Freitag, 15. November 2013

Sind Sexpuppen die besseren Frauen

Sind Sexpuppen die besseren Frauen? – Eine Soziologie der synthetischen Liebe

von Stefan Spiess, Regensburg

Quelle: Wikipedia.org (2008) creative commons
Sexpuppen sind ein schönes Schmuddelthema, und anscheinend eines, das dringend eine soziologische Überarbeitung benötigt. Nach einem ausführlichen und sehr interessanten Artikel zum Thema existieren Onlinegemeinschaften mit geschätzen 12.000 Mitgliedern, eine stattliche Zahl. Ein anderer wissenschaftlicher Aufsatz gibt Anregungen für die Entwicklung und notwendige ethische Prinzipien einer Roboter-Prostitution, als Ersatz für menschliche SexarbeiterInnen. (Eine Doku englischer Sprache ist am Ende des Artikels eingebettet.)
Zitat Ende

 In der Verhaltensbiologie gibt es einen Begriff: Schlüsselreiz.

Hier die Definition aus Wikipedia:

Als Schlüsselreiz gilt innerhalb der Instinkttheorie ein Reizmuster (also ein spezifischer Reiz oder eine Kombination bestimmter Merkmale), das bei Wahrnehmung mit einer Instinktbewegung beantwortet wird. Häufig wird ein solcher Reiz auch Auslöser genannt, und zwar vor allem dann, wenn er von einem Sozialpartner ausgeht und das Sozialverhalten beeinflusst; weitere gebräuchliche Synonyme sind Signalreiz und Wahrnehmungssignal. Den Reizfilter, der das Erkennen der Auslöser ermöglicht, also relevant von irrelevant scheidet und zugleich die arteigene Instinktbewegung in Gang setzt, bezeichnen die Vertreter der klassischen vergleichenden Verhaltensforschung als angeborenen Auslösemechanismus (AAM).

Was unter Instinkt zu verstehen ist, wird unterschiedlich definiert. Von außen beobachtbar ist ja nur das resultierende Verhalten. Wir selbst empfinden unsere Instinkte als Antreiber (daher der Begriff Trieb) aber auch als Hemmer (der innere Schweinehund).

Als in dem Film MATRIX Neo zum ersten Mal in einer virtuellen Umgebung (dem Konstrukt) mit Morpheus kämpft und sich dabei schwer tut, gibt ihm dieser den Rat: "Nicht denken, wissen!"

Instinkte sind wie Programme vorgeformte, komplexe, standardisierte, schnell abrufbare Reaktionen neuronaler Netzwerke auf externe (Außenwelt) oder interne (aus dem Körper kommende) Signale. Instinkte sind Wissen.

Instinkte sind in der Regel angeboren und werden dann durch die Auseinandersetzung mit dem Reizgeber modifiziert, oder der Instinkt ist nur als Anlage angeboren und wird dann erst in der Auseinandersetzung mit dem Reizgeber ausgeformt.
Instinkte sind Programme, welche das Leben selbst in uns hinein programmiert hat, das Wissen der Art und ggf. das Wissen, das aus dem resultiert, was wir erlebt und gefühlt haben.

Instinkte sind wie Reflexe dem Zugriff des Intellekts entzogen, das bedeutet, wirkt der Schlüsselreiz auf die entsprechenden Sensoren und ist der Instinkt scharf geschaltet (z.B. durch Nahrungsmangel) dann läuft er ab. Wir empfinden dann Gefühle, die wir nicht unterdrücken können. Ein Tier vollzieht u.U. eine Handlung, die dem Beobachter unzweckmäßig erscheint.

Gefühle sind für uns Menschen die Rutschkupplung zu unseren Instinkten. Für Tiere ist der Instinkt in der Regel ein Handlungsbefehl. Der Hahn, der am Morgen kräht, kräht nicht, weil er das als seine Aufgabe sieht, sondern weil ihn ein nicht zu bändigendes Verlangen dazu zwingt zu krähen. Ist der Schlüsselreiz präsentiert, hat ein Tier kaum die Möglichkeit, das folgende Instinktverhalten zu unterbrechen.

Unser Geschlechtsverhalten ist instinktgesteuert. Wer paart sich schon aus rationalen Überlegungen. Ein Minimum an Appetit muss schon vorhanden sein. Der völlig Asexuelle wird Geschlechtsverkehr als völlig unappetitlich abtun, eine rechte Zumutung. Wer mag essen, ohne Hunger.

Wer muss gesättigt werden? - Der Instinkt! - Es ist der Instinkt, der den Hunger hat und erzeugt. Es ist der Instinkt, der gesättigt sein muss, sonst tritt die Entspannung nicht ein.

Der Instinkt ist aber völlig unintellektuell. Der Instinkt sieht nicht die Frau oder den Mann als komplexe Person, er sieht nur die Hülle, die Signale, auch die olfaktorischen (Gerüche), das zu Tastende.Und der Instinkt sucht, was alle Frauen bei einem Mann suchen bzw. was alle Männer bei einer Frau suchen. Und Männer suchen bei einer Frau nur Gesundheit, Fruchtbarkeit, Ungefährlichkeit. Deshalb mag sie eine gewisse Passivität nicht abschrecken.
Denn für den männlichen Körper ist der weibliche Körper das, was die Raupe ist für die Schlupfwespe: das Gefäß, das die Kinder ausbrütet.

Und so kann eine gut gemachte Sexpuppe von den 5 Punkten, die eine Frau beim Sex liefert schon mal 3 Punkte liefern.

Mag der Mann sein Verhalten auch intellektuell als ziemlich abgedreht finden, der Instinkt ist zufrieden und der Mann wundert sich, wieso so ein Stück Silikon soviel Freude und Entspannung bringen kann.

Für die Frau sieht die Sache ganz anders aus, weil ihr Instinkt von einem Mann deutlich mehr erwartet, als nur da zu liegen. Ihre Bedürfnisstruktur ist eine ganz andere. Sie will schließlich von einem Prinzen geritten werden, einem Mann mit Status, mit Ansehen, einem gefährlichen Mann. Sie wird sich eher von einem Dobermann begatten lassen, als mit einer Puppe zu spielen.

Wenn wir einem Geigenkonzert lauschen, denken wir primär nicht an Holz, obwohl das Holz, aus denen die Geigen gemacht sind, wesentlich für den Klang sind. Wir sind uns aber einig, dass es zu eindimensional gedacht ist, die Wirkung eines Geigenkonzerts einzig anhand des Holzes zu beschreiben, aus welchem die Geigen gefertigt sind.

Das Leben eines Menschen und ganz besonders die Interaktion zwischen Menschen einzig auf Instinkte und deren Befriedigung zu reduzieren, das wäre ganz gewiss zu eindimensional. Und wenn auch die Schablonen, nach denen Instinkte suchen, immer präsent sind, so besteht, wie bei einem Gericht, die Kunst des Koches darin, die Eigenschaften der Komponenten so auszuwählen und zu verarbeiten, dass etwas einzigartiges, geschmackvolles herauskommt.

Und von daher ist so eine Puppe eben nur der Zucker, nie aber eine Süßspeise.

 
 




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