Mittwoch, 6. Dezember 2006

Eva Herman - Der Artikel in Cicero

Anmerkungen zur Reaktion der Business und Professional Women
Interessanter als der Artikel von Frau Herman ist die Reaktion der Umgebung. Wie z. B. ist es möglich, dass Äußerungen auf dem Gebiet der Gesellschaftspolitik, die im Rahmen der demokratisch vertretbaren Meinungen liegen, dazu führt, dass jemand aus einem Amt gedrängt wird. Denn das ist es: Man hat Frau Herman aus dem Amt gedrängt.

Das zeigt, wie radikal der Feminismus inzwischen vertreten wird. Die Päpstin Schwarzer exkommuniziert und alle, alle handeln entsprechend.
Das ist der eigentliche Skandal, nicht die fehlende Diskussionsbereitschaft von Frau Herman.
Und dass die Business und Professional Women sich getroffen fühlen ist klar, wenn man die Unterschriftenliste durchliest. Das Durchschnittsalter der dort unterzeichnenden Damen liegt jenseits der Menopause. Da wurden irreversible Entscheidungen getroffen. Da kommen Lebenslügen zu einem Ende. Und da möchte man nicht hören, dass man die eigentliche Lebensaufgabe verfehlt und damit als Loser zu gelten hat.
Darum der Aufschrei.
Ich will mich nicht mit den Inhalten des Artikels von Frau Herman identifizieren. Es gibt genügend Punkte, die selbst ein alter Patriarch wie ich hinterfragen würde. Aber dieser Artikel ist mal erfrischend anders. Er regt an und regt auf, wie ein guter Magenbitter die Tätigkeit von Magen und Darm anregt, so fördert der Artikel von Frau Herman die zerebrale Verdauung.
Übrigens, was die breiten Schultern der Medien betrifft, die scheinen aber erstaunlich schmal zu sein, sonst hätte man Frau Herman nicht aus dem Amt gekippt.
Die Frage, ob Emanzipation (und Feminismus) ein Irrtum sind, kann nur historisch, d. h. in zwei bis drei Generationen aus der Vergangenheit heraus, beantwortet werden.
Sollte sich unsere Lebensform als nicht zukunftsfähig erweisen, dann waren Emanzipation der Frau und Feminismus ein Irrtum.
Sollte sich die Gesellschaft unter den neuen Prämissen zu einem blühenden und stabilen Gemeinwesen entwickeln, waren es keine Irrtümer.
Im Augenblick scheint die zweite Alternative unwahrscheinlich, denn Gesellschaften mit einer Geburtenrate unter dem Erhaltungsminimum, müssen als sterbend betrachtet werden.
Die Verantwortung dafür ausschließlich den Frauen anzulasten, ist müßig. Niemand bekommt Kinder für Deutschland oder für die Gesellschaft. Es stellt sich auch die Frage, ob es genügend Männer gibt, die bereit sind, in die alte Versorgerrolle zu schlüpfen. Ich denke, dass die Kinderzahl noch weiter sinken wird, weil sich jetzt die Männer emanzipieren und feststellen werden, dass die Rolle des Familienoberhaupts eine vergiftete Krone ist, die viele Pflichten und wenig Rechte generiert. Dazu wird beitragen, dass Erwerbsbiographien nicht mehr planbar und nicht mehr stetig sind. Die größere Flexibilität lässt sich leichter managen, wenn man nicht einen großen Fixkostenblock mit sich herumschleppt, was eine Hausfrau mit Kindern eben ist.
Meine Anmerkung zu Frau Hermans Artikel:
Nette Provokation.
Gut, dass wir darüber gelesen haben.
Das pikante an den Ausführungen von Frau Herman ist, das Sie selbst und Ihr Leben die Antithese zu den von ihr vertretenen Thesen darstellt.
Eine ganze Weile hatte ich den Verdacht, dass hier der medial-politische Komplex nach Auftragsschreibern (Auftragsschreiberinnen) gesucht hat, um unter dem Motto »Knechte für Sozialsysteme« die Menschen dazu zu bringen, entgegen den eigenen ökonomischen und sonstigen Lebensinteressen mehr Kinder zu zeugen.
Ich bleibe dabei, die Reaktion auf den Text in Cicero weiter für einen Sturm im Wasserglas zu halten. Nun, ich kann die Wirkung eines solchen Artikels auf Frauen nicht abschätzen. Frauen legen immer viel Wert darauf, gesellschaftlich konform zu gehen. Als Mann gingen mir die Aussagen von Frau Herman am Hintern vorbei. Auch wenn eindeutig fest stünde, dass die Männer dafür verantwortlich sind, wenn die BRD und die Sozialsysteme zusammenbrechen, so würde ich meine Lebens- und Familienplanung ausschließlich an meinen Interessen und Wünschen ausrichten.
Das Leben geht weiter, ob mit oder ohne westliche Welt. Der Markt wird es richten. Darum sind ja auch Diskussionen zu solchen Themen sehr fruchtlos. Man kann in der Diskussion Recht behalten und dennoch im Leben scheitern. Die Kommunisten haben in den von ihnen regierten Ländern bis zum Schluss immer Recht behalten, aber dann kam der Zusammenbruch.
Die Wirklichkeit ist immer stärker als jede Ideologie.

Keine Kommentare: