ESSAY MEDIZIN FÜR MÄNNER SEELENLEBEN
Immer auf der Balz
Wie ticken Männer? Die Programme, nach denen sie funktionieren, sind so simpel wie die von Waschmaschinen, und wie in der Steinzeit haben die Frauen immer noch das Sagen. Der Evolutionsbiologe KARL GRAMMER analysiert das männliche Gebaren:
Spiegel online
Fand ich den Beitrag in SWR1 ganz erhellend, so reizt mich der Artikel im Spiegel zum Widerspruch, reiht er sich doch in eine lange Reihe von Machwerken, welche Männerbashing betreiben, und den Mann als Unfall der Natur darzustellen versuchen.
Was einen Akademiker wie Herrn Grammer dazu bringt, ist mir schleierhaft. Hat er ein Problem mit dem eigenen Geschlecht?
Nun aber zu den Details:
Der Mann war ein Unfall der Natur. Er ist nur deshalb in die Welt gekommen, weil ihm der Arm eines Chromosoms verloren ging. Diesen Geburtsfehler, von dem uns als Studenten erzählt wurde, hat er bis heute nicht aufgeholt. Im Gegenteil, Psychologen und Verhaltensforscher haben in den vergangen Jahren vielfältig dargelegt: Die Frauen haben nach wie vor die Kontrolle über die Männer.
In vielen Postings habe ich den Beweis geführt, dass der männliche Phänotyp nicht den Chromosomen geschuldet ist, die ihn als zufälliges Ereignis (Arm abgebrochen) erzeugen, sondern dass die Chromosomen von der Schöpfung selbst "gezwungen" wurden, diesen Phänotyp hervor zu bringen. Als Beweis sei angeführt, dass der männliche Phänotyp anderer Arten (Vögel) durch die Kombination XX erzeugt wird und manche Arten männliche Phänotypen hervorbringen, ohne dass überhaupt Geschlechtschromosomen beteiligt sind (Reptilien).
Dass Frauen Kontrolle über Männer ausüben gilt ohne Frage, muss jedoch auch vice versa gesehen werden. Die Geschlechter formen ich gegenseitig.
Die Obsession des Mannes, was seinen Status angeht, treibt in der modernen Gesellschaft seltsame Blüten. In einem unserer Experimente, für das wir in einem Wagen mehr als 60 000 Kilometer auf deutschen Autobahnen fuhren, zeigte sich: Das drängelnde Auffahren zum Vordermann ist eindeutig aggressiv und eine Art von Dominanzverhalten. Je größer, je dunkler und je teurer das Auto des Angreifers ist, umso häufiger drängelt er. Dies tun Frauen zwar genauso oft wie Männer, aber Männer fahren mit höherer Geschwindigkeit auf, und ihnen wird schneller Platz gemacht.
Wer das Verhalten von SUV fahrenden Müttern vor Kindergärten beobachtet, dem kommen Zweifel an der geringeren Aggressionsbereitschaft von Frauen. Sicher, Männer sind risikofreudiger. Männer und Frauen beschreiten bei ihrer Suche nach Dominanz und Status verschiedene Wege. Das bedeutet aber nicht, dass ihr Streben unterschiedlich stark ist.
Männlicher Wettbewerb benötigt Aggression - gefördert und belohnt wurde und wird sie durch die weibliche Partnerwahl. Im Lichte der Evolution sind Frauen also verantwortlich dafür, dass die Männer aggressiv wurden. Die natürliche Begrenzung liegt dort, wo allzu gewaltbereite Männer in Beziehungen unerträglich wurden.
Ein Mann gewinnt Status nicht durch Aggression, sondern durch Führungsfähigkeiten, durch die Verfügung über Resourcen, über Fähigkeiten. Aggression mag in der Unterschicht eine Rolle spielen. Sprechen wir mehr über Vitalität und Virilität.
Bisher nichts - sie verlassen sich auf die ewig gleiche "dumme" Strategie: Wir Männer neigen dazu, einen "Typ I Fehler" zu begehen. Darunter versteht man den Fehler, eine möglicherweise wahre Vorannahme abzulehnen. Bezogen auf die Geschlechterbeziehung heißt das: Männer schätzen ihre Chancen grundsätzlich höher ein, als sie tatsächlich sind - um ja keine Kopulation zu verpassen. Unsere Feldstudien in Japan und Deutschland bestätigen: Die befragten Männer waren generell immer an allen Frauen interessiert. Und das meist unabhängig vom Aussehen - Hauptsache eine Frau.
Hier habe ich Herrn Grammer an den sprichwörtlichen Eiern. Wovon sprechen wir denn. Wenn es darum geht, einen Abschuss zu tätigen, das heißt mit einer Frau unverbindlichen Sex zu haben, haben Männer ein ziemlich abgesenktes Level, was die Qualität der Frau betrifft. Wenn es aber um Langzeitbeziehungen geht, dann ändert sich das. Das heißt, mag auch fast jede angebalzt werden, wenn es um eine Langzeitpartnerschaft geht, sind Männer wählerisch.
Männer sind grenzenlose Optimisten, nicht nur beim Errechnen ihrer Chancen bei Frauen. Sie reproduzieren sich lediglich, und das auch noch ziemlich wahllos. Es ist schon dem Zoologen und Begründer der Evolutionstheorie Charles Darwin aufgefallen, dass die englischen Landedelmänner weniger Sorgfalt in der Auswahl ihrer Frauen an den Tag legen als in der Auswahl ihrer Hunde für die Zucht.
Ein Landedelmann musst standesgemäß heiraten, oft auch unter dem Gesichtspunkt des Besitzes. Für einen Landedelmann war die Ehefrau die Stute, welche die erbberechtigten Kinder brütet. Ansonsten hatte ein Landedelmann genügend Gelegenheit, sein Bedarf an Sex mit schönen Frauen an anderer Stelle zu befriedigen. Und vielleicht war dem Landedelmann die Ehefrau auch einfach nicht so wichtig.
Männliches Denken ist nicht nur erschreckend einseitig, sondern verlässt sich auf die immer gleichen Verhaltensroutinen. Wird eine Frau gesichtet, läuft beim Mann ein Programm ab wie bei einer Waschmaschine - die Brust schwillt, und die Rede endet im endlosen Ich.
Nun, wenn das so ist, wird sich die Methode über die vielen hunderttausend Jahre an Evolution wohl bewährt haben. Vielleicht müssen Frauen so primitiv angegangen werden, weil sie eben so primitiv sind. Wer mal eine Frau primitiv durchgefickt hat, mit ziemlich wenig Sensibilität, und das mehrmals am Tag, der wundert sich dann, wie sehr diese wohl diesen Vorgang genossen zu haben scheint. Frauen mögen tückisch sein, aber sie sind nicht kompliziert.
Selbst wenn Männer einmal etwas Kreatives hervorbringen, ist das nicht so sehr ihr eigenes Verdienst - sie sind von den Frauen darauf getrimmt worden. Der amerikanische Psychologe Geoffrey Miller brachte es auf die Formel, die männlichen Kulturleistungen seien nichts als ein Abfallprodukt des Balzverhaltens: Singen und Dichten haben dem blässlichen Jüngling am Lagerfeuer der Steinzeit zum Erfolg bei Frauen verholfen. Auch bei der frühesten Kulturleistung der Menschheit, der Herstellung von Steinwerkzeugen, war offenbar männliches Imponiergehabe mit im Spiel. Der Prähistoriker Steven Mithen von der britischen University of Reading wunderte sich, warum die Archäologen so viele Faustkeile finden, die niemals benutzt wurden. Was hat die Steinzeitmänner dazu bewogen, eine Menge von Faustkeilen in einer für den Gebrauch untauglichen Größe herzustellen und sie danach gleich wieder wegzuwerfen? Die wahrscheinlichste Erklärung hat Mithen präsentiert: Die Faustkeile wurden nur dazu angefertigt, die Frauen am Lagerfeuer zu beeindrucken und herumzukriegen.
Wenn ein Künstler Hervorragendes hervorbringt und im Wettbewerb der Künstler, die Kunst ungeahnte Höhen erklimmt, so gebührt die Ehre den Künstlern, denn es ist ihr Werk, und nicht dem zahlenden Publikum geschuldet, dem man höchstens zu gute halten kann, dass es in der Lage ist, verschiedene Qualitäten der Kunst zu erkennen. Ein Künstler, ein Picasso, entsteht nicht wegen des Publikums, sondern er wird berühmt, weil Kenner seine Kunst entdecken und bekannt machen und dann alle dem Trend hinterhereilen. Und so ist es auch bei den Frauen, die oft Männer schätzen, weil andere Frauen die schätzen. Und wir dürfen nicht vergessen, dass es, und das insbesondere in der Vergangenheit, nicht zuvorderst die sexuelle Selektion war, welche die Auswahl traf, sondern der Mann und seine Nachkommen mussten in der Welt auch überleben.
Das viel geschmähte "Patriarchat" ist demnach eine unabdingliche Folge jener Kriterien, mit denen Frauen Partner auswählen: Dominante Männer bringen ihnen Ressourcen, aber auch Gewalt ins Haus. Das ist keine biologische Entschuldigung, geschweige denn ein Freispruch für die Männer. Die Annahme, Vergewaltigung sei eine männliche Reproduktionsstrategie, so wie es die amerikanischen Soziobiologen Craig Palmer und Randy Thornhill vermuten, ist weit überzogen. Die Tatsache, dass Dominanz, Gewalt und Sexualität über das gleiche Hormonsystem aneinander gekoppelt sind, ist jedoch ein unleugbares Faktum.
Diese Aussage kann man stehen lassen, bis auf die Aussagen zur Gewalt. Die Gewalt in lesbischen Beziehungen spricht eine deutliche Sprache und zeigt, das Gewalt kein besonderes Merkmal von Männern ist.
Die Kultur ist ein Produkt der Evolution. Aber jetzt erstmals schwingt sich die Kultur dazu auf, die Evolution umzukehren - und die Männer diesmal endgültig der Nutzlosigkeit preiszugeben. Der amerikanische Anthropologe Lionel Tiger beschreibt diesen Trend in seinem Buch "Auslaufmodell Mann". Männer versuchten demnach stets, die Ressourcen zu monopolisieren, Frauen waren gezwungen, sich an die wenigen wohlhabenden und einflussreichen Männer zu binden. Doch jetzt übernimmt in den reichen Industriestaaten die gesetzliche Wohlfahrt die Rolle des Versorgers - und macht die Männer verzichtbar.
Aber dieser Absatz ist der reine Witz. Mag der einzelne Ehemann verzichtbar sein, wobei die Tatsache, dass die alleinerziehende Mutter in großem Umfang ein Fall für die Wohlfahrt ist, dem widerspricht, die Männer als Ganzes sind nirgendwo verzichtbar. Der Absatz erinnert mich an einen Spruch: Wir brauchen keine Kraftwerke, bei uns kommt der Strom aus der Steckdose. Dem Herrn Professor sollte vor allem einmal auffallen, dass es nicht Männer sind, welche in die "weibliche Welt" drängen, sondern es sind Frauen, welche ihr Reservat verlassen und in die "männliche Welt" drängen. Also ist es doch die Frau, welche überflüssig geworden ist. Es ist für einen Mann nicht schwer, in eine weibliche Rolle zu schlüpfen. Viel schwerer ist es für eine Frau, eine männliche Rolle auszufüllen. Der weibliche Phänotyp ist gut fürs Brut- und Stillgeschäft, ansonsten aber zu nichts nutze. Der Mann ist geprägt durch die Welt, die Frau jedoch durch den Mann, an dem sie letztlich parasitiert, denn Frauen als Gesamtheit konsumieren mehr, als sie produzieren.
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