Meine Argumente sind in Arial und fett gedruckt.
Der Stand der Dinge
Was bedeutet heute Feminismus?
Frida Thurm | 5.11.2007
"Die meisten feministischen Theorien haben den Konstruktivismus als Grundlage", erklärt Melanie Groß. Die Diplompädagogin promoviert gerade über die verschiedenen Positionen innerhalb des Feminismus und arbeitet an der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Die wichtigste Annahme des Konstruktivismus besagt, dass die Strukturen, in denen wir als Menschen leben, uns in unserem Wesen beeinflussen und umgekehrt. Das Fazit: Eine von außen beobachtbare und von vornherein feststehende Wahrheit gibt es nicht. Außerdem muss zwischen den feministischen Strategien und ihren theoretischen Grundlagen unterschieden werden. Strategien, die von der grundsätzlichen Gleichheit der Geschlechter ausgehen, sind der marxistische und der liberale Feminismus.
Ersterer erklärt die Geschlechterdifferenz ökonomisch-gesellschaftlich, es geht vor allem um die Art des Ausbeutungsmechanismus: Stellt die Frauenunterdrückung die Grundlage für den Kapitalismus dar oder ist es nur ein "Nebenwiderspruch"? Für marxistische Feministinnen wie Frigga Haug steht fest, dass der Kapitalismus nur funktionieren kann, weil Frauen die Reproduktion, also die Hausarbeit und Kindererziehung, unentlohnt übernehmen. An dieser These wurde vor allem kritisiert, dass sie die Opferrolle der Frauen überbetont und außer Acht lässt, dass auch Frauen die kapitalistischen Strukturen reproduzieren.
Es ist banal: Lebewesen werden durch ihre Umwelt geformt und Lebewesen formen ihre Umwelt. Wobei Umwelt auch die Artgenossen umfasst, gleichgeschlechtliche und gegengeschlechtliche.
Die Geweihe und die Kraft der Hirsche sind Folge des Kampfes männlicher Hirsche um Vorherrschaft.
Das Rad des Pfaus ist Folge der Konkurrenz um Attraktivität für Weibchen.
Die Körperformen der Menschenfrau und ihre Gestik und Mimik ist geschuldet der Konkurrenz von Frauen um attraktive Männer.
Die Körperformen und Gestik und Mimik der Männer ist Folge der Konkurrenz der Männer untereinander und des Lebenskampfes. Denn nur, wer als Mann in einer gegebenen Umgebung erfolgreich agiert, gewinnt hohen Status. Und nur wer hohen Status hat gewinnt die besten Frauen.
Selbstverständlich prägt auch die Kultur unsere Gene, so wie unsere Gene unsere Kultur prägen. Sprach- und Sprechfähigkeit sind genetisch fixiert. Nur wo Sprache eine Rolle spielt bleiben langfristig die entsprechenden Werkzeuge erhalten. In einer Welt, in der Sprache die Grundlage des Zusammenlebens ist, Grundlage des sozialen und ökonomischen Erfolgs, in einer solchen Welt ist Sprach- und Sprechfähigkeit ein wichtiges Selektionskriterium. Wer hier versagt ist aus dem Rennen.
Ob Kapitalismus oder Kommunismus ist von der Selektion her bedeutungslos. Der Wechsel vom einen zum anderen System hat gezeigt, dass immer die gleichen Typen vorne stehen. Auch haben beide Systeme auf die Partnerwahl keine systematische Änderung zur Folge. Weder der Phänotyp noch der Genotyp von Mann und Frau ändern sich. Auch die Vorlieben von Mann und Frau hinsichtlich der Berufswahl ändern sich entscheidend.
Was nun Frigga Haug betrifft, so erbringen Frauen die Reproduktionsleistung keineswegs unendgeltlich, sie verfügen nämlich über das Einkommen des Mannes und das um so mehr, je geringer dieses ist. In einfachen Kreisen ist es üblich, dass der Mann sein Gehalt komplett der Familie zur Verfügung stellt und selbst nur ein Taschengeld behält.
Doing Gender?
Der liberale Feminismus möchte die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen erreichen, stellt dabei aber nicht das System an sich infrage. "Es geht also eher darum, dass Frauen auch Ingenieurinnen werden können – nicht um den trotzdem noch vorhandenen Unterschied zwischen den Klassen", erklärt Groß.
FORUM Feminismus Dazu auf fluter.de
Judith Butler
Besser Lesen
Kopfsache
Die Psychologin Claudia Quaiser-Pohl über Frauen und MännerDer Gleichheitsfeminismus als Strömung beruft sich auf die "doing gender"-Theorie. Der Unterschied zwischen Männern und Frauen entstehe erst durch die in der Gesellschaft herrschenden Machtverhältnisse. Diese bewirken, dass Mädchen und Jungen unterschiedliche Sozialisation erfahren, was schließlich in den gesellschaftlich vorgegebenen Geschlechterrollen mündet. Die Hauptfrage des "doing gender"-Ansatzes ist also, wie "Geschlecht" hergestellt und durch andere erkannt wird. Die Idee des "doing gender" leitet sich ab von Simone de Beauvoir, die bereits 1951 feststellte: "Als Frau wird man nicht geboren, zur Frau wird man gemacht." In ihrer Analyse zeigt sie, dass Männer in der Gesellschaft an die Stelle des Absoluten, des Subjekt gesetzt werden, während die Frau damit in die Rolle des "Anderen", des Objekts fällt.
Aus diesem Gesichtspunkt heraus sieht der Gleichheitsfeminismus auch Maßnahmen wie spezielle Frauenförderung kritisch, da diese die Opferrolle der Frau und ihre Ohnmacht weiter festschreibe. In den 1980er-Jahren wurde Beauvoirs These weiterentwickelt, die "doing gender"-Theorie geht davon aus, dass es ein biologisches ("sex") und soziales Geschlecht ("gender") gibt. Diese Definition hat inzwischen sogar das Bundesfamilienministerium übernommen und schreibt auf seiner Homepage: Gender "bezeichnet die gesellschaftlich, sozial und kulturell geprägten Geschlechtsrollen von Frauen und Männern. Diese sind – anders als das biologische Geschlecht – erlernt und damit auch veränderbar."
Selbstverständlich gibt es ein soziales und ein biologisches Geschlecht. Dabei kommt das biologische Geschlecht gleich in doppelter Ausführung daher:
- primäre und sekundäre (anatomische) Geschlechtsmerkmale
- seelisch-emotionale Geschlechtlichkeit
Menschen kommen in schwere innere Konflikte, wenn ihre seelisch-emotionale Geschlechtlichkeit und ihr soziales Geschlecht, d.h. die Rolle, welche die Gesellschaft dem jeweiligen Geschlecht zuordnet, nicht übereinstimmen.
Die Sozialisation der Menschen trägt der seelisch-emotionalen Geschlechtlichkeit Rechnung, nur eben ziemlich pauschal. So wie sich das Schreibenlernen und die Art des Schreibens sich am Rechtshänder orientieren. Dadurch entsteht denen Schaden, die von der Norm abweichen. Ganz fatal wäre aber, keine Rücksicht auf die Norm zu nehmen, weil dann die übergroße Mehrheit Schaden erleidet.
Was nun Macht und Ohnmacht betrifft, so hat dies mit Geschlechterrollen sehr wenig zu tun. Männer dominieren in der Regel den öffentlichen Bereich, während Frauen in der Regel den privaten Bereich dominieren. Wenn wir von "Gesellschaft" sprechen, so sprechen wir in der Regel also von Frauen. Männer mögen den ökonomischen Rahmen setzen, z.B. indem sie die Produktionsmethoden vorgeben, aber Frauen prägen die Gesellschaft.
Einen anderen Ansatz verfolgen die Strategien, die sich unter dem Begriff "dekonstruktiver Feminismus" fassen lassen. Auch hier wird mit dem "doing gender"-Ansatz gearbeitet, jedoch fundamentale Kritik an den Kategorien "Frau" und "Mann" geübt. Der postkoloniale Feminismus als Strategie lenkt den Fokus erstmals weg von der weißen Mittelschichtsfrau als (un- oder ausgesprochener) Ausgangspunkt für die feministischen Analysen. Die bisherigen Feminismen gingen von der Einheitlichkeit der Frauen aus, konstruieren so also eine Gruppe, die es nach Meinung der postkolonialen Theorie nicht gibt. Zudem sei das Geschlecht keineswegs die einzige Kategorie, nach der Menschen eingeteilt und diskriminiert würden. So haben Frauen in afrikanischen Ländern einen ganz anderen Lebenszusammenhang als europäische und US-amerikanische, die aber bisher die Theorie entscheidend prägten. Die "Black feminists" zeigten deshalb auf, dass die feministische Theorie "weiße Flecken" hat: Statt dem Mann dient jetzt die weiße Frau der Mittelschicht als "Standard", was wiederum die Lebenswirklichkeit des Großteils der Frauen unberücksichtigt lässt.
Was denn nun: Alter, Nationalität oder Klasse?
Die queer theory verbindet den postkolonialistischen Ansatz mit den US-amerikanischen gay- und lesbian studies. Durch die queer theory wird deutlich, dass feministische Theorien bisher die sexuelle Orientierung und Identität derer, für die sie sich einsetzten, vernachlässigt hatten. Die von der queer theory geübte Kritik ist vor allem, dass durch die bisherigen feministischen Theorien die Heterosexualität als Norm festgeschrieben blieb. Die prominenteste Vertreterin des dekonstruktivistischen Feminismus ist die Amerikanerin Judith Butler. Sie knüpft an die Aussagen Simone de Beauvoirs an, geht aber noch einen Schritt weiter: Geschlecht, sowohl das biologische als auch das soziale, werde erst durch Sozialisation in der Gesellschaft erzeugt. "Sex" sei dabei der Effekt des jeweilig zugeordneten "gender" und stehe keineswegs von vornherein fest. Die Kategorie "Geschlecht" wird damit unbrauchbar, da die queer theory davon ausgeht, es gebe so viele Identitäten wie Menschen, wobei das Geschlecht nur eine von vielen Kategorien sei, nach der die Menschen sortiert werden können.
Die Heterosexualität ist die Norm, weil der wichtigste Zweck der Sexualität die Fortpflanzung ist. Dass Geschlecht eben nicht durch die Gesellschaft erzeugt wird zeigen eindrucksvolle und tragische Beispiele, wo in der Erziehung keine Rücksicht auf das biologische Geschlecht eines Menschen genommen wurde. Den Menschen zu einem geschlechtsneutralen Wesen umerziehen zu wollen kann nur scheitern. Die Verunsicherung unter der Minderheiten wie Homosexuelle, Transsexuelle, Hermaphroditen leiden sind kein Maß für die Feste Verankerung, die die breite Masse der Menschen in ihrem Geschlecht fühlt.
Dass es zwischen all diesen Ansätzen Kontroversen gibt, scheint dabei vorprogrammiert. Die aktuellen Themen im wissenschaftlichen Feminismus drehen sich laut Groß vor allem um die Grundlagen: Sind die Kategorien "Männer" und "Frauen" noch sinnvoll? Und vor allem: Welche anderen Formen der Kategorisierung und Unterdrückung wie Alter, Nationalität oder Klasse müssen berücksichtigt werden?
Hier stört schon die verqueere Sicht der Dinge: "Unterdrückung".
Ein größeres Problem als Unterdrückung ist für den Menschen die Freiheit, die Unsicherheit, die Unverbindlichkeit. Der Mensch kann ohne Freiheit leben, nicht jedoch ohne Ordnung.
Wer hinter allen Unterschieden, Vorlieben und Abneigungen immer nur zu therapierende Unterdrückung sieht, der vergisst, dass Verschiedenheit die Grundlage der Evolution und des Lebens ist. Gleichheit und Gleichmacherei ist der Tod jeder Entwicklung.
Auch melden sich immer wieder kritische Stimmen, die den gender und queer studies vorwerfen, nur ihre eigene Identität zum Forschungsobjekt zu haben und dadurch zwangsläufig subjektiv zu sein. Melanie Groß kennt diesen Vorwurf und sagt: "Feministische Theorien sind ja nicht die einzigen, die den Menschen als Forschungsgegenstand haben. Und spätestens seit Adorno und Horkheimer ist klar, dass es so etwas wie objektive Wissenschaft einfach nicht geben kann."
Nun, ob Adorno und Horkheimer hier die Autorität besitzen, hier Aussagen zu machen, das ist fraglich. Die Naturwissenschaft ist zumindest in der Lage die Validität ihrer Theorien im Versuch, also im realen Leben zu testen. Dagegen haben sich die Großversuche der Sozialphilosophen letztendlich als mörderische Veranstaltungen herausgestellt, die dann grandios gescheitert sind, seien es Aktionen der Wiedertäufer, der Jakobiner, der Nationalsozialisten oder der Kommunisten.
Auch die Naturwissenschaften, die in Deutschland eine größere Deutungsmacht besäßen, seien keineswegs objektiv. "Der Feminismus macht wenigstens seinen jeweiligen Standpunkt klar", so Groß. Innerhalb der Sozialwissenschaften sei die Idee des Konstruktivismus anerkannt. "Es geht uns ja hier nicht darum, Flugblätter zu drucken, sondern wissenschaftliche Grundlagen zu schaffen."
Frida Thurm schreibt für Zeitungen und Magazine. Sie lebt in Berlin.
Meine Meinung:
Der Feminismus ist eine sexistische Ideologie, die eine extrem einseitige Sicht auf Welt und Gesellschaft pflegt. Allein die offensichtlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau sind so groß und für unser Verhalten so bedeutsam, dass die Vorstellung Androgyne wären die Menschen der Zukunft einfach lächerlich erscheint. Der Versuch Unterschiede einzuebnen haben bisher immer im Massenmord geendet. Daher ist der Feminismus gefährlich.
Zahlen und Fakten zum Feminismus:
- Der Großteil der deutschen Bevölkerung ist weiblich: 51 %, also 42,1 von 82,5 Millionen.
- Im Jahr 2004 stellten Mädchen 53,9 % der Gymnasiasten/innen und 36,8 % der Sonderschüler/innen.
- Gegenwärtig sind etwa die Hälfte aller Studienanfänger/innen Frauen (Wintersemester 2004/2005: 49 %). Frauen stellen auch 49 % der erfolgreichen Prüflinge. Bei der Erlangung des Doktortitels sind es noch 39 %, bei der Habilitation 23 %. 14 % aller Professuren werden von Frauen besetzt, die am höchsten besoldete Stufe, die C4-Professur, wird zu 9 % von Frauen besetzt.
- Deutschlandweit gibt es 102 Professuren, die dem Thema Gender- und/oder Frauenforschung gewidmet sind. Eine davon wird von einem Mann besetzt.*
- Knapp ein Drittel aller Führungskräfte in der Industrie, im Dienstleistungsbereich oder in der öffentlichen Verwaltung ist weiblich (1,7 Mill.), mehr als zwei Drittel (3,3 Mill.) männlich.
- Von den unter 30-Jährigen waren auf beiden Seiten 7 % als Führungspersonen tätig
- Angestellte Frauen mit Hochschulstudium verdienten im Jahr 2004 24 % weniger als Männer mit gleichem Ausbildungsniveau.
- Als erstes europäisches Land führte Finnland am 1. Juni 1906 das Frauenwahlrecht ein, als letztes die Schweiz auf Bundesebene am 7. Februar 1971. Der Kanton Appenzell Inerrohden im Jahr 1990.
- Nach der deutschen Bundestagswahl 2005 stellten Frauen 31,8 % der Abgeordneten/innen.
*Quelle: www.fu-berlin.de
Foto: ©Photocase
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen