Donnerstag, 19. Dezember 2013

Das Spiel des Lebens

Gene sind in der Sprache vergleichbar mit Worten.
Manche dieser Worte beschreiben ein Protein, einen Eiweißkörper. Manche dieser Worte sind Steuerzeichen der Syntax, vergleichbar mit Komma, Leerzeichen oder Punkt.
Gene sind Information.
Als Genotyp bezeichnet man die Summe der Gene eines Organismus, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Denn nicht alle Gene sind aktiv. Die Kugel, in welcher "Genotyp" steht, müsste eigentlich wie eine Weltkugel aussehen, eine Struktur aufweisen, eine Struktur, die darstellt, welche Gene wie oft aufgerufen werden.
Der Phänotyp ist das, was wir sehen, ist das Lebewesen, wie es sich uns darstellt.
Der Phänotyp entsteht durch die Auseinandersetzung des Organismus, seines Genotyps, mit seiner Umwelt. Dabei ist zu bedenken, dass für jeden Genträger, also jede Zelle, die Nachbarzelle zur Umwelt gehört.
Der Genotyp begrenzt die biochemischen Reaktionsmöglichkeiten einer Art.
Der Genotyp begrenzt die Möglichkeiten einer Art, welche eine bestimmte Gestalt, bestimmte Organe oder bestimmte Gewebe oder eine bestimmte Funktionsweise derselben zur Voraussetzung haben. Durch angeborenes oder erlerntes Verhalten kann ein Lebewesen die Grenzen seiner Möglichkeiten ausdehnen, z.B. für die eigenen Fressfeinde giftige Pflanzen essen die Gifte zum eigenen Schutz verwenden, oder durch Werkzeuge die eigene Gestalt so erweitern, dass neue Fähigkeiten entstehen. Aber es müssen genetisch hinterlegte Schnittstellen zu diesen Werkzeugen vorhanden sein. Wer keine Augen hat, dem nützt auch ein Fernrohr nichts.
Der Genotyp gleicht dem Programmcode eines interaktiven Computerspiels, der sich beim Spielen an die Art des Spiels anpasst, also sich in der Auseinandersetzung mit der Umwelt entwickelt.
Der Selektion  unterliegt einzig der Phänotyp, d.h. das Ergebnis. Der Phänotyp darf nicht statisch gesehen werden. Es geht also nicht nur um Innenstruktur und Gestalt, es geht auch um innere Reaktionen und äußeres Verhalten.
Dabei Reaktionen und Verhalten können angeboren fix, angeboren adaptierbar, angeboren gelernt oder angeboren GELERNT sein.
Angeboren fix heißt, eine fest eingebautes Reiz-Reaktions-Schema oder gar eine Reaktion ohne Trigger, die immer gleich abläuft. Hier sei an den Entzündungsprozess gedacht, der immer gleichartig Abläuft, wenn Gewebe geschädigt wird.
Angeboren adaptierbar heißt, dass die Reaktion sich an die Umwelt anpasst. Wer in seiner Jugend viele Schmerzen erdulden musste, ist später unempfindlicher gegen Schmerz. Auch die generelle Aktivität des Immunsystems passt sich an die Umgebung an.
Angeboren gelernt heißt, es gibt eine angeborene Fähigkeit, die sich aber nur in Auseinandersetzung mit der Umwelt entwickelt. Hierzu gehört die Sehfähigkeit. Wenn über die Augen kein Signal an die Sehrinde gelangt, so verkümmert diese. Selbst wenn später die Augen Signale an die Sehrinde senden, bleibt der Mensch blind.
Angeboren GELERNT, das ist das, was im allgemeinen als Lernen bezeichnet wird. So wird eine Sprache gelernt. Aber der Lernvorgang ist angeboren. Kinder, die z.B. bei einer Taubstummen aufwachsen, entwickeln eine eigene Sprache. Im Tierreich gibt es etwas, das Appetenzverhalten genannt wird: ein Tier sucht einen Reiz, der ein Instinktverhalten auslöst. Es wird die Gelegenheit gesucht, die zum Lernen führt. Die Spiele von Tier- und Menschenkindern können so gesehen werden.
Die Evolution setzt am Gesamten an. Biochemische Fähigkeiten, Strukturen und Gewebe, die Gestalt, die Funktionen, Fähigkeiten, die Reaktionen und das Verhalten alles was ein Lebewesen ausmacht, nimmt Einfluss auf den evolutionären Prozess, so dass sich folgendes Bild bietet:


Der äußerste Kreis, die Grenze zur Umwelt, ist der evolutionären Kraft der Selektion ausgesetzt.

Ist der Genotyp die Summe der Gene eines Organismus, so ist der Genpool die Summe der Gene aller Artgenossen. Bei Arten, die in der Lage sind, Fremdgene aufzunehmen, geht der Genpool sogar über die Artgrenze hinaus.

Der Genpool verändert sich nicht nur zufällig durch Mutation oder Gendrift, sondern auch systematisch durch Selektion, ausgelöst durch Konkurrenz mit Artgenossen, anderen Arten, welche die gleiche ökologische Nische besetzen und anderen Umweltfaktoren. Die Variation, d.h. die Neukombination der im Genpool vorhandenen Gene durch Gametenbildung und sexuelle Fortpflanzung, schafft Vielfalt, welche die Selektion befeuern.

Sind die Gene der Eisenkern des Planeten, auf denen letztlich alles ruht, so sind um ihn herum Schalen, die je weiter man nach außen kommt, desto plastischer und durch die Umwelt formbar werden. Die genetische Basis eines Phänomes nimmt von innen nach außen ab, die kulturelle zu.

Wenn nun die Umwelt lebensfeindlich wird, so können die kulturellen Schichten unter bestimmten Bedingungen die Stöße so abfangen, dass der Selektionsdruck bei den Genen nicht spürbar wird. Je schwächer aber kulturelle Faktoren werden, desto stärker trifft dann der evolutionäre Prozess auf den Eisenkern der Gene.

Die Aborigines in Australien haben eine so dunkle Haut, weil Kleidung nicht Teil ihrer ursprünglichen Kultur ist. In Australien war die UV-Strahlung aber schon immer sehr stark, d.h. wegen Sonnenbrand und Hautkrebs hatten Hellhäutige dort geringe Überlebenschancen. Hier fand dann Selektion der Gene statt.

Hätten die Ureinwohner in Hütten gelebt, Kleidung und Hüte getragen, die direkte Sonneneinstrahlung gemieden, dann wäre ihre Hautfarbe wahrscheinlich deutlich heller.

Kommen wir zum Thema der Geschlechter.

In der Vergangenheit haben kulturelle Faktoren es erzwungen, dass Mann und Frau zusammen kommen. Das Bedürfnis, der innere Antrieb einer Frau, einen Partner zu finden und sich mit ihm zu paaren, musste nicht besonders groß sein. Es genügte, dass der Mann eine Frau im Haus als Bereicherung empfand und dann ein entsprechendes Bedürfnis hatte, sich mit ihr zu paaren.

Durch die Felsen der Kultur war das für die Fortpflanzung notwendige Verhalten in einen Kanal gezwängt, so dass der Einfluss der Gene gering sein konnte. Dadurch konnten sich auch Gene halten, konnten Charaktere und Bedürfnisstrukturen entstehen, die der Fortpflanzung entgegen gesetzt sind.

Durch unseren Wohlstand und die Schwäche sozialer Normen fällt der kulturelle Druck weg. Jetzt verhält sich jeder, wie es seiner Art entspricht, wie es seiner Bedürfnisstruktur entspricht. Und diese, die Bedürfnisstruktur hängt eng mit den Genen zusammen.

Jetzt tritt der Fluss der Gene in eine weite Ebene hinaus und viele Wege führen in die Wüste und zum Tod. Jetzt pflanzen sich nur noch diejenigen ausreichend fort, die genetisch auf Kinder programmiert sind. Unmütterliche Frauen fliegen jetzt aus dem Genpool raus.

Aber was ist mit den Vätern?

Das kommt darauf an. Wenn die Umwelt so gestrickt ist, dass Frauen ohne väterliche Fürsorge Kinder bekommen und groß bekommen, ohne dass diese einen Nachteil gegenüber den Kindern der Frauen mit väterlicher Fürsorge haben, dann werden nach und nach die fürsorglichen Männer durch die attraktiven aber nicht fürsorglichen Männer verdrängt werden. Die Männer werden dann schöner aber unzuverlässiger (Alpha-Typen)

Im anderen Fall werden die Männer beziehungsaffiner und fürsorglicher, sind dann aber weniger attraktiv im Sinne von schön (Beta-Typen)