Montag, 23. Dezember 2013

Aphorismen


  •  In den Geisteswissenschaften ist Orginalität fast nicht möglich, weil sich die Grundbedingungen des menschlichen Lebens seit dem Altertum kaum geändert haben, so dass alles, was zu sagen ist, schon gesagt wurde, alles was es zu denken gibt, schon gedacht wurde.
    Daher sind auch meine Aphorismen nicht originell.
  • Was unverständlich daher kommt, hat meist auch keine Substanz.
  • Was nicht direkt zur Lösung oder Beschreibung eines Sachverhalts beiträgt, kann weg gelassen werden.
  • Wer an den Begriffen leidet, statt am Sachverhalt, den sie beschreiben, ist ein Idiot.
  • Wenn der Mensch zu Gott spricht, so ist das ein Gebet. Wenn Gott zum Menschen spricht, so ist das Schizophrenie.
  • Einen Sachverhalt mit einem Begriff versehen zu haben, bedeutet nicht, dass man ihn verstanden hat und noch weniger, dass man ihn beherrscht.
  • Modelle und Theorien sind Karrikaturen der Wirklichkeit auf der Basis aktueller Erkenntnisse. Sie können bestenfalls vorhandene Daten in eine Systematik bringen und mit einer gewissen Genauigkeit Prognosen erlauben. Sie sind aber nicht die Wirklichkeit selbst. Wer das Modell oder die Theorie verändert, hat damit die Wirklichkeit noch lange nicht verändert.
  • Eine Wissenschaft, die keine Verankerung im Experiment hat, die also nicht in der Welt verankert ist, ist  Philosophie. Die Aussagen dieser Philosophie auf die Welt zu übertragen bedarf ebenfalls der Bestätigung durch das Experiment, ansonsten gelten Sie nur innerhalb des philosophischen Gedankengebäudes.
  • Eine Philosophie sagt viel über den Philosophen und seine Logik aus, wenig jedoch über das Sujet in der Wirklichkeit.
  • Die Fähigkeit zur Philosophie ist eine unerwünschte Nebenwirkung der Fähigkeit des Menschen, im täglichen Überlebenskampf voraus zu Planen, zu Abstrahieren und Wirkzusammenhänge zu erkennen. Aus dem ursprünglichen Kontext (die Lösung alltäglicher Probleme) herausgenommen erzeugt sie bei bestimmten Menschen Geistesblasen, die dann an die Umgebung abgegeben werden, wie der Furz bei der Verdauung, und dann lange noch die Luft verpesten.
  • Die Unterscheidung zwischen Kausalität (Ursache und Wirkung) und Koinzidenz (Zufälliges gemeinsamtes Auftreten) zu fällen, ist für unser Gehirn ein ernsthaftes Problem.
  • Wenn die Argumente ausgehen, wird moralisiert, die Person verächtlich gemacht oder über Rechtschreibung und Grammatik gemäkelt.
  • Magisches Denken ist der Kern jeder Ideologie. Der Glaube durch Änderung der Begriffe, die Wirklichkeit ändern zu können.
  • Dass eine Rolle ein gesellschaftliches Konstrukt ist, ist eine Tautologie. Wäre sie kein Konstrukt, dann wäre sie keine Rolle, sondern untrennbarer Bestandteil des Wesens. Ein Vogel spielt nicht, dass er ein Vogel ist. Er ist es. Eine Rolle ist etwas, das ich erst lernen muss. Was ich schon bin, was aus meinem Wesen selbst notwendig entspringt, ist keine Rolle. Doch auch die Rolle muss zum Wesen passen. In einer Theateraufführung die Rolle des Zwergs durch einen Zweimetermann spielen zu lassen ist eine Lachnummer.
  • Dass Männlichkeit ein Konstrukt ist mag sein. Einer bewaffneten und entschlossenen Gruppe dieser Konstrukte zu begegnen kann für andere männliche Konstrukte tötlich enden. Die Powerfrau endet in so einem Fall meist auf dem Rücken liegend mit einem Schwanz in der Möse. Wieder ein Beispiel gescheiterter Dekonstruktion. Aber beim nächsten Mal, ganz bestimmt, beim nächsten Mal wird alles anders, gendergerechter.
  • Phallozentrisch - an ihren Begriffen sollt ihr sie erkennen. Der männliche Philosoph denkt wie der weibliche mit dem Gehirn und nicht mit seinen Geschlechtsteilen, noch denkt er intensiv über seine Geschlechtsteile nach. Der Phallus und die Hoden sind der Anhang eines männlichen Körpers, nicht sein Kern oder seine bedeutendste Ausdrucksform. Das Wesen des Mannes zeigt sich in seinen Werken, in seinem Handeln in der Welt. Die größte Seeflotte der Chinesen wurde von einem Eunuchen gelenkt, die Verbotene Stadt in Peking von einem Eunuchen geplant und gebaut. Für den geistig (und körperlich) tätigen Mann ist die Sexualität eher eine lästige bis notwendige bis angenehme Ablenkung.

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