn sie Kinder geboren hat, bekommt sie dadurch das Hauptgewicht. Innerhalb der Familie übernimmt die Frau üblicherweise die Führung, und der Mann erkennt das in der Regel auch an. Im engen Familienkreis herrscht das Matriarchat.
Der historische Vertrag
Die Vorherrschaft des Mannes in der Öffentlichkeit steht damit in einem Zusammenhang. Früher hatte der Mann mit seiner Arbeit die materiellen Lebensgrundlagen für die Familie gesichert und zum Ausgleich dafür die hervorgehobene soziale Stellung nach außen hin erhalten. Das ist der Urvertrag der Geschlechter, entstanden in der Steinzeit, als die Menschen ihr Leben vom Jagen auf den Ackerbau umstellten.
Die Seele lernt langsam
Eine Ehe lebt vom ausgeglichenen Nehmen und Geben. Dieser Ausgleich befindet sich derzeit in einem Umbruch, ohne dass eine neue, in sich stimmige Ordnung gefunden wäre. Dadurch haben es alle Ehen schwerer als früher. Es ist für beide Partner wichtig, das als gesellschaftliches Problem zu sehen und sich nicht allein gegenseitig dafür die Schuld zu geben. Die alte Ordnung ist in unseren Seelen noch verankert und kann nicht durch Einsicht allein umgestellt werden. Es wird noch einige Generationen dauern, bis sich das durchgreifend ändert.
Die neue Wirklichkeit
Unsere Zeit ist geprägt von einem Umbruch des Rollenverständnisses von Mann und Frau, hervorgerufen durch Veränderungen der Wirklichkeit: Die Familien werden kleiner, die Frau wird in der Familie nicht mehr so beansprucht wie früher. Kindererziehung wird als gemeinsame Aufgabe gesehen. Die Frau gewinnt durch Bildung und Beruf mehr Gewicht nach außen, sie kann mehr in die Öffentlichkeit treten und mitverdienen. Wenn sie ihr neues Gewicht spürt und den Mann verachtet, strebt der Mann aus der Familie heraus, und die Frau fühlt sich vom Mann verlassen.
Es ist schwierig, dieses Dilemma zu lösen. Sie können aber einiges tun, um es nicht noch zu verschlimmern.
1. Sehen Sie das Verhältnis von Mann und Frau nicht als Kampf
Wenn eine Frau einen Mann verachtet, hat das oft seinen Grund in der Vergangenheit. Da wurde eine Frau (z. B. die Großmutter) vom Mann sitzen gelassen, geschlagen oder sonst wie missachtet. Dann will die Enkelin unbewusst einen Ausgleich schaffen und behandelt den eigenen Mann, als hätte er das Gleiche mit ihr gemacht. Solche Art von Wunsch nach später Gerechtigkeit ist vielleicht verständlich, aber für alle Beteiligten schädlich. Vor allem wird der Großmutter durch die Verschiebung des Konflikts auf eine spätere Generation in keinem Fall geholfen. Es führt nur zu einem Geschlechterkampf, bei dem alle verlieren.
Betrachten Sie sich stattdessen, wenn Sie eine Ungerechtigkeit in Ihrer Familie entdeckt haben, als heilsamen Puffer, der die blinde Weitergabe von erlittenem Unheil stoppen und die Schuldserie beenden kann. Das gibt Ihnen Kraft und Würde. Würdigen Sie Ihre Vorfahren. Sagen Sie: „Liebe Großmutter, ich verneige mich vor deinem Schicksal, so wie du es getragen und gemeistert hast. Ich ziehe daraus die Kraft, selbst etwas Großes und Gutes zu tun." Damit finden Sie von der Rache zur Liebe, von der Metapher des Generationenkrieges zu der des Generationenbauens.
Gebrauchen Sie möglichst keine kriegerischen Vokabeln („Frauen auf dem Vormarsch" - „Männer auf dem Rückzug"), die das andere Geschlecht abwerten.
2. Suchen Sie Gruppen Ihres eigenen Geschlechts
In unserer Kultur herrscht die Kleinfamilie vor. Viele Aufgaben, die früher die Sippe übernommen hat, lasten heute auf einem einzelnen Paar. Das ist eine Überforderung. Entlasten Sie sich, indem jeder, Mann und Frau, neben einem gemeinsamen Freundeskreis auch ein eigenes Netzwerk von Beziehungen pflegt - das, was früher der Stammtisch für die Männer und das Waschhaus für die Frauen war. Heute sind das Sportverein, Parteien, Kirchengemeinde, Seminare und Freundschaften, die Sie bewusst suchen und pflegen müssen.
3. Halten Sie das Gleichgewicht ...
Manche „modernen" Männer gehen auf den feministischen Vorschlag ein, dass nach vielen Jahrhunderten der Unterdrückung nun die Frauen mit der „Macht" an der Reihe seien. Sie denken taktisch: Wenn ich mich unterordne, bleibt die Beziehung intakt. Das ist ein Irrtum. Auch die „stärkste" Frau möchte im Grunde ihres Herzens einen „starken", ihr ebenbürtigen Mann. Das klingt schwierig, ist aber zu meistern. Gehen Sie schrittweise vor. Wenn Sie auf einem Gebiet nachgeben, dann stellen Sie das Ihrem Partner gegenüber fest, weder triumphierend noch fordernd. Warten Sie, bis auch der andere einen Schritt auf Sie zugeht.
4. ... besonders bei der Wahl des Ehenamens
Wenn der Mann nach neuem Recht den Namen der Frau annimmt, schwächt er damit seine Stellung und die seiner Familie. Dafür sollte es einen Ausgleich geben, indem die Frau dann in das Haus oder in die Stadt des Mannes zieht, dass sie ihren Beruf aufgibt wegen der Kindererziehung o. Ä. Zieht umgekehrt der Mann in das Haus der Frau, wäre es für ihn sehr schwächend, wenn er den Namen seiner Eltern aufgeben würde.
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