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Der Film ist sehenswert, weil er viele Aspekte beleuchtet, wie phänotypische Merkmale aus der Wechselwirkung von Genom und Umwelt entstehen.
Nur das Ende des Films ist enttäuschend, weil hier als Erklärung für die unterschiedlichen Körpergrößen von Mann und Frau angeboten wird, dass Frauen von Männern Nahrung und darunter insbesondere Fleisch vorenthalten wird. Dabei will ich nicht bestreiten, dass es durchaus Kulturen und Umstände gibt, bei denen geschlechtsspezifisch ein unterschiedliches Nahrungsangebot herrscht. Da aber für Nahrung in der Regel Frauen zuständig sind, kann das nur bedeuten, dass es in der Regel Frauen sind, die so ein Arrangement am Laufen halten. Auch ist die Erklärung dafür nicht seriös. Es entsteht nämlich der Eindruck der Willkür, also ob Männer willkürlich Frauen ausreichend und vor allem proteinreiche Nahrung vorenthalten und Macht nutzen würden, um diesen ungerechten Zustand aufrecht zu erhalten.
Ich erinnere mich an einen Film, der von einem chinesischen Bauern berichtet, der nur einen einzigen Wasserbüffel besitzt, der ihm aber sehr, sehr wichtig ist. In diesem Fall wichtig, weil es Wasserbüffelkämpfe gibt, und der Sieg eines Büffels bei diesen Kämpfen viel Ehre für den Bauern, seine Familie und seine Sippe bringt. Der Büffel sah sehr gesund, rund und wohlgenährt aus, während der Bauer eher als ein schmächtiges Männlein daher kam. Ich denke, dass der Unterschied in der Wahrnehmung von Büffel und Bauer nicht geringer wäre, hinge das Wohl und Wehe, die Existenz des Bauern von der Kraft und Gesundheit dieses Büffels ab. Es gibt im Schwäbischen einen Witz, der geht etwa so: Wenn das Schwein krank wird, holt man den Tierarzt. Erkrankt ein Familienmitglied heißt es: Stell' Dich nicht so an.
Kränkliche und schwächliche Männer können für eine Familie, einen Stamm, ja ein Volk verheerende Folgen haben. Die Tatsache, dass weltweit Männer größer sind als Frauen, jedenfalls im Schnitt, zeigt, dass dieses Arrangement gegenüber anderen Arrangements Vorteile hat. Auch müssten sich in den entwickelten Gesellschaften mit ihrem großen Nahrungsangebot und der Präferenz weiblicher Kinder jetzt die Unterschiede in der Größe langsam angleichen.
Falsch ist jedenfalls auf Grund unklarer Datenlage eine Ursache zu postulieren, die nur Empörung zwischen den Geschlechtern hervorruft und Unfrieden schafft und bei Frauen den Eindruck erweckt, Opfer einer Verschwörung zu sein.
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