Freitag, 31. Januar 2014

Wer feiert schon seine eigene Niederlage?

Mein Großvater starb 1945 an einer Gasverletzung der Lungen, welche er sich im ersten Weltkrieg zugezogen hatte.
Mein Vater war so lange ich ihn kannte krank, von einem Bauchschuss, den er sich im zweiten Weltkrieg zugezogen hatte.
Die Stadt Pforzheim, in deren Umgebung ich wohne, wurde von der britischen Luftflotte am 23. Februar 1945 abgefackelt, mit einer Tötungsrate höhrer als nach den Atombombenabwürfen in Japan.

Ich begreife nicht, was es an einem Krieg zu feiern gibt.

Wenn ich den ersten und den zweiten Weltkrieg betrachte, so frage ich mich, wie man Sieg definieren soll. Gut Amerika und Russland haben eindeutig den 2. Weltkrieg gewonnen. Aber England und Frankreich?
Amerika, Italien und Japan haben ohne Zweifel den ersten Weltkrieg gewonnen. Aber England, Frankreich und Russland? Und selbst, wenn man bescheinigt, dass der russische Staat den zweiten Weltkrieg gewonnen hat, hat ihn auch das russische Volk gewonnen?
Amerika hat ohne Zweifel den Kalten Krieg gewonnen. Aber hat es auch die Nachkriegszeit gewonnen? Wie lange wird die amerikanische Hegemonie der Welt noch andauern?

Deutschland hat beide Weltkriege verloren! Also gibt es da nichts zu feiern und nichts zu erinnern! Es ist keine Schande, gegen drei Weltmächte anzutreten und dann zu verlieren. Es ist nur so unendlich nutzlos. Die Dummheit der deutschen politischen Klasse ist kaum zu übertreffen, höchstens vielleicht von der Dummheit der französischen politischen Klasse. Ja, die Niederlage 1871 hat den französischen Nationalstolz verletzt. Aber war die Wiedergewinnung von Elsaß-Lothringen, einem kleinen randständigen Landstreifen mit überwiegend deutsch-sprechender Bevölkerung den Tod und die Verstümmelung von Millionen französischer Soldaten und die Verwüstung großer Landesteile wert. Hätte nicht eine Versöhnungspolitik mit dem Reich sowohl für die Elsässer als auch für die Franzosen größeren Nutzen gestiftet. Wäre es nicht auch möglich gewesen, mit dem Reich eine Entente cordiale zu bilden und die Deutschen von dem Horror eines Zweifrontenkrieges zu entlasten.

Seit dem 15. Jahrhundert, besonders aber seit dem 30.Jährigen Krieg war doch das Alte Reich der Tummelplatz französischer Truppen und dann Napoleon sein Totengräber. Es gibt in Baden-Württemberg kaum einen Ort, eine Stadt, die nicht mindestens einmal von französischen Truppen abgefackelt wurde. Die sogenannte Erzfeindschaft wurde von Frankreich begonnen. Man denke an die Raubkriege des 14. Louis. Sollte man da nicht eine Niederlage verschmerzen und eine positive Zukunft planen. Hat man denn keine Lehren aus dem siebenjährigen Krieg gezogen, als Frankreich unter dem 15. Louis sich einer Koalition gegen Preussen anschloss, das mit England verbündet war, und dann sein gesamtes Kolonialreich an England verlor. Was hatte sich Frankreich in die Streitigkeiten zwischen Preussen und Habsburg einzumischen?

Warum musste Frankreich nach 1923 das Ruhrgebiet besetzen? Erst 1929 zogen die letzten Truppen ab. Die deutsche Republik war am Ende und 1933 kam dann Hitler an die Macht. Welch instinktlose französische Politik. Und die Befreiung von den Deutschen 1944, was war das denn? Haben die Befreier nicht viele französische Frauen vergewaltigt, französische Städte zerstört? Das war eine tolle Befreiung! Herzlichen Glückwunsch! Anschließend ging dann das französische Kolonialreich flöten, unter teilweise erbärmlichen Umständen, wie z.B. in Algerien, wo kein Unterschied zwischen der nationalsozialistischen und der französischen Besatzungspolitik zu erkennen war.

Und jetzt meinen die alten Kolonialmächte des Beginns des ersten Weltkrieges gedenken zu müssen. Und dann erwarten diese "Sieger", die Verlierer mögen sich noch dazu gesellen.

Das erinnert mich doch gleich an die römischen Triumphzüge, bei denen die Verlierer auch teilnehmen durften, um dann in den Kerkern erwürgt zu werden, oder den Arenen zu sterben.

Soll diese Teilnahme, dem sinnlosen Sterben in zwei sinnlosen Kriegen noch die Gloriole des "gerechten Krieges" geben, die Absolution durch den Besiegten, der damit eingesteht, zu recht besiegt worden zu sein. Wie Winkler seine Deutsche Geschichte untertitelt mit : Der lange Weg nach Westen. Winkler, dieser BRD-Hofsänger, nach dem Deutschland vergehen musste, damit Europa lebe und Restdeutschland im Westen ankomme. Und das kastrierte Deutschland (die BRD) trägt dann den heldenhaften Siegermächten, den Lorbeer hinterher.

Der erste Weltkrieg wurde nicht für die Freiheit und die Demokratie geführt, denn er dritte Alliierte war das zaristische Russland, dem Frankreich zu gestand, im Falle des Sieges, seine Westgrenze nach eigenem Gutdünken festzulegen. Und die beiden Westalliierten waren rassistische Unterdrücker, Imperialisten reinsten Wassers und ein Großteil der eingesetzen Soldaten hatten nicht einmal das Wahlrecht. Man mag das deutsche Kaiserreich unter diesem kaiserlichen Gockel mit diesem schnarrenden preußischen Militarismus nicht sympathisch finden, die Alliierten waren es noch weniger. Angenommen Deutschland hätte Habsburg nicht den Rücken gestärkt, Habsburg wäre einfach kollabiert und russische Truppen hätten Konstantinopel und den ganzen Balkan eingenommen. Wo wäre dann das europäische Gleichgewicht geblieben. Hätten England und Frankreich den Krimkrieg noch einmal geführt? Und wenn die russische Revolution auf das besiegte Deutschland übergegriffen hätte, sich die beiden kommunistischen Regimes verbrüdert hätten und dann deutsch-russische Revolutionstruppen am Rhein gestanden wären. Wo wäre das europäische Gleichgewicht geblieben. Hätte Frankreich diesen Truppen stand gehalten?

Und hat der zweite Weltkrieg ein europäisches Gleichgewicht geschaffen? War, mit dem stalinistischen Russland im Boot, der zweite Weltkrieg ein Kampf für Demokratie? Hat der zweite Weltkrieg dem Ostblock Demokratie gebracht? Hat der zweite Weltkrieg der Welt Demokratie gebracht? Hat der Friede von Versailles den Frieden gebracht? Was es Friede, was aus dem Sieg der Alliierten nach 1945 entstand? Der Krieg gegen die Deutschen endete nicht 1945! Der Krieg gegen die deutsche Zivilbevölkerung im Osten begann 1945 und zog sich bis 1949 hin. Noch 1949 wurden deutsche Kriegsgefangene in Jugoslavien erschossen! Welch ein Friede! Nur durch die Drohung atomarer Auslöschung konnte verhindert werden, dass die sowjetischen (=russischen) Truppen nach 1945 ganz Europa überrennen. Die Engländer und Amerikaner fanden einfach die russischen Nationalsozialisten unter ihrem Führer Stalin sympathischer als die deutschen Nationalsozialisten unter ihrem Führer Hitler. Und darum müssen ja die deutschen Nationalsozialisten für alle Zeiten als viel schlimmere Ungeheuer dargestellt werden, als die russischen, weil sonst nämlich der Krieg der Westalliierten als total sinnlos dastehen würde, was er aber tatsächlich war. Obwohl, nicht ganz, denn jetzt war England ganz am Ende und Amerika konnte die Erbschaft antreten. Und Amerika konnte in der BRD und in Japan zwei sehr lukrative Protektorate einrichten.

Es gibt in Europa nichts zu gedenken! Die Europäer sollten sich schämen, schämen für soviel Skrupellosigkeit, für so viel Dummheit und Arroganz. Es gibt hier keine glorreiche Vergangenheit zu beschwören. Europa ist ein verfluchter Kontinent, und ständen nicht amerikanische Truppen in Deutschland, ich würde mich vor unseren Nachbarnationen fürchten, deren Deutschenfeindlichkeit nicht weniger alt ist, als der Judenhass.

Keine Kommentare: