Montag, 17. August 2020

Glaubensbücher sind Literatur - sonst nichts!

 Bildende Kunst, darstellende Kunst und Literatur bzw. Erzählung entspringen den Bedürfnissen und den Fähigkeiten der Menschen, die solcherlei schaffen und die solcherlei konsumieren.

Und diese kulturellen Leistungen des Menschen haben tiefgreifende Wirkungen auf den Menschen, sein Weltbild, sein Selbstbild, sein Denken und Fühlen.

Kunst, wozu ich die Literatur mitzähle, ist Macht. Die Macht der Bilder, die Macht der Figuren und Gebäude, die Macht des Theaters, der Dichtung, der Bücher und Erzählungen, keine Herrschaft kommt dauerhaft ohne Bezug darauf aus.

Ganz besonders gilt das in den Sphären der Religionen und Ideologien, die ja nichts anderes sind, als für wahr befundene Erzählungen.

So wurde das Alte Testament verfasst etwa um 600 vor Christus um die Herrschaft der Könige von Juda zu legitimieren.

Keine Posaunen vor Jericho

Das Neue Testament wurde letztlich von Paulus unter hellenistischem Einfluss geprägt und, weil es nun staatskompatibel war, von Konstantin als Legitimation zur Herrschaft entdeckt und zur Staatsreligion erklärt.

Der Islam hingegen entstand zwischen 700 und 800 nach Christus aus den Heilslehren der Christen in Syrien, welche bestimmte Konsilbeschlüsse, so die Gottesebenbürtigkeit von Jesus und die Dreieinigkeit nicht mitgehen wollten und konnten. Einige dieser Gemeinden wurden als Folge persischer Überfälle in den Irak verschleppt, kamen dort unter den Einfluss der persischen Religion des Zoroastrismus. Dort wurden der Koran und die Hadithen verfasst, wobei die Hadithen unseren Evangelien entsprechen, die Evangelien als Jesusgeschichten, die Hadithen als Mohammedgeschichten. Auch hier diente die Religion der Legitimation der Herrschaft, nämlich der Omayyaden in Damaskus und der Abbasiden in Bagdad.

Kein Glaubensbuch ist Gottes Wort, denn Gott lallt, nuschelt und irrt nicht!!!

Alle Glaubensbücher sind voller Irrtümer, voller Denkfehler, voller Widersprüche. Sie sind Menschenwerk, sie sind Literatur. Da wir die Gottheit nicht erfassen können, nicht fassen können, versuchen wir sie in Geschichten fassbar zu machen. Und diese Geschichten liefern uns dann, was wir so dringend benötigen: Heimat, Rat, Wegweisung, Sicherheit, Trost, Gewissheit.....

Und nicht vergessen: Wenn der Mensch zu Gott spricht, so ist das Frömmigkeit. Wenn aber Gott zum Menschen spricht, dann ist das Schizophrenie.

Es gibt ein wunderbares Buch zum Islam, das ich gelesen habe und nur weiter empfehlen kann:

Der missverstandene Koran

Das soll niemanden davon abhalten, ein erfülltes Glaubensleben zu führen, die Gebote seiner Religion ernst zu nehmen und sich mit Hilfe seines Glaubensbuches auf Gottsuche zu machen.

Ich z.B. bin Christ, evangelischer Christ, also quasi Halbjude, weil die Zentrierung auf die Schrift und ihre Auslegung ist ja ein besonderer Zug des Judentums. Der evangelische Christ will nicht nur glauben, er will wissen, Gottes Willen nämlich, den er in der Schrift zu finden hofft. Und er ist ein Jesusjünger. In den Augen der Muslime begeht er damit natürlich eine Todsünde, denn neben Gott darf es keinen weiteren Gott geben. Wenn ich Jesus aber zu Gott mache, ist das keine monotheistische Religion mehr. Das mit der Dreieinigkeit soll den Mangel heilen, aber wie gesagt, die Christen stehen auf dünnem Eis.

Aber seien wir doch ehrlich: Ist das nicht egal!!!

Denn natürlich ist Gott der Einzige (Islam), der Gerechte (Juden), der Gnädige (Christen), der Liebende (Maria) und leider Gottes auch der Strafende. Wobei das Unheil, das uns ereilt selten Strafe sondern meist eben Unglück ist, Folge der Freiheit aller Dinge im Universum. Manchmal hält uns aber eben nur die Furcht vor Strafe auf dem Pfade der Tugend.

Was übrigens die Wahrheitsfindung in historischen Fakultäten betrifft hier ein Text aus o.g. Buch:

Forschungsfreiheit gibt es an Universitäten nur als formale staatliche Garantie der Nichteinmischung für die gesamte Organisation, aber nur für wenige Einzelne. Institutsleiter und Lehrstuhlinhaber bestimmen die Richtung. Manchmal wird nach Gutsherrenart geführt, manchmal ist die Kontrolle subtil. Wer nicht folgen will oder kann - auch moralische Dilemmata kommen vor - wird ausgestoßen oder packt gleich selbst seine Sachen. Ein Universitätsinstitut ähnelt einem Tendenzbetrieb wie Kirche oder Zeitung. Ein Wissenschaftler überlegt sich tunlichst schon am Beginn seiner Laufbahn, z.B. bei der Wahl des Dissertationsthemas, ob er dem Kurs seines verehrten Lehrers, der meistens auch sein Vorgesetzter ist, folgen will. Wenn er irgendwann feststellen sollte, dass er einem Irrtum aufgesessen war und er nun die ganze Richtung für falsch hält, ist seine Lage schwierig. Abweichung vom eingeführten Denken kann zur Existenzvernichtung führen.