Mittwoch, 11. Dezember 2013

Soziologie: Das Prinzip Rosa

Quelle: http://www.tagesspiegel.de/wissen/soziologie-das-prinzip-rosa/1900324.html

09.08.2010 19:48 Uhr von



„Für die schönste Frau der Welt“. Die Geschlechterrollen sind flexibler geworden. Umso mehr versichern sich Männer und Frauen im Konsum ihrer Männlichkeit und ihrer Weiblichkeit. Zum rosa Hut passt ein Frauenbier. Foto: vario-images
„Für die schönste Frau der Welt“. Die Geschlechterrollen sind flexibler geworden. Umso mehr versichern sich Männer und Frauen im Konsum ihrer Männlichkeit und ihrer Weiblichkeit.... - Foto: vario-images
Nicht nur Menschen haben ein Geschlecht, auch Konsumgegenstände sind männlich oder weiblich. Das Verhältnis von Werbung und Konsumenten funktioniert wie ein Zirkel, bei dem man schwer bestimmen kann, was Henne ist und was Ei. 

Der Name „Bipa“ bedeutet „Billig-Parfümerie“. Mit 147 Filialen ist sie eine omnipräsente Drogeriemarktkette in Wien. Das Auffälligste an „Bipa“ ist, dass der Laden komplett in Weiß und penetrantem Rosa gehalten ist. Rosa schimmern sämtliche Schilder und das Licht im Laden, rosa sind die Griffe der Einkaufswagen, rosa die Kühltaschen und Luftmatratzen, die „Bipa“ in diesem Sommer zum Verkauf anbietet, und rosa sind auch die Badetücher mit der Aufschrift: „Reserviert für die schönste Frau der Welt“. Eine Diplomarbeit zum „Image von Drogeriemärkten bei männlichen Konsumenten“, eingereicht an der Universität Wien, kommt zu dem Schluss, dass „Bipa“ zwar im Vergleich zu „Schlecker“ und „dm“ die meisten Männerprodukte anbietet, aber – wen wundert’s – Männer am wenigsten anspricht.
Es wird wohl an der Farbe liegen.
Natürlich, natürlich im Sinne von der Natur nach oder gemäß der Natur, nicht im Sinne von selbstverständlich, natürlich ist Geschlecht auch eine Konstruktion. Wie beim Elektromagnetismus elektrisches und magnetisches Feld einander durchdringen und bedingen, durchdringen sich Genotyp, Phänotyp und Umgebung, wozu auch Kultur, also Rollen, gehört. Das Fatale: das Ergebnis steht fest.
Das Ergebnis ist: Es gibt Männer. Es gibt Frauen. Die beiden sind am Aussehen und Verhalten unterscheidbar. Es gibt auch alles dazwischen, aber nur als seltene Ausnahme.
Hier http://dschindschin.blogspot.de/2006/12/genesis-gender-mainstream-mig.html habe ich mal in einer Fabel erzählt, wie es dazu kommt, zu Mann und Frau.
Im oben zitierten Artikel im Tagesspiegel gefällt mir der letzte Absatz besonders gut:

Es scheint eine tiefe Lust zu sein, die Welt in Männer und Frauen aufzuteilen, eine Lust auch, die einen unmerklichen Mehrwert beim Kaufen schafft. Unisexuelle Gleichmacherei käme dem Erzfeind Sozialismus gleich. Oh nein, ohne Geschlecht wären die Waren einfach weniger sexy.


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