Donnerstag, 9. Januar 2014

Mutterliebe

Ein aktuelles Heft von GEO beschäftigt sich mit dem Thema Mütter: GEO - Mütter.

Was mir gefällt, dass das Sujet unideologisch angegangen wird. Wobei, wobei, dass Mutterschaft entidealisiert wird, kann schon wieder Ideologie sein. Einen speziellen Mutterinstinkt scheint es jedenfalls nicht zu geben. Das gilt auch für Tiere. Diese mögen Brutpflegeinstinkte haben. Man muss sich aber klar machen, dass Instinktverhalten über eine gewisse Komplexität nicht hinaus kommt. Dem Tier wird nie der Gesamtzusammenhang klar, sondern es hangelt sich von Schüsselreiz zu Schlüsselreiz. Das kann auch dramatisch schief gehen, z.B. wenn das Knabbern, das der Trennung der Nabelschnur dient, wieder einsetzt und dazu führt, dass die Kinder aufgefressen werden.

In den ersten Lebensjahren ist die Fürsorge durch die Eltern, und hier insbesondere durch die stillende und pflegende Person, für uns Menschen lebensnotwendig und wurde daher in unser Betriebssystem eingebrannt. Der Schatten dieser für uns so wichtigen Personen sind als Archetypen hinterlegt und als "Hunger", d.h. dem Gefühl der Bedürftigkeit. Der Archetyp des Fressfeindes, der Schatten der Predatoren unserer Vorfahren, lernen wir im Horrorfilm kennen. Der Archetyp ist die Mutter in unserem Kopf. Kein kleines Problem, wie Psychologen und Psychiater bestätigen können. Werden die hinterlegten Hüngerchen nicht befriedigt, gewinnen sie eine Dimension, die sie zu einem Lebensthema machen. (Wenn Du die Liebe der Mutter/Frauen verlierst, wirst Du sterben! Tue alles, um ihre Liebe nicht zu verlieren. Wenn Deine Mutter/Frauen nicht bei Dir ist, wirst Du sterben. Du fühlst Dich einsam und verlassen, hilflos und ausgestoßen, wenn keine Frau um Dich ist.)

Mutterliebe ist keine Selbstverständlichkeit, das beschreibt Tissy Bruns in Die Mutter der Gefühle .

Der Kampf der kleinen Kinder um die Zuneigung der Eltern ist der Schatten der Vergangenheit, als ungeliebte Kinder ausgesetzt oder getötet wurden.

Als Vater dreier Kinder kann ich sagen, dass die Liebe eines Vaters zu seinen Kindern nicht geringer ist, als die der Mutter. Und Mutter und Vater müssen das Kind nach der Geburt erst einmal adoptieren, denn es ist eine irrige Vorstellung, dass zwischen Mutter und Kind ein persönliche Verhältnis entsteht, während das Kind im Uterus ausgebrütet wird. Im Gegenteil: Der schmerzhafte Geburtsvorgang und der Hormonsturz nach der Geburt kann sogar trennend wirken.
Gegen eine persönliche Beziehung spricht auch, dass es in der Regel den Vätern auffällt, wenn ein Kind vertauscht wurde. Bei den Frauen ist es eher, wie bei der Saftfirma Kumpf: Man bringt seine eigenen Äpfel hin und bekommt dann entsprechend Apfelsaft, aber Apfelsaft von irgendwelchen Äpfeln, und ist damit zufrieden.

Gerade das Kindchenschema und die Reflexe der Neugeborenen, wie z.B. Lächeln u.Ä., zeigen, dass Mutterliebe keineswegs selbstlos ist, sondern der Anreize und Belohnungen bedarf, um zu entstehen und zu bleiben.

1 Kommentar:

Radaffe hat gesagt…

"[...]Der Archetyp des Fressfeindes, der Schatten der Predatoren unserer Vorfahren [...]

Der gute Vater weiß um diese `Dämonen` hinter "dem Gefühl der Bedürftigkeit" - instinktiv (vielleicht) oder, besser, aktiv reflektierend. Dem Kind zu zeigen, dass es außerhalb der Mutterzone eine Welt gibt die zwar potentiell gefährlich, in der man aber selbstbestimmt bestehen kann, ist die vohrnehmste Aufgabe des Vaters. Der Begriff Väterlichkeit, mit den Mitbedeutungen Güte, Geduld, Strenge, Impulskontrolle, Disziplin, steht dafür.

[...] ,denn es ist eine irrige Vorstellung, dass zwischen Mutter und Kind ein persönliche Verhältnis entsteht, während das Kind im Uterus ausgebrütet wird. [...]

Darauf können Mädchen/Frauen gar nicht oft genug hingewiesen werden.