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Alle Schlagzeilen » | Dienstag, 9. Januar 2007 |
Ethnische Gruppen: Genaktivität macht den Unterschied
von Netdoktor.de
London (ddp). Die Unterschiede im Erscheinungsbild verschiedener ethnischer Gruppen werden nicht nur von der genetischen Hardware, sondern auch von der Software geprägt: Neben der Abfolge der Bausteine im Erbgut unterscheiden sich die Gruppen auch dadurch, wie häufig welcher Anteil der genetischen Information abgelesen und verwendet wird, haben amerikanische Forscher gezeigt. So waren unter knapp 4200 analysierten Genabschnitten mehr als 1000, deren Aktivität bei Menschen mit europäischer Abstammung deutlich von der bei Menschen mit asiatischem Hintergrund abwich. Diese unerwartet großen Unterschiede könnten erklären, warum bestimmte ethnische Gruppen anfälliger für Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder Mukoviszidose sind, glauben die Forscher um Richard Spielman von der Universität von Pennsylvania in Philadelphia. Über ihre Arbeit berichtet der Onlinedienst des Fachmagazins «Nature». 4197 Gene verglichen die Forscher in drei Probandengruppen mit europäischer, chinesischer und japanischer Abstammung. Dabei interessierten sie sich nicht für Unterschiede in der Sequenz, also der Bausteinabfolge des Erbmaterials, sondern für Abweichungen der Aktivität der einzelnen Gene. Da das Muster an- oder ausgeschalteter Erbgutabschnitte bestimmt, wann die Zelle wie viel von welchem Eiweiß produziert, prägt es maßgeblich die Eigenschaften des jeweiligen Körpergewebes. Das Ergebnis der Analyse: Während das Aktivitätsmuster bei den beiden asiatischen Gruppen nahezu identisch war, wich es im Vergleich dazu in der europäischen Gruppe bei mehr als einem Viertel der ausgesuchten Gene deutlich ab - ein Ausmaß, das selbst die Forscher überraschte. Verantwortlich dafür könnten kleine, aber charakteristische Abweichungen in der Bausteinabfolge so genannter regulatorischer Bereiche sein, zeigte eine anschließende Analyse von Erbgutabschnitten in der direkten Nachbarschaft der unterschiedlich aktiven Gene. Solche regulatorischen Sequenzen steuern das Verhalten von Genen, ohne dabei selbst Informationen für den Bau von Eiweißen zu enthalten. Die Forscher entdeckten, dass einige dieser Abweichungen in bestimmten ethnischen Gruppen sehr viel häufiger auftraten als in den anderen. Sie halten sie daher für viel versprechende Kandidaten bei der Suche nach der genauen Ursache der ethnischen Unterschiede. Dank der Arbeit des so genannten Internationalen HapMap-Projektes, dessen Ziel das Verständnis der genetischen Vielfalt des Menschen ist, konnte bereits im vergangenen Jahr eine Reihe von Sequenzunterschieden im Erbgut verschiedener ethnischer Gruppen identifiziert werden. Die neuen Ergebnisse zeigten nun, dass zusätzlich auch das unterschiedliche Verhalten identischer Gene die Variationen im Erscheinungsbild prägt.
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