Samstag, 19. Januar 2008

Gender Mainstreaming und die Kulaken

Zitat aus: http://www.amazon.de/Hitler-Stalin-Alan-Bullock/dp/3442755042
S.353
In der Kampagne gegen die Bauern, dem Herzstück von Stalins Revolution, ging es um weit mehr als nur um die Wirtschaft. Das charakteristische Merkmal der russischen Gesellschaft war die riesige Zahl der Menschen -achtzig Prozent der Gesamtbevölkerung -, die auf dem Land lebten. Die ungebildeten Bauern, die Muschniks der russischen Literatur und Folklore, lebten in ihrer eigenen, engen, abgeschlossenen Welt, mit eigener Zeitrechnung, ihren eigenen Institutionen, Sitten und Gebräuchen, ihrer Sprache und ihrem Glauben. Die Bolschewiki hatten sich mit diesem Phänomen, das nicht in das Schema des Marxismus passte, niemals abfinden können.

Es störte sie, von diesem gewaltigen ländlichen Wirtschaftssektor abhängig zu sein, den sie nicht in das Schema der sozialistischen Gesellschaft zwängen konnten, die sie zu schaffen gedachten. Nicht ohne Grund sahen sie in ihm eine Ursache für die Rückständigkeit der Sowjetunion, „eine riesige, träge und dennoch irgendwie bedrohliche Masse von Menschen, die Russland den Weg zur Industrialisierung, in die moderne Zeit und zum Sozialismus versperrte, ein Reich der Finsternis, das man erobern musste, bevor die Sowjetunion das Gelobte Land werden konnte."

Durch die von Stalin geförderte Tendenz, die ländliche Gesellschaft aus marxistischer Perspektive zu betrachten und die Begriffe der Klasseneinteilung und des Klassenkampfes auf sie anzuwenden, wurde die feindselige Haltung der Partei gegenüber den Bauern verstärkt und ihr Bild verzerrt.

Von zentraler Bedeutung war die Tatsache, dass Stalin den Kulaken als ländlichen Kapitalisten, als Ausbeuter ansah, den es zu enteignen galt. Es überrascht nicht, dass die Merkmale des Kulaken der zwanziger Jahre niemals klar und überzeugend definiert wurden.

Robert Conquest sagt zutreffend: »Die Kulaken als ökonomische Klasse, wie immer man sie auch definierte, waren nichts anderes als ein Konstrukt der Partei.« Dieses Konstrukt wurde gebraucht, um die Partei gegen den »Klassenfeind« auf dem Lande zu mobilisieren und ihn mit der gleichen Rücksichtslosigkeit ausrotten zu können wie jeden anderen Kapitalisten.

E. H. Carr drückt es so aus: „Es galt nicht mehr, dass die Klassenanalyse die Politik bestimmte. Nunmehr bestimmte die Politik, welche Form der Klassenanalyse der jeweiligen Situation angemessen war."

Worin bestand diese Politik? So wie sie sich schließlich 1929/30 präsentierte, war es zweifellos der Versuch, all die wirtschaftlichen und sozialen Probleme, vor denen die sowjetische Landwirtschaft stand, in einem Zug dauerhaft zu lösen. Dreierlei sollte erreicht werden: Erstens die Liquidier ung der Kulaken, der tatkräftigsten und erfahrensten Bauern, die man aus dem Leben der sowjetischen Gesellschaft ein für allemal entfernen wollte. „Entkulakisierung" bedeutete, dass sie aus ihren Häusern vertrieben, ihres gesamten Besitzes beraubt und mit ihren Familien als Geächtete in die abgelegensten und unwirtlichsten Teile Sibiriens und Mittelasiens deportiert werden sollten.
Zitat Ende.


Dieses Zitat aus einem lesenswerten Buch, das die Lebenswege von Hitler und Stalin, ihren Aufstieg, ihre Ziele und Methoden, die Folgen ihrer Handlungen untersucht.
Dieses Zitat soll uns einstimmen auf unser Thema: Wie versucht politische Macht die Gesellschaft, das Volk zu formen. Wir sind also bei Politfeminismus und Gender Mainstreaming. Es geht darum, dass eine politische Klasse den Menschen, die Menschen, alle Menschen nach ihrem Bilde formen will.
Dazu muss man wissen, worum es nicht geht: um die Betroffenen.
Es ging den russischen Kommunisten nicht darum, das Los der Landbevölkerung zu verbessern, was sicher gelungen wäre, hätte man auf organische Entwicklung, auf Genossenschaften und angemessene Preise für landwirtschaftliche Produkte gesetzt. Es ging um Macht, natürlich um Macht, und um ein Industrialisierungsprogramm und um Verfügungsgewalt über Sachen und Menschen.
Und hier treffen sich Kommunismus und Kapitalismus, diese Brüder im Geiste und in der Praxis: die Vergötzung der (industriellen) Produktion, das Mißtrauen und die Verachtung für alles Familiäre. Der Kommunismus will die homogene Masse und der Kapitalismus auch. Der Kommunismus will den durch keine persönliche Bande, frei verfügbaren Arbeitnehmer und der Kapitalismus auch. Der Kommunismus sieht die Familie als eine reaktionäre Veranstaltung, der Kapitalismus auch und der Feminismus ist sein Handlanger. Wie kommt eine Familie dazu, eine Frau einfach dem Produktionsprozess, dem Arbeitsmarkt zu entziehen. Kein Staat und kein Kapitalbesitzer hat etwas davon, wenn diese Frau die Marmelane selber kocht, das Brot selber bäckt, den Kindern selber vorliest, anstatt Erleben und Leben durch Konsum zu ersetzen und alle notwendigen Dienste fremd zu vergeben. Das Private ist dem Kommunismus und dem Kapitalismus verdächtig. Dem Staat sowieso, vor allem, wenn er den Anspruch erhebt, alles steuern, alles verwalten, alles kontrollieren zu wollen.
Der Kulak, zu der Zeit als Stalin die Entkulakisierung in die Wege leitete, da gab es schon lange keine Kulaken mehr. Diese waren in der ersten Phase der Revolution, als sich die Bauern das Land der Grundherren aneigneten, bereits beseitigt worden. Was es noch gab war tüchtige, weniger tüchtige und untüchtige Bauern.
Der Kulak, wie der Patriarch unserer Tage, war und ist eine Schimäre. Das Patriarchat ist eine Schimäre. Die Unterdrückung der Frau in der westlichen Welt ist eine Schimäre, eine Lüge, ein Popanz aufgebaut, um interessierten Kreisen Einfluss zu verschaffen.
Die russische Bauernschaft wurde vernichtet, so wie die Familie durch die feministische Familienpolitik, die Propaganda durch den politisch-medialen Komplex ausgerottet wird. Die Ehe als Vertrag ist ein Nichts, ein Schatten, untauglich das „Geschäft" zu sichern, zu dem man nur einen solchen Vertrag braucht: die Aufzucht von Kindern und die Sicherung des Familienvermögens, die Schaffung von langfristiger Rechtssicherheit zwischen den Vertragspartnern.

Die russische Bauernschaft, so es sie denn noch gibt, hat sich von dem Schlag durch die Kommunisten bis heute nicht erholt.

Die westliche Gesellschaft, wie wir sie kenne, wird mit dem Ableben der Baby-Boomer verklimmen.

Das Leben hat seine eigenen Gesetze und wer diese nicht beachtet und meint, aus kurzfristigen Erwägungen hier Einschneiden zu können, der tötet das Leben. Ihm bleibt dann die Leiche und das war es dann.

Gender Mainstreaming und die Kulaktenverfolgung unter Stalin haben viel gemeinsam, sind auch die Methoden verschieden, es läuft auf das Gleiche hinaus: Menschenzüchtung und -erziehung nach dem Bild interessierter Kreise.

Sein wie Gott, den Menschen neu nach eigenem Bilde zu erschaffen, das ist Gender Mainstreaming.

Seid gewarnt!

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