Montag, 22. Januar 2007

Geschlecht als Konstruktion - Nur für Intellektuelle

Vor dem folgenden Text sei gewarnt!
Sollten sich beim Lesen in den Hirnwindungen leichte Verknotungen zeigen, so liegt das an den Formulierungen. Banalitäten kompliziert ausgedrückt, so könnte man das nennen. Geistige Onanie.
Aber wenn es sich der geneigte Leser antun will, bitte sehr:


GESCHLECHT ALS KONSTRUKTION
Eine Annäherung aus der Sicht des Radikalen
Konstruktivismus und der soziologischen Systemtheorie
Sibylle Moser (Wien)

Für alle, die es sich leicht machen möchten, hier ein paar Anmerkungen vom DschinDschin:

Wir sind uns einig: Geschlecht ist eine Kontruktion.
Die Frage ist, wer konstruiert und warum?
Da ist erst mal die sexuelle Fortpflanzung und alles, was dafür erforderlich ist. Das ist erst mal nicht viel, wie meine früher gepostete Geschichte von der Genesis zeigt.
Und jetzt, ja schon jetzt, setzt die von Kultur und Gewohnheit getriebene Konstruktion ein. Wenn es für das Leben einer Sippe sinnvoll ist, dass der Mann schlank und sportlich ist, die Frau jedoch fett und sorgend, dann werden die schlanken, sportlichen Männer eine höhere Rangstufe in der Sippe einnehmen, als die fetten, unsportlichen, und die fetten, sorgenden Frauen eine bessere Partie darstellen, als die dünnen, sportlichen, nichtsorgenden. Dann verändern sich die Fortpflanzungschancen, je nach Genausstattung und die Kombinationen Y-Chromosom = schlank und sportlich, kein Y-Chromosom = fett und sorgend werden sich in der Population stärker verbreiten als andere Kombinationen. Sollte dann die Sippe, mit dieser Präferenz überlebensstärker, kinderreicher sein als Sippen, die andere Modelle fahren, dann hat sich die Sache erledigt und die Ungleichheit der Geschlechter nimmt ihren Lauf.
Ist ein bestimmter Phänotyp erst mal am Markt, dann hat das weitere Folgen.
Stehen als Musikinstrumente nur Klaviere rum, dann bringt das Einschränkungen für die Komponisten und die Musiker mit sich. Das bedeutet, die Art und Weise, wie sich eine Gesellschaft organisieren will, und zwar mit dem Ziel nachhaltigen Überlebens, wird durch die Eigenschaften ihrer Mitglieder bestimmt. Es wäre fatal, würde man den schlanken, sportlichen Mitgliedern die Aufgaben zuordnen, für welche die fetten, sorgenden Mitglieder besser geeignet sind und umgekehrt. Andererseites hat die gesellschaftliche Rolle wieder Folgen für die Genausstattung. In bäuerlichen Gesellschaften hat der intellektuelle Typ, der vergeistigte, vielleicht noch die Chance als Schamane zu reussieren, ansonsten bleibt er der eindeutige Verlierer gegen die kräftigen, praktisch veranlagten Bauernschlauen.
Wir erkennen, zwischen Genen und Kultur bestehen Wechselwirkungen, so wie zwischen Printmedien und der zahlenden Leserschaft. Einerseits prägt eine Zeitung die Meinung ihrer Leser. Andererseits muss sie auf die Meinungen ihrer Leser Rücksicht nehmen, will sie diese nicht vergraulen und als Leser verlieren. Würde die taz auf Stil und Inhalt der Nationalzeitung wechseln, hätte sie ein ernstes Problem.
Natürlich lohnt es sich, darüber zu spekulieren, warum der Mann als die Regel (mankind=Menschheit) und die Frau als die Ausnahme, das Besondere (woman) gesehen wird. In diesem Zusammenhang können wir auch der Frage nachgehen, warum Frauen stärker das Kindchenschema im Phanotyp tragen (z.B. die zarte, glatte Haut) als Männer. Die Tatsache, dass es weltweit keine nennenswerte Menschengruppe gibt, bei welcher die Frauen groß, mit dunkler Stimme und Haaren auf der Brust versehen und die Männer klein, mit Kindergesichtern und hellen Stimmen versehen sind, diese Tatsache sollte uns zu Denken geben.
Denn auch, wenn Geschlecht eine Konstruktion ist, so gibt es offenbar Konstruktionen, die nachhaltig überlebensfähig sind und solche, die nicht. Dass der massige Frauentyp mit tiefer Stimme und Oberlippenbart durchaus im Repertoire der göttlichen Konstrukteure vorhanden ist, beweist sein Vorhandensein in der Population. Die Möglichkeit ist also vorhanden, nur wird sie kaum realisiert. Auch das eine Frage zum Nachdenken.
Noch was zur Philosophie: Sie ist immer ein Kind ihrer Zeit, denn sie wurzelt in den akademischen Gemeinplätzen und Vorurteilen ihrer Zeit, welche sie als Axiome verwendet. Ansonsten sagt jede Philosophie viel über den Philosophen und wenig über den Sachverhalt, mit dem sie sich beschäftigt.

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