In einem Buch, das ich soeben lese (Yann Martel »Schiffbruch mit Tiger«; Fischer Taschenbuch Verlag) finden sie auf Seite 32 ff. eine Passage, die wichtige Aspekte beleuchtet. Es geht um das Leben der Tiere, das keineswegs durch große Freiheit gekennzeichnet ist, sondern durch Zwang und Notwendigkeit, von Macht und Unterwerfung in einer Welt, in der es Furcht im Überfluss gibt und Nahrung knapp ist, in der ein Revier rund um die Uhr verteidigt werden muss und Parasiten nie auszurotten sind.
Und dann kommt der Autor darauf, dass Tiere konservativ sind, ja geradezu reaktionär. Die kleinste Veränderung bringe sie aus der Fassung. Tiere wollen, dass die Dinge bleiben, wie sie sie kennen, Tag für Tag, Monat für Monat. Überraschungen sind nicht nach ihrem Geschmack.
Tiere bewohnen einen bestimmten Raum, wie Schachfiguren: jeder Zug bedeutet etwas. Tiere haben ein Revier. Das ist Grundlage ihrer Orientierung. Nur in einem Revier können sie die beiden Aufgaben bewältigen, die sich ihnen in der Wildnis stellen: nimm dich in Acht vor deinen Feinden, suche Nahrung und Wasser.
Vergessen hat der Autor die Aufgabe: pflanze dich fort und ggf. kümmere dich um den Nachwuchs.
Mir geht es um das konservative Element, das dem Leben innewohnt. Der Autor beschreibt es sehr gut und setzt es in einen Zusammenhang. Der Autor hat Philosophie studiert.
Wenn wir menschliche Verhaltensweisen ändern wollen, dürfen wir den animalischen Kern in uns nicht vernachlässigen.
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