Das Thema:
Über die Zukunft der Arten
Von Patrick Guidato
Die Evolution gilt für den Menschen nicht mehr. Jeder kann seine Gene weitergeben, ob stark ob schwach, ob groß ob klein, ob gesund oder krank und das ist auch gut so. Der Mensch hat sich entwickelt, weil er nicht mehr sich selbst, sondern seine Umwelt seinen Bedürfnissen angepasst hat. Wir sind nicht mehr auf das „survival of the fittest“ angewiesen, weil wir es, wie keine andere Spezies vermögen, uns einem Selektionsdruck zu entziehen.
Der Autor ist 30 Jahre alt und mit Grundlagenforschung beschäftigt, also ein Nerd. Das soll keine Kritik sein, aber in diesem Alter und in dieser Umgebung da steigt einem die Liebe zum Beruf, zum Forschen schon mal in den Kopf. Sturm- und Drangphase. Der Mensch als Atlas, der die Welt auf seiner Schulter trägt.
Aber leider, leider, leider ist die Wirklichkeit ein harter Landeplatz für Ikarus.
Selbstverständlich gilt die Evolution für den Menschen wie eh und je. Die Mechanismen Mutation, Variation und Selektion sind nicht außer Kraft gesetzt, das merkt die hässliche Frau und der nerdige Mann auf dem Partnermarkt ganz schnell. Auch merkt es derjenige ganz schnell, der behindert ist oder sonstige Einschränkungen trägt, welche ihn im Rattenrennen nach hinten abfallen lassen. Da ist dann ganz schnell Schluss mit Gene weitergeben. Gut, manche Ausschlusskriterien, welche in der Vergangenheit gnadenlos zuschlugen, sind verschwunden. Aber wer glaubt, die gute alte Heckenschere der Selektion sei nicht mehr da, der irrt gewaltig.
Ansonsten ist der evolutinäre Prozess opportunistisch, will sagen, wie ein Parasit auf einige seiner Fähigkeiten verzichtet, weil die ja der Wirt übernimmt, so verliert der Mensch einige seiner Fähigkeiten, weil diese durch Kulturleistungen, die Produkte von Handwerk, Wissenschaft und Technik, übernommen werden. Das würde jeder von uns sofort merken, müsste er sich nur noch von ungegarten Speisen ernähren. Die Kulturleistung der Nahrungszubereitung unter Zuhilfenahme von Hitze, hat über die Zeit unseren Kau- und Verdauungsapparat so verändert, dass wir ernste Probleme bekommen, wollten wir aufs Kochen, Braten Backen verzichten.
Die im zitierten Artikel hochgelobte Nutzung der Gentechnik kann Nutzen stiften, kann sogar eine Notwendigkeit werden, sollte die Art wegen zu schwacher Selektion degenerieren. Die Welt bleibt wild und erfordert ein Mindestmaß an Vitalität und Überlebenswillen. Wo dieser fehlt ist schnell Ende Gelände, denn die Vorstellung, dass es immer so friedlich und paradiesisch bleibt, wie im Moment in der westlichen Welt, der irrt gewaltig. Der nächste Meteoriteneinschlag, der nächste Vulkanausbruch, der nächste Großkrieg, die nächste Welle von Eindringlingen/Flüchtlingen/Immigranten, der nächste Klimawandel hin zu sinkenden Temperaturen (siehe die Kleine Eiszeit), kann ganz schnell das Kultur- und Lebensniveau senken, kann eine ziemlich kompetitive Umwelt für den Einzelnen erzeugen, und dann sind ganz archaische Fähigkeiten, wie Kraft, Schnelligkeit, Zähigkeit, Überlebenswillen und ähnliche Tugenden gefordert.
Und wenn dann die Zivilisation auf ein niedrigeres Level wechselt, dann bleiben diejenigen mit Schwächen, z.B. Diabetes, auf der Strecke. Und hier könnte Gentechnik hilfreich sein, wenn sie in der Lage ist, die Degenereation zurückzudrängen, was im Augenblick aber noch nicht der Fall ist.
Besteht der Defekt nämlich nicht aus einer Punktmutation, bei welcher ein einzelnes Gen verändert ist, sondern aus einer Ansammlung von schwer zu ortenden Veränderungen, dann wird es schwer bis unmöglich hier Abhilfe zu schaffen.
Und wir dürfen nicht vergessen, dass wir mit Gentechnik Schranken durchbrechen und nie wissen, ob wir nicht versehentlich gerade Ungeheuer schaffen. Und ist der Geist aus der Flasche, bekommen wir ihn nicht mehr zurück. Also das mit den leuchtenden Bäumen lassen wir lieber sein.
Wir brauchen Gentechnik und wir brauchen Grundlagenforschung, und wir werden bei der gegebenen Überbevölkerung nicht umhin kommen, unsere Nahrungsquellen gentechnisch zu verändern, damit wir auch Problemzonen landwirtschaftlich nutzen, bzw. insgesamt höhere Erträge realisieren können. Sollte sich die Überbevölkerung nicht in den Griff bekommen lassen, dann kann auch die Gentechnik nicht helfen. Eines ist nämlich sicher: Hunger, Seuchen, Fressfeinde halten eine Population in Grenzen, und gerade der Hunger wird das Problem der Überbevölkerung lösen, wenn wir nicht durch Kulturleistung dem zuvor kommen.
2 Kommentare:
Zum Thema Überbevölkerung der Welt empfehle ich Dir folgenden TED-Vertrag von Hans Rosling:
https://www.youtube.com/watch?v=ezVk1ahRF78
Rosling zeigt und begründet da recht anschaulich, dass die Weltbevölkerung noch bis 10 Mrd. anwachsen wird und sich da aber stabilisieren wird.
Ja, bei irgendeiner Zahl wird sich die Weltbevölkerung stabilisieren. Die Frage ist, auf Grund welcher Ursache. Wenn es Hunger und Seuchen sind oder Kriege, Kriege um Resourcen, dann ist das kein hoffnungsvolles Zukunftsszenario.
Die Vorstellung, Vernunft könnte eine Grenze setzen, ist eine Täuschung, weil die Vernunft der Emotion nicht gewachsen ist. Und wenn sich einige aus Vernunftgründen in ihrer Vermehrung einschränken, so werden sie von denen überwuchert, deren Emotion diese Begrenzung nicht zulässt.
Die Welt ist wie eine gigantische Arena, auf deren Rängen die Götter sitzen und sich daran erfreuen, wie ihre Geschöpfe sich gegenseitig zu Tode bringen, ein ewiger Kampf, der nur kurze Phasen der Ruhe kennt, wenn es einer Art gelingt, sich für kurze Zeit an die Spitze der Nahrungskette zu setzen. Nun vermehrt sich diese Art, bis alle Resourcen aufgefressen sind, und die Angehörigen der Art, sich gegenseitig zum Fressfeind werden, und sie sich in Großkriegen hinmorden.
Nach den Kriegen und den großen Seuchen ging es den Menschen immer besser als davor.
Endlich war Platz. Endlich war Raum für Neues.
Kommentar veröffentlichen