Kennen Sie das Gefasel vom sensiblen Gleichgewicht?
Diese Phrase taucht immer wieder bei Natursendungen auf und wird bemüht, wenn Ökosysteme beschrieben werden. Sie hinterlässt beim Zuschauer das Gefühl, dass schon der Schlag eines Schmetterlingsflügels, diese beschriebenen Ökosysteme zerstören kann. Also: Bitte nicht husten!
Unser Parteiensystem scheint auch so ein Ökosystem zu sein, das sich in einem sensiblen Gleichgewicht befindet. Schon der Gebrauch der falschen Worte (keine Political Correctness) oder das Andeuten der falschen Gesinnung (AfD) kann dieses Ökosystem in nicht vorhersehbarer Weise verändern, ja zerstören.
Allen, die an so einen Unfug glauben, sei gesagt: Was auf dieser Welt nur in einem sensiblen Gleichgewicht existieren kann, ist sowieso dem Untergang geweiht. Denn auf dieser Welt gibt es höchstens ganz kurzfristig geschützte Zonen, bis der nächste Vulkanausbruch, das nächste Erdbeben, der nächste Klimawechsel, das nächste Unwetter, das Auftauchen neuer Arten, z.B. des Menschen, dieses sensible Gleichgewicht aus demselben bringt.
Und so ist mit der AfD auch nicht der neue Gott-Sei-Bei-Uns erschienen, sondern eine politische Kraft, welche politische Meinungen aus der Bevölkerung bündelt und zum Ausdruck bringt, und das muss eine Demokratie aushalten, so wie sie auch die SED-Nachfolgeorganisation aushalten muss, oder kurz nach dem Krieg mehr oder weniger geläuterte Alt-Nazionalsozialisten aushalten musste, wobei ich die AfD keinsewegs in diesem Umfeld sehe.
Die AfD ist das, was ihr Name auch sagt, eine national-konservativ-liberale Alternative für Deutschland, eine frisches Lüftchen in der Demokratie, welche den Filz der Altparteien durcheinanderwirbelt, und Themen diskutierbar macht, die bisher schamhaft verschwiegen wurden, so die Anliegen von Männern, die sich nicht nur als Beiwerk für eine feministische Agenda sehen.
Auch ist der, aus der französischen Revolution geborene, Nationalgedanke keineswegs von Gestern, erlaubt er doch, Menschen ganz unterschiedlicher sozialer Schicht, unterschiedlicher Weltanschauung und Religion, unterschiedlicher regionaler Bindung, zu einem demokratischen Staat zusammenzufassen, Interessenausgleich und Solidarität zu bewerkstelligen und den inneren Frieden zu wahren.
So ruht der Nationalstaat auf einem stabilen Gleichgewicht, während übernationale Reiche in der Regel außerordentlich instabil sind, und in der Regel demokratisch nicht zu führen sind, was die EU zeigt, die eine ernsthafte Krise kaum überstehen würde.
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