Wer es über sich bringt, 370 Seiten einer wirklich lesenswerten Doktorarbeit zu goutieren, der findet all das bestätigt, was in der Welt der Political Correctness als Teufelswerk gilt, z.B. dass Frauen mehr auf wirtschaftlichen Erfolg und Männer mehr auf sexuelle Attraktivität der potentiellen Lebenspartner schauen.
Ein Punkt sollte zu denken geben: Viele Singles entsprechen nicht dem Geschlechtsbild, d.h. sind androgyn. Interessant ist, dass in fester Paarbeziehung, die Partner ebenfalls androgyn sind. Interessant, nicht wahr? Was in der Partnerschaft geht, hindert die Partnerfindung.
Für alle, denen die Zeit zu schade ist, habe ich die Zusammenfassung in den Blog gestellt.
7 Zusammenfassung
Auf der Suche nach einer neuen Lebensform ist der Single als Vorreiter oder Aushängeschild einer zunehmenden Individualisierung der Gesellschaft näher untersucht worden.
- Welche Personen leben im mittleren Erwachsenenalter, also der klassischen Familienphase, ohne festen Partner?
- Sind sie wirklich individualisierter als andere in anderen Lebensformen?
Um dies zu überprüfen wurden in der vorliegenden Arbeit Singles mit Nicht- Singles verglichen. Zum Vergleich wurde eine breite Palette unterschiedlicher Merkmale aus den Bereichen Bindungs- und Liebesvermögen, Einstellungen und Werthaltung sowie Partnerwahl- und Sexualverhalten ausgewählt.
Die untersuchten Merkmale haben sich in der sozialpsychologischen Beziehungs- und Geschlechterforschung als relevante Merkmale herauskristalisiert.
Neben dem Beziehungsstatus mit oder ohne festem Partner wurden auch das Geschlecht und das Alter beim Vergleich von Singles und Paarpersonen mitberücksichtigt. Überlegungen zur differierenden Konventionalität von Lebensformen und der vorgeschlagenen Kategorisierung von Singles u. a. nach ihrer Freiwilligkeit folgend, wurden zudem in einem zweiten Schritt freiwillige und unfreiwillige, unverheiratete und verheiratete Paare auf einer Linie miteinander verglichen.
Es wurde insgesamt 167 Personen mit und ohne festem Partner zwischen 21 und 49 Jahren im Großraum Ruhrgebiet mit Hilfe eines Fragebogens untersucht. Verwendet wurden bereist bewährte und überprüfte Skalen, die gleichzeitig wegen der diagnostizierten Dynamik des Themas jedoch auch möglichst aktuell sein sollten. Daher wurden einige bisher erst im amerikanischen Original vorliegende Skalen in eigener Übersetzung verwendet und in zwei Voruntersuchungen auf ihre teststatistische Güte hin überprüft, die sich mit wenigen Ausnahmen als so gut erwiesen, daß in der Hauptuntersuchung aus Gründen des Fragebogenumfangs einige Kurzskalen verwendet werden konnten.
Offenbar wird im varianzanalytischen Vergleich, daß vor allem in Merkmalen des Bindungs- und Liebesvermögens, wie den Dimensionen des Bindungsstils (Bindungsangst und -vermeidung) und der Tendenz, bei Beziehungskonflikten mit dem Verlassen (Exit) der Beziehung zu reagieren, Unterschiede in Abhängigkeit vom Beziehungsstatus bestehen.
Zudem sind Singles trotz durchaus vorhandenem Kinderwunsch weniger traditionell familienorientiert, d. h. sie weisen der Ehe und Elternschaft in ihrem persönlichen Lebensplan einen geringeren Stellenwerte zu, allerdings nicht unbedingt zugunsten des Berufs.
Die geschlechtsstereotypen Persönlichkeitseigenschaften sind bei ihnen anders als bei den 344 Paarpersonen eher untypisch verteilt - weibliche Singles sind recht androgyn, männliche Singles vor allem wenig maskulin.
Deutlich wird generell bei den Merkmalen von Einstellung und Werthaltung wie der Geschlechtsrollen- und Sozialen Dominanz Orientierung, daß weniger der Beziehungsstatus als vielmehr das Geschlecht der Befragen ausschlaggebend ist - Männer sind insgesamt konservativer eingestellt als Frauen.
Anders als erwartet unterscheiden sich Singles und Paare nicht in ihrem Partnerwahlverhalten wie im globalen Anspruch oder inhaltlichen Qualitäten, die sie bei einem potentiellen Partner wünschen; sie finden sich auch nicht weniger attraktiv; hier sind vor allem die Frauen anspruchsvoller, legen insbesondere Wert auf Ehepartner-Qualitäten und fühlen sich attraktiver.
Allerdings verhalten sich Singles sexuell weniger restriktiv als Paarpersonen, wobei Männer grundsätzlich freizügiger eingestellt sind. Alles in allem fühlen sie sich jedoch mit ihrer derzeitigen Lebensform weniger wohl - sind weniger glücklich und einsamer - als diejenigen mit einer festen Paarbeziehung.
Generell erscheint jedoch die einfache Unterscheidung nach dem Beziehungsstatus zu kurz gegriffen - es zeichnet sich ein komplexes Muster von Parallelen und Divergenzen zwischen den vier Subgruppen ab, in denen sich wenn, dann die Lebensformen am ehesten wohl entlang ihrer Konventionalität unterscheiden, sich also freiwillige und unverheiratete Paare sowie unfreiwillige Singles und verheiratete Paare ähneln. Der Einfluß des Alters ist weniger gravierend.
Zusammengefaßt unterstützen die Ergebnisse das Verständnis vom Single-Dasein als Lebensphase, nicht als dauerhaft angestrebte Lebensform (wobei dies neben Konsequenzen für die Individualisierungsthese im übrigen auch Implikationen für die theoretische Stabilität der Konstrukte der Beziehungsforschung beinhaltet).
Singles sind weniger zufrieden mit ihrem Leben und streben durchaus auf kürzere oder längere Sicht wieder eine Partnerschaft an. Das Bild einer atomisierten Gesellschaft von Einzelwesen läßt sich keines Falls bestätigen, deutlich aber das einer dyadischen Paargesellschaft mit erwünschten Kindern.
In Zukunft sollte der Dynamik von Lebensformen über ve rschiedene Lebensphasen und der von beziehungsbezogenen Konstrukten mehr Beachtung geschenkt werden, wobei insbesondere der Beziehungsstatus stärker in das Blickfeld rücken sollte.
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