„Für
die schönste Frau der Welt“. Die Geschlechterrollen sind flexibler
geworden. Umso mehr versichern sich Männer und Frauen im Konsum ihrer
Männlichkeit und ihrer Weiblichkeit.... - Foto: vario-images
Nicht
nur Menschen haben ein Geschlecht, auch Konsumgegenstände sind männlich
oder weiblich. Das Verhältnis von Werbung und Konsumenten funktioniert
wie ein Zirkel, bei dem man schwer bestimmen kann, was Henne ist und was
Ei.
Der Name „Bipa“ bedeutet „Billig-Parfümerie“. Mit 147 Filialen ist
sie eine omnipräsente Drogeriemarktkette in Wien. Das Auffälligste an
„Bipa“ ist, dass der Laden komplett in Weiß und penetrantem Rosa
gehalten ist. Rosa schimmern sämtliche Schilder und das Licht im Laden,
rosa sind die Griffe der Einkaufswagen, rosa die Kühltaschen und
Luftmatratzen, die „Bipa“ in diesem Sommer zum Verkauf anbietet, und
rosa sind auch die Badetücher mit der Aufschrift: „Reserviert für die
schönste Frau der Welt“. Eine Diplomarbeit zum „Image von
Drogeriemärkten bei männlichen Konsumenten“, eingereicht an der
Universität Wien, kommt zu dem Schluss, dass „Bipa“ zwar im Vergleich zu
„Schlecker“ und „dm“ die meisten Männerprodukte anbietet, aber – wen
wundert’s – Männer am wenigsten anspricht. Es wird wohl an der Farbe liegen.
Natürlich, natürlich im Sinne von der Natur nach oder gemäß der Natur, nicht im Sinne von selbstverständlich, natürlich ist Geschlecht auch eine Konstruktion. Wie beim Elektromagnetismus elektrisches und magnetisches Feld einander durchdringen und bedingen, durchdringen sich Genotyp, Phänotyp und Umgebung, wozu auch Kultur, also Rollen, gehört. Das Fatale: das Ergebnis steht fest. Das Ergebnis ist: Es gibt Männer. Es gibt Frauen. Die beiden sind am Aussehen und Verhalten unterscheidbar. Es gibt auch alles dazwischen, aber nur als seltene Ausnahme. Hier http://dschindschin.blogspot.de/2006/12/genesis-gender-mainstream-mig.html habe ich mal in einer Fabel erzählt, wie es dazu kommt, zu Mann und Frau. Im oben zitierten Artikel im Tagesspiegel gefällt mir der letzte Absatz besonders gut:
Es scheint eine tiefe Lust zu sein, die Welt in Männer und Frauen
aufzuteilen, eine Lust auch, die einen unmerklichen Mehrwert beim Kaufen
schafft. Unisexuelle Gleichmacherei käme dem Erzfeind Sozialismus
gleich. Oh nein, ohne Geschlecht wären die Waren einfach weniger sexy.
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