Mittwoch, 31. Oktober 2007

Wir sind kein Volk

Es ist wieder mal an der Zeit, auf eine ganz besondere Homepage zu verweisen: www.dalank.de

Hier finden wir folgende Passage:


Vor allem aber sind es natürlich immer anderer Leute Kinder - also die Kinder, die man unbewusst selber gern hätte, und sich nicht leisten zu können meinte - die den Krach machen, den Dreck auf den Hof schleppen, usw.: ein Konkurrenzmotiv also. Dass die resultierende systematische Vernachlässigung aller Bereiche, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, die Verwandlung unserer Schulen in notdürftig beaufsichtigte Mülldeponien auch die eigenen Kinder trifft, die so genannte Zukunft der Nation (falls jemand darauf Wert legen sollte) mit, reicht für ein gesellschaftlich durchsetzungsfähiges Interesse nicht aus. Eher werden wir uns wie in den USA ein Zweiklassenbildungsystem leisten: Die Kinder reicher Eltern auf Privatschulen, und der Rest soll doch zur Hölle fahren.

Doch all das sind ideologische Nebenkriegsschauplätze. Fakt ist, dass glückliche Völker sich vermehren, ganz gleich, wie ihre Umstände beschaffen sind. Die Bevölkerung der Bundesrepublik ist unglücklich, und sie ist kein Volk -

Mit dem Wort Volk sprechen wir die Allgemeinheit der Blutsverwandtschaft aus, damit die Vertrautheit der Sitten, die Freundlichkeit des Umgangs, den gegenseitigen Beistand - im eigenen Volk kann man sich überall zu Hause fühlen, man ist ja auch zuhause. Volk ist der Raum der Heimlichkeit, aus dem heraus ich ich sein kann. - Das hat unweigerlich auch einen zeitlichen Aspekt, den Martin Buber exemplarisch formuliert hat: »Jetzt ist ihm [hier dem Juden - aber man darf es verallgemeinern: jedem Menschen im Bezug auf das eigene Volk] das Volk eine Gemeinschaft von Menschen, die waren, sind und sein werden, eine Gemeinschaft von Toten, Lebendigen und Ungeborenen, die zusammen eine Einheit darstellen; und diese ist eben die Einheit, die er als den Grund seines Ich empfindet, seines ich, das in diese große Kette als ein notwendiges Glied an einem von Ewigkeit bestimmten Orte eingefügt ist.« (zitiert nach Voigts 1995, 143; Voigts will hier allerdings, um vom anstößigen Begriff fortzukommen, »Volk« schlicht durch »Menschheit« ersetzen: das ist Unfug, es gibt Menschheit nur in ihrer Besonderung in Völker, so wie es ja auch keine Menschen gibt, sondern nur Männer und Frauen.)
Nur zu nahe liegend ist dabei freilich der Zweifel, ob es denn ein Volk überhaupt in einem komplexeren Gesellschaftszustand geben könne - vielmehr die Gewissheit, dass man in heutigen Verhältnissen von Volk gar nicht sprechen sollte. Bevölkerung, jawohl, Bemenschung der Landschaft, und mancherorts zu viel davon pro km², das ist zweifellos der Fall. - Man muss aber daran denken: Volk ist ein unvermeidliches Wunschbild. Es gibt kein Volk, nicht in Deutschland und nicht in anderen entwickelten Nationen, es soll aber entstehen, das ist unsere einzige Hoffnung. Volkwerdung ist eine ständig aktuelle Aufgabe, auch wenn wir wissen, dass unserer Generation noch kein Moses kommen kann, der uns aus der Knechtschaft führt. Volk baut sich aus Fruchtbarkeit, Verwandtschaft, Eingedenken und einer gemeinsamen Sehnsucht, und wir wollen alles dies hoch achten.

Das ist etwas anderes als Verfassungspatriotismus, diese intellektuelle Totgeburt, dieser Homunkulus einer perversen Gesinnung.
Volk zu sein und Volk sein zu wollen, das hat nichts mit völkischer Gesinnung nationalsozialistischer Prägung zu tun.
Es hat zu tun mit Verwurzelung in einer Kultur, mit Bindung an Menschen ähnlicher Kultur, mit Verantwortung für eine Gemeinschaft, zu der man sich ganz ungezwungen aber dennoch fest verbunden fühlt.
Das Deutsche Volk, das ist etwas anderes als deutsche Bevölkerung.

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