Sonntag, 2. März 2008

Gehaltsdiskriminierung von Frauen - ein Mythos

Diesen Artikel habe ich bei Opinio gefunden, und da ich ihm eine weite Verbreitung wünsche, stelle ich ihn komplett in meinen Blog.

Autor ist dissident


Emanzipation | 02.03.08 | 20:09 Uhr

Gehaltsdiskriminierung von Frauen - ein Mythos
von dissident | Mönchengladbach | 36 mal gelesen

Frauen werden beim Gehalt diskriminiert, heißt es immer wieder anlässlich des Welt-Frauentags. Doch stimmt das wirklich?
Im Vorfeld des Internationalen Frauentags am 8. März sind häufig Sätze wie diese zu lesen: „Obwohl wir inzwischen von einer Bundeskanzlerin regiert werden, kann von einer wirklichen Gleichberechtigung nicht die Rede sein. So verdienen Frauen bei gleicher Arbeit immer noch 23 Prozent weniger als Männer.“

Hier stellt sich zunächst die Frage, warum die Arbeitgeber dann immer noch Männer einstellen. Würden sie nur Frauen beschäftigen, könnten sie sich doch immerhin eines Viertels ihrer Lohnkosten entledigen – was gerade in der heutigen Zeit, da viele Unternehmen über einen permanenten Kostendruck klagen, für die meisten Firmen ausgesprochen verlockend sein dürfte. Selbst unter Berücksichtigung eventueller Schwangerschaftskosten.

Dennoch ist nichts davon bekannt, dass im großen Stil männliche durch weibliche Beschäftigte ausgetauscht werden. Es muss demnach für viele Unternehmen immer noch lohnend sein, Männer zu beschäftigen und dabei weitaus höhere Lohnkosten in Kauf zu nehmen – sofern die Diskriminierungsbehauptung denn stimmt.
Auf den ersten Blick tut sie das: Männer verdienen tatsächlich im Schnitt für die gleiche Arbeit gut ein Fünftel mehr als Frauen. Weiter ging vor einiger Zeit noch das Statistische Bundesamt. Dessen Erhebungen ergaben, dass Frauen in Deutschland für die gleiche Arbeit sogar etwa 30 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen verdienten. Dort wurden jedoch nicht gleiche Tätigkeiten unter gleichen Voraussetzungen innerhalb einer Firma verglichen, sondern nur, recht grob, sogenannte Leistungsgruppen. Innerhalb der einzelnen Gruppen wurden die Gehälter aufsummiert und gemittelt: über alle Berufe, alle Branchen und alle Firmen, unabhängig von der Länge der Betriebszugehörigkeit, der tatsächlich ausgeführten Tätigkeit, den geleisteten Überstunden, der Berufserfahrung usw. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren verringerte sich der Lohnabstand erheblich.
Das Statistische Bundesamt hat seine Aussage denn auch inzwischen revidiert. Wie es verlauten ließ, lassen die Gehaltsdifferenzen bei Mann und Frau nicht zwingend darauf schließen, dass Frauen für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt werden. Verantwortlich seien vielmehr Unterschiede in der männlichen und weiblichen Arbeitnehmerstruktur. Diese seien beispielsweise gekennzeichnet durch Unterschiede im Anforderungsniveau, der Verteilung auf besser und schlechter bezahlte Wirtschaftszweige, der Größe der Unternehmen, der Zahl der Berufsjahre, der Dauer der Betriebszugehörigkeit und des Ausbildungsniveaus.
Es gibt mehrere Studien, die in die gleiche Richtung gehen. Laut dem "Frauen-Daten-Report" der Hans Böckler-Stiftung aus dem Jahr 2005 zufolge verdienen Frauen in Westdeutschland auf den ersten Blick 23 Prozent weniger als Männer, in Ostdeutschland sind es 10 Prozent. Das Gros dieser Differenz ist jedoch auf Faktoren wie Berufswahl, Branche, Dauer der Betriebszugehörigkeit und niedrigere Wochenarbeitszeit von Frauen zurückzuführen. Frauen üben außerdem seltener als Männer Tätigkeiten aus, für die es Schmutz-, Lärm- oder Gefahrenzulagen gibt; sie arbeiten seltener im Schichtdienst und machen weniger Überstunden.
Rechnet man all das heraus, bleiben laut „Frauen-Daten-Report“ ein Drittel (im Westen) bzw. ein Viertel (im Osten) übrig, das nicht durch solch strukturelle Unterschiede erklärt werden kann. Das sind gerade mal 7,7 bzw. 2,5 Prozent – wobei der „Frauen-Daten-Report“ nicht einmal die Überstundenbelastung berücksichtigte, die den Unterschied zwischen den Geschlechtern weiter dahin schmilzen lässt. Spätestens an dieser Stelle wird klar, warum von einer Gehaltsdiskriminierung von Frauen nun wirklich keine Rede sein kann.
Dennoch kommt es vor, dass Männer mehr verdienen als Frauen. So wie der umgekehrte Fall ebenfalls vorkommt. So schrieb der UNI-Spiegel in seinem Bericht „Die Legende von den armen Frauen“ (13. Oktober 2005): „Das Gehaltsgefälle zwischen Männern und Frauen ist empörend ungerecht, lautet die gängige Meinung. Stimmt so pauschal aber nicht, wie der Gehaltsreport zeigt: In vielen Berufen sind die Unterschiede minimal, in manchen überflügeln Frauen ihre männlichen Kollegen sogar.“ Und nennt als Beispiel den Bereich Personalentwicklung, in dem Frauen im Schnitt 2.300 Euro pro Jahr mehr verdienen als ihre männlichen Kollegen.
Wenig bekannt ist auch der Umstand, dass teilzeitbeschäftigte Frauen teilweise mehr verdienen als Männer. So klärt uns der „Gender-Datenreport“, den das Bundesfamilienministerium 2005 veröffentlichte, auf: „Unter den Teilzeitbeschäftigten kehren sich die Verdienstrelationen von Frauen und Männern zum Teil um (…). So liegt der Bruttojahresverdienst von Frauen, die weniger als 18 Stunden pro Woche arbeiten, 2002 bei 122 Prozent des Verdienstes von Männern in dieser Beschäftigungsform. Bei einer Teilzeitbeschäftigung über 18 Stunden pro Woche erreichen Frauen in Deutschland immerhin 96 Prozent des Männerverdienstes“ (S. 178).
Dennoch kommt es sicherlich häufiger vor, dass Männer mehr verdienen als Frauen. Was weniger mit Frauendiskriminierung zu tun hat als mit der Tatsache, dass zumindest in der „freien“ Wirtschaft die Geschlechtszugehörigkeit kein Entlohnungskriterium darstellt, dafür jedoch Leistung und Motivation. Wenn die im Schnitt bei Männern nun einmal höher ist als bei Frauen (siehe Karrierebereitschaft und deutlich höhere Zahl an Überstunden) – mit entsprechenden Folgen für die Entlohnung –, welcher vernünftige Mensch hat damit ein Problem? Nicht umsonst heißt es: Jeder ist seines Glückes Schmied. Und das beginnt bei einer geeigneten Berufswahl und setzt sich mit Engagement im Beruf fort. So wie es für viele Menschen ja auch kein Problem darstellt, dass beispielsweise Mädchen in der Schule für die gleichen Leistungen bessere Noten bekommen als Jungen, wie unlängst eine Studie des Bundes-Bildungsministeriums herausfand. (Das hat zwar direkt nichts mit den Gehältern von Männern und Frauen zu tun. Aber während man hier eine Diskriminierung beklagt, die bei genauer Betrachtung der Fakten gar keine ist, übersieht man dort eine durch Studien belegte direkte Diskriminierung recht großzügig.)
Die höhere berufliche Motivation und Leistung von Männern hat zweifellos reale und nachvollziehbare Gründe. Denn trotz allen Geredes von Emanzipation und Gleichstellung verinnerlicht das Gros der modernen Frauen nur zu gerne das gute alte Bild vom männlichen Ernährer und Hauptverdiener und stellt die eigenen Berufs- und Karrierepläne daher gerne – nicht selten auch aus Bequemlichkeit - zurück. Die Folgen dieser privaten und freiwilligen Entscheidungen brauchen nicht zu verwundern. André F. Lichtschlag schreibt in seinem Artikel „Der Kommissar geht um“ (eigentümlich frei Nr. 76 vom Oktober 2007): „Beinahe die Hälfte aller arbeitenden Frauen in Deutschland gehen einer Teilzeitbeschäftigung nach. Unter den Männern sind es nur 15 Prozent. 83 Prozent aller Familien streben an, dass der Mann möglichst Vollzeit und die Frau möglichst Teilzeit arbeitet. Darüber hinaus soll sie sich dann stärker um Kinder und Haushalt kümmern. Die überwiegende Mehrheit der Frauen verzichtet ganz bewusst auf einen Teil des Einkommens, um ihre Zeit für einen Zweck zu investieren, der ihr wichtiger ist. Dies gilt mehr noch für die Familien und in den Zeiten, in denen die Frau lieber ganz zuhause bleibt. Wenn sie dann oft in Teilzeit in den Beruf zurückkehrt, ist ihr klar, dass sie dort nicht dasselbe verdient wie der männliche Kollege, der in ihrer Auszeit weitergearbeitet hat. Frauen wählen aus guten und höchst persönlichen Gründen oft andere Arbeiten – auch innerhalb der gleichen Berufsgruppe. Die wenigsten streben in die Führungsetagen mit den 60-Stunden-Jobs. Nur 33 Prozent der Selbständigen sind weiblich. Dagegen sind 53 Prozent aller Staatsangestellten Frauen. (…) Und die Friseusin verdient nun einmal nicht besser als der Ingenieur.“
Frauen orientieren sich bei der Wahl eines neuen Arbeitsplatzes denn auch völlig anders als Männer. So suchen junge Akademikerinnen aus dem kaufmännischen Bereich in erster Linie nach persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten und Jobsicherheit. Männer dagegen verlocken vor allem hohe Gehälter zum Jobwechsel. So stand es in einer Studie des Personaldienstleisters Access, die im September 2005 erschien.
Und wie die Personalberaterin Christina Langen in einem Interview mit der ‚taz’ (11.12.2004) bemerkte, verhandeln Frauen oft gar nicht um ihr Gehalt, stellen keine Forderungen und finden es unangenehm, überhaupt über Geld zu sprechen. Sie träten zu zögerlich auf und gäben sich in der Regel mit kleinen Lohnaufschlägen zufrieden. Da Männer in diesen Situationen selbstbewusster aufträten, holten sie meist auch mehr für sich heraus.
Ausnahmen bestätigen diese Regeln, wie oben ausgeführt. Dennoch lässt sich tendenziell zwischen Männern und Frauen eine grundlegend abweichende Einstellung zu Beruf, Karriere und Einkommen feststellen, die sich dann in der durchschnittlichen Gehaltshöhe niederschlägt.
Mit Diskriminierung hat das alles, von Einzelfällen vielleicht abgesehen, nichts zu tun. Ihren Gehaltsrückstand gegenüber den Männern könnten Frauen verringern, indem sie in ähnlichem Ausmaß wie Männer finanzielle Verantwortung für ihre Familien übernehmen würden. Was auch schon einmal bedeuten würde, einen gesunden, arbeitsfähigen Mann mit durchzufüttern, der sich um den Haushalt kümmert. Umgekehrt war das bisher schließlich auch kein Problem. Und auch indem sie vermehrt unangenehme, stressige, gefährliche und schweißtreibende, aber vergleichsweise gut entlohnte Berufe ausüben würden, könnten Frauen ihre Gehaltssituation verbessern. So mancher Mann hat kaum eine andere Wahl, als solche Jobs anzunehmen, um seine Familie überhaupt ernähren zu können.
Es scheint so, als sei dieser anstrengende, verantwortungsbewusste Weg zu mehr „Lohngerechtigkeit“ für Frauen nicht allzu populär. Viel bequemer und einfacher ist es, am Welt-Frauentag auf den angeblich ungerechten Gehaltsrückstand von Frauen hinzuweisen und lauthals die vermeintliche Diskriminierung zu beklagen in der Hoffnung, dass die Politiker über Gesetze und Verordnungen eine „gleiche Bezahlung“ von Frauen bewerkstelligen, ohne dass sie sich ihrer eigenen Verantwortung für die Situation stellen müssen. Da das jedoch im Endeffekt auf eine Einkommensprivilegierung von Frauen hinausliefe, ist zu hoffen, dass diese Propagandaoffensive nicht auf fruchtbaren Boden fallen wird.