Donnerstag, 7. Dezember 2006

Fortpflanzungstrieb - gibt es den?

Der Einspruch
Den Einspruch gleich zu Beginn: Es gibt keinen Fortpflanzungstrieb, es gibt ein Intinktverhalten, das zu Kopulation führt. Ist beim Menschen ganz genau so. Läuft bei vielen Tieren der Weg zur Kopulation wie auf Schienen, d.h. nach festen Reiz-Reaktions-Schemen, spielt bei höheren Tieren, wie den Bonobos, die Emotion, d.h. ein intinkgesteuertes Bedürfnis/Hungergefühl eine Rolle. Dieses Hungergefühl wird durch Kopulation gesättigt. Dass daraus Nachkommen entstehen ist bei Tieren nicht gewollt, in dem Sinne, dass die beteiligten Partner hier keine Planung verfolgen.

Das Motiv
Hinter jeder gezielten Handlung steckt ein Motiv (Was bringt es mir). Das MIR-ETWAS-BRINGEN hat mit Bedürfnissen zu tun. Die Bedürfnisse zu Partnerschaft und Sex sind fest verdrahtet, d.h. angeboren. Nur führt hier der Instinkt bei höheren Tieren und dem Menschen (auch ein höheres Tier) nicht zur Handlung, sondern zur Emotion. Die Emotion drängt uns dann zur Handlung.Beim Menschenfrauen mag ein "Kinderhunger" durchaus vorhanden sein, d.h. ein Bedürfnis nach ausgeübter Brutpflege, was sich an vielen Pferdehöfen oder Haustieren zeigt, wo Mädchen ihr Brutpflegebedürfnis ausleben können. Hier setzt dann der Intellekt an, der einer Frau sagt, wie sie dieses Bedürfnis durch Eigenproduktion sättigen kann. Aber auch hier geht es nicht um einen Fortpflanzungstrieb, sondern um den Wunsch, etwas Kleines, Niedliches, Hilfloses zu betüteln.

Streben Tiere nach Lustgewinn
Um jetzt zu einer vernünftigen Antwort zu kommen, müssen wir streng unterscheiden von welchen Lebewesen wir sprechen.So ist klar, dass Pflanzen beim Absondern von Pollen oder dem Empfang dieser Pollen am Stempel keine Lustempfindungen haben. Auch unsere eigene Maschine hat jenseits des limbischen Systems keine Lustempfindungen. Die Eizelle stöhnt nicht auf, wenn das Sperium in sie eindringt. Bei Tieren, die meist mehr Freiheitsgrade haben als Pflanzen, müssen Eizellträger und Samenproduzent irgendwie zusammenkommen und das Notwendige tun, damit eine Fortpflanzung möglich wird. Hier läuft sehr Vieles über Festprogramme, d.h. zwanghaftes Verhalten. Auf Schlüsselreize hin läuft ein instinktgesteuertes Verhaltensmuster ab. Damit das funktioniert ist Lustempfinden nicht erforderlich. Es genügt, dass die Spannung, welche der Instinktprozess zu einem Gelingen aufbaut, abflaut. So wie wenn wir nach großem Hunger ein Wurstbrötchen verzehren und dankbar spüren, wie der Hunger nachlässt.Je mehr Freiheitsgrade ein Tier in seinem Verhalten hat, je schwächer diese feste Reiz-Reaktion-Schaltung wird, desto stärker kommt die Emotion und die Belohnung "richtigen" Tuns zum Tragen. Schlechte oder keine Gefühle führen nämlich dazu, dass das Tier die entsprechende Handlung unterlässt. Wir haben in unserem Hirn spezielle Zentren, die für Belohnung zuständig sind. Die Cocainsucht beruht darauf, dass Cocain diese Zentren so anspricht, dass der Körper das als starke Belohnung wahrnimmt, was ihn motiviert, die Einnahme des Suchtstoffs immer dringender und drängender zu fordern.Es gibt keinen Lusttrieb, aber es gibt Verhaltensweisen, die zu einer inneren Belohnung führen und es gibt Verhaltensweisen, die werden vom Innendienstleiter in unserem Kopf bestraft. Darum leiden wir ja wie ein Tier, wenn eine Partnerschaft endet. Darum gibt es Heimweh oder das Gefühl, einsam zu sein. Da es für Affen nicht gut ist, allein im Dschungel herumzuhängen, drängt uns unsere Maschine, Nähe zu suchen.Dass nicht erfolgreiche Fortpflanzung Spaß macht, wissen alle, deren Frauen die Pille nehmen bzw. deren Männer ein Kondom überziehen. Unser Maschinist ist zu doof, um zu erkennen, dass diese Maßnahmen die Fortpflanzung behindern. Ihm genügt die Kopulation. Der Maschinist ist das Betriebssystem und das lernt, nach alter Väter Sitte durch Trial and Error. Wenn moderne Verhütungsmethoden lange genug am Markt sind, wird er schon ein Gegenmittel finden. Das Gegenmittel wird in der Motivation sitzen, d.h. Männer und Frauen werden dann hoch motiviert sein NICHT zu verhüten.Das Lernen geht übrigens so, dass diejenigen, denen die richtige Motivation fehlt, einfach aus Kindermangel aussterben.

Der Begriff "Trieb" ist fragwürdig
Mit dem Ausgangsbeitrag hat meine Antwort zu tun, dass es nämlich keinen Fortpflanzungstrieb gibt. Auf den Begriff "Trieb" sollte man lieber verzichten, weil er mehr verschleiert als erhellt.Sinnvoller ist von Instinkten oder Motiven zu sprechen, wobei hinter Motiven auch Instinkte stecken können.Natürlich ist Kopulation Mittel zum Zweck, nur um im Bild zu bleiben, sind die Motive des Systems andere als die Motive des Lebewesens. Menschen haben Sex, weil es Spaß macht, weil sie Sex brauchen, weil ihnen Sex Zugang zu anderen Wohltaten sichert. Eine solche Wohltat kann auch Brutpflege sein.Das Bedürnis nach Brutpflege muss nicht zu Kindern führen. So befriedigen Radfems ihr Brutpflegebedürfnis, ohne auf Männer angewiesen zu sein. Die Katze als Stütze des Feminismus - wäre fast gut als Buchtitel

Emotionen bei anderen Lebewesen
Ich kann über das Seelenleben von Pflanzen nur spekulieren. Ich weiß aber, dass die Sekretion meiner Darmzellen emotionslos geschieht, wie auch die Spermienproduktion. Emotionen zu generieren ist aufwändig, drum vermute ich, dass sie dort fehlen, wo keine Notwendigkeit besteht.Bonobos sind höhere Tiere mit vielen Freiheitsgraden, weswegen Emotion und Motivation eine große Rolle bei der Verhaltenssteuerung spielen.Belohnung kann auch die Abwesenheit von Mißempfindungen sein.Der Begriff Trieb ist deswegen so schwierig, weil er uns dazu verleitet, hinter jeder beobachteten Handlung einen Trieb zu suchen.Niemand käme auf den Gedanken, bei der Beobachtung der schwäbischen Hausfrau, die ihre Kehrwoche abarbeitet, einen Putztrieb zu vermuten. Sie putzt nämlich nicht um des Putzens willen, sondern a) weil sie es sauber mag oder b) weil sie fürchtet, bei Nichtputzen, bei den Nachbarinnen als Butzel (Butzsau) zu gelten oder weil sie c) es ihr ein gutes Gefühl gibt, die Hausordnung einzuhalten.

Glück und Leid der Amöben
Ich möchte nicht weiter spekulieren, ob Amöben, also Einzeller, Glück oder Leid empfinden, ob sie überhaupt irgend etwas empfinden. Und Wahrnehmung von Energie, das klingt schon ziemlich esoterisch.Unsere Begrifflichkeiten sind oft nicht korrekt. So verwenden wir Fühlen, im Sinne von Messen und Fühlen im Sinne von Empfinden. Sicherlich sind Einzeller in der Lage, wichtige Merkmale ihrer Umgebung zu messen, z.B. die Temperatur oder den Nährstoffgehalt. Auch werden sie auf solche Messergebnisse reagieren, aber so, wie ein Prozessor auf Reizungen seiner Füsschen reagiert, logisch aber unbewußt.Empfindungen, wie wir sie verstehen, setzt ein ein Nervensystem bestimmter Komplexität voraus.Höhere Tiere, also Säugetiere, empfinden sicherlich, aber in einer Weise, die uns fremd vorkäme. Wir selbst sind empathische Lebewesen, wir emulieren "Empfindungen" unserer Mitwesen, aber nach menschlichem Muster. Da können wir bei der Beurteilung der Tiere ganz schön daneben liegen.Das Top-Sexsymbol für einen Rotkehlchenhahn ist ein roter Federbuschel. Ein Weibchen ohne roten Fleck am Hals lässt ihn vollkommen kalt. Er ist überhaupt nicht in der Lage zu erkennen, dass es sich um ein Weibchen handelt. Das einzige Signal, welches Brutpflegeverhalten der Truthenne auslöst, ist das Piep des Kükens. Gehörlose Hennen hacken nach ihren Kindern und bringen sie um.Eine ausgestopfte Ratte, die Piep macht wird von Hennen, die in der Lage sind das Geräusch wahrzunehmen betütelt. Emotionen sind dazu da, ein Wesen mit vielen Freiheitsgraden in die notwendige Richtung zu lenken. Würden wir keinen Hunger verspüren, wir würden beim Gehen umfallen und ins hypoglykämische Koma fallen. Ohne Emotionen für das Gegengeschlecht würde sich niemand binden oder paaren. Das bedeutet bei wichtigen Funktionen, je größer unsere Freiheit, desto stärker die Emotionen, die notwendige Handlungen fördern.Da es unter den modernen Bedingungen kaum noch rationale Gründe für das Zusammenleben von Mann und Frau gibt, werden die autonomen Typen aussterben, da sie lieber für sich leben. Die Überlebenden werden ein anderes Gefühlsmuster besitzen, welches Paarbildung, Zeugung und Kinderaufzucht fördert.

Der freie Wille
Messungen zeigen, dass Entscheidungen im Körper bereits Reaktionen nach sich ziehen, bevor dem Entscheidenden die Entscheidung selbst überhaupt bewußt wird. Das lässt die Frage nach dem freien Willen aufkommen.
Nun, ich denke, der freie Wille ist weit weniger frei, als es scheint.Nur das genannte Experiment beweist das nicht. Der Sinn des beschriebenen Phänomens ist nämlich, die Zeit zwischen Entschluss und der Reaktion der Nerven-Muskel-Einheit so kurz zu gestalten, dass uns die Verzögerung nicht bewußt wird. Ansonsten hätten wir permanent das Gefühl, gegen einen Muskelwiderstand anzukämpfen. Das System nimmt voraussichtliche Handlungen vorneweg, wenn Hinweise auftreten, die ein bestimmtes Reaktionsmuster erwarten lassen.Der Mensch ist aber auch keine Instinktmaschine, wohl aber setzt unser Intellekt auf einem animalischen Kern auf, der Instinktgetrieben ist. Und auch das, was wir Intellekt nennen hat mindestens zwei Seiten, die induktive, logisch aufbauende und die deduktive, aus Erfahrung und Beobachtung lernende.

Die Macht der Gene
Ich denke nicht, dass es EINEN Faktor "Kinder und Familie haben wollen" gibt, so eine Art Kinder-Wollen-Gen. Ich denke aber, dass es eine Summe genetisch festlegbarer, also vererbbarer, Merkmale gibt, die den Wunsch nach Familie und Kindern fördern.Da ist zum einen die heterosexuelle Veranlagung, d.h. die Anziehungskraft durch das Gegengeschlecht. Dann die Sehnsucht nach Nähe. Das Bedürfnis nach Geselligkeit. Das Brutpflegebedürfnis der Frauen. Usw., usw.Das Ganze ist ein multifaktorielles Geschehen.Aber ganz klar, Verhütungsmittel wirken auf die Art wie eine neu aufgetretene Seuche. Der todbringende Faktor ist in diesem Fall keine immunologische, sondern eine mentale Schwäche, eine Schwäche der Emotionalität. So was ist der Evolution zugänglich.

Gefühle und ihre Wahrnehmung
Das Gefühl, das wir wahrnehmen ist nur die Spitze des Eisbergs. Oft nehmen wir Gefühle nicht wahr, deren physiologische Reaktionen schon sehr intensiv abgelaufen sind, z.B. Stressreaktionen.Frauen speziell nehmen oft sexuelle Reaktionen ihres Körpers nicht wahr und verleugnen diese gar. Gefühle wie Hass oder Angst können verdrängt werden, bleiben aber dennoch in ihrer Basis vorhanden und schaden der Seele und dem Körper.Natürlich treten Gefühle in unterschiedlicher Intensität auf. Die Intensität spiegelt ihre augenblickliche Bedeutung wieder. Wer starken Durst verspürt, wird andere Empfindungen eventuell schwächer wahrnehmen. Nicht umsonst sagt man, Durst ist schlimmer als Heimweh.Mit Positiv oder Negativ wäre ich vorsichtig. Angenehm oder Unangenehm wäre vielleicht passender. So ein richtiger Hass kann sich gut anfühlen, wenn die Alternative dazu Hoffnungslosigkeit heißt. Liebe kann extrem schmerzen und traurig stimmen.Man kann die Gefühlswelt auch mit Gedanken manipulieren. Der Körper vertraut unserem Urteil oder dem Urteil von Autoritäten. Der Spruch der Mutter "Das ist ja gar nicht schlimm." wenn das Kind sich das Knie aufgestoßen hat, ist auch schmerzlindernd. Es tut zwar immer noch weh, aber schon nicht mehr so sehr.

Wie schnell ändert sich der Genpool der Art hinsichtlich eines genetisch gesteuerten Verhaltens
Ich muss gestehen, dass ich mich viel mit diesen Themen befasse, mich hier jedoch auf ungesichertem Boden bewege, jedenfalls was meinen Kenntnisstand betrifft.Dass so ein Prozess um die 5 Generationen dauert hätte ich auch vermutet, dass es 6 oder 7 sind erscheint mir auch vertretbar. Alles hängt davon ab, wieviel der gewünschten Merkmale schon in der Population vorhanden sind. Was man aber wissen muss ist, dass derjenige, der eine hohe Kinderzahl kulturell absichert, denen, die auf evolutionäre Prozesse warten müssen, immer weit voraus ist. Das ist ja gerade der Nutzen kultureller Mechanismen, sie greifen schnell. Hassen, Ali und Mohammad haben also gute Chancen, das Rennen zusammen mit Fatimah und Aische zu machen.

Selektion ist Zucht
Jede Partnerwahl ist Zuchtwahl, den jede Partnerwahl mit Kinderfolge beeinflusst die Merkmale der Folgegenerationen. Darum sind Kenntnisse aus der Tierzucht durchaus zu übertragen.Triebkräft der Evolution sind oft kleine Gruppen. Aus solchen "Keimzentren" heraus kann sich ein Volk dadurch erneuern, dass diese Gruppen die anderen ersetzen. Das Emotionale fußt in den Genen. Gene bestimmen die Stärke und Reiz-Reaktions-Kurve von Emotionen. Wie stark leide ich unter dem Alleinsein. Verschwindet dieses Gefühl auf die Dauer. Wie lange dauert es, bis dieses Gefühl verschwindet. Wie glücklich macht mich die Nähe eines Sexualpartners. Wie stark ist die emotionale Abhängigkeit zwischen uns Beiden. Solche Fragen sind sehr stark, wenn auch nicht ausschließlich, genetisch geprägt.Gene erhöhen die Wahrscheinlichkeit für ein bestimmtes Emotionsmuster. Dieses kann natürlich durch entsprechende Lebenserfahrungen noch ganz stark verändert werden bis zu dem Punkt, wo ein Mensch ganz gegen seine Emotionalität lebt und dafür mit Neurosen bezahlt.Wie oben schon angedeutet, bilden sich in Völkern Ghettos, d.h. abgegrenzte Gruppen, die nur innerhalb ihrer Lebensräume sich bewegen. Man sieht das bei Politik und Medien. Die dort versammelten leben ein ganz anderes Leben als die Masse des Volkes. Ihre Probleme sind nicht die Probleme des Volkes. 95% der Frauen in Deutschland wissen nicht was Gender Mainstreaming ist und würden, wüssten Sie es, die Ziele und Methoden dieses Programmes ablehnen.

Emotionen und Evolution
http://www.psych.ucsb.edu/research/cep/emotion.htmlUnter dem genannten Link finden sie einen Artikel, der sich mit Emotionen und Evolution befasst.Es gibt kein Bedürfnis, die Art zu erhalten. Es ist eher umgekehrt, d.h. die Emotionen sind so gestaltet, dass das von ihnen gelenkte Verhalten (Lenkung durch Förderung oder Hemmung) der Arterhaltung dient. Zu Deutsch: Wer falsch fühlt, fliegt aus dem Rennen, da es sich unangemessen verhält.

Streben Tiere nach Macht
Ich würde nicht von Macht sprechen, es geht um Dominanz, um Über- und Unterordnung, Aggression und Furcht. Das Streben nach Macht ist ein menschliches Phänomen, bei dem es zwar auch um Dominanz oft aber auch um Gestaltungsfreiheit geht.Das Streben nach Wohlgefühlen, ich weiß nicht? Bei Tieren muss das keine große Rolle spielen. Es ist eher die Entspannung, die nach erfolgreichem Ablauf eines Instinktprozesses einsetzt. Aber das Tier reflektiert sein Tun nicht, so nach dem Motto, hach das war Fein, das mache ich irgendwann wieder. Das Tier handelt, wenn ein innerer Befehl es drängt. Natürlich kann es auch hier zum Wiederholungszwang kommen, auch Tiere sind suchtgefährdet.Bei höheren Tieren, also Menschen und Affen, spielen Emotionen eine immer größere Rolle, wobei der Mensch in der von ihm geschaffenen komplexen Welt, den Emotionen nicht mehr blind vertrauen kann, im Gegenteil, oft muss er seine Emotionen beherrschen, sie würden sonst Schaden anrichten. Das ist der Kern dessen, was als Erbsünde gilt, die Spannung zwischen Sollen und Wollen.
Dominanz und Unterordnung sind Beziehungsphänomene zwischen Individuen. Macht, die Fähigkeit zu geben oder zu nehmen, ist etwas anderes. Macht setzt abstraktes Denken voraus. Macht ist virtuell. Macht geht in Richtung Massenphänomene. Mag beim Menschen hinter dem Streben nach Macht auch noch der alte Instinkt des Dominanzstrebens sitzen, so ist Machtstreben kühler. Macht erzeugt Einsamkeit und kann nur in der Einsamkeit gedeihen. Dominanz erzeugt Nähe, alle wollen einem nahe sein.

Gefühlswelt der Tiere
Was die Emotionalität betrifft, so müssen wir immer streng unterscheiden, um welche Tiere es sich handelt. Wir wissen nicht, was Vögel fühlen, wenn sie ihr Balzritual ausführen. Wir wissen es nicht.Die Katze weiß nicht, dass sie Kater anlockt, wenn sie rallig ist und schreit. Sie schreit, weil ihr nach schreien zumute ist. Sie hat ein Hungergefühl, weiß aber nicht wonach. Bei Menschen ist das anders. Sie wissen was gespielt wird, wonach sie suchen. Sie planen.Geheimrat ist ein lustiges Wort, ich nennen den Innendienstchef Schorsch, den Hausmeister.Das Limbische System ist nur der Ort, wo die Emotion für unsere Benutzeroberfläche generiert wird, sozusagen eine Einheit aus Grafikkarte und Monitor. Aber aufgerufen werden die Emotionen von tieferen Schichten. Unser Kopf gleicht einem Parlament. Da gibt es viele Interessen, viele Tendenzen und alle tragen sie DEM ENTSCHEIDER vor. Der Entscheider ist nicht der Intellekt. Wie bei der Mafia ist der Intellekt der Dottore, der Anwalt, der Akademiker. Er vertritt die Ratio. Der Entscheider hört sich alles an, gewichtet auf der Basis ererber und erworbener Informationen und entscheidet dann. Es gibt auch einen Ankläger, einen Satan, das ist der Richter. Der Richter soll uns helfen, in unserer sozialen Umgebung zurecht zu kommen. Er sammelt die ungeschriebenen und die geschriebenen Gesetze und Regeln. Schuld und Scham sind seine Hebel. Der Schorsch hingegen ist die Stimme der Hardware, das Tier in uns. Eigentlich ist er auch DER ENTSCHEIDER, aber wie bei der Dreifaltigkeit ist die Entscheiderfunktion nur ein Teil seines Wesens. Er entscheidet nämlich nicht nur, er will auch eine ganze Menge. Und wenn er bekommt, was er will, dann schnurrt er freundlich. Und obwohl er unglaublich treffsicher entscheidet ist er doch brunzedumm, kann keinen Gedanken des Intellekts nachvollziehen, eigentlich sind sie ihm auch egal, es sei denn wir denken an sensible Dinge, indem wir Geschichten erzählen, die der Schorsch kennt, dann ruft er die Empfindungen auf, die zu diesen Geschichten passen. Darum empfinden wir etwas, wenn wir Romane lesen. Darum erschrecken wir bei Horrorfilmen. Da werden die alten Freßfeinde angesprochen. Und wenn wir nackte Körper sehen, dann stellen wir uns aufs Poppen ein. Tscha, so ist das.

1 Kommentar:

Edith hat gesagt…

Herzlichen Dank für die interessanten Ausführungen zum viel zitierten Fortpflanzungstrieb. Leider sind meine Englischkenntnisse nicht ausreichend, um den Artikel Evolutionary Psychology and the Emotions (http://www.psych.ucsb.edu/research/cep/emotion.html) so zu verstehen, dass ich mitdiskutieren könnte. Die Aussage, so entnehme ich deinen Zeilen, scheint jedoch zu sein:

"Es gibt kein menschliches Bedürfnis, die Art zu erhalten. Es ist eher umgekehrt, d.h. die Emotionen sind so gestaltet, dass das von ihnen gelenkte Verhalten (Lenkung durch Förderung oder Hemmung) der Arterhaltung dient."

Damit, wenn ich korrekt interpretiere, will eigentlich gesagt sein: Es gibt keinen menschlichen Fortpflanzungstrieb per se...

und...

...dem Menschen wäre bzw. ist von Natur aus gegeben, dass er dem Leben dienen, es liebevoll mitgestalten und zur Arterhaltung beitragen möchte - durch Förderung oder Hemmung bestimmter Verhaltensweisen.

Zu Deutsch könnte man sagen: Wer umprogrammiert wurde bzw. sich gedanklich gegen die menschliche Natur auflehnt, der denkt, fühlt und verhält sich unnatürlich bzw. unmenschlich und fliegt irgendwann aus dem Rennen, da er sich unangemessen verhält?!