Sonntag, 18. Februar 2007

Adoption - ein besonderes Schicksal

Adoption – ein besonderes Schicksal

Irmela Wiemann (http://www.irmelawiemann.de)
Aus: spielen und lernen, Heft 07/2002, Velber im OZ Verlag, 79020 Freiburg

Der fünfjährige Jan sagt öfter zu seiner Mama: „Ich möchte aus deinem Bauch
sein.“ Seine Adoptivmutter antwortet: „Ich hätte dich auch lieber in meinem
Bauch gehabt.“ Dann legt sich Jan auf ihren Bauch, sie legt eine Decke über ihn
und er kriecht darunter heraus. „Jetzt hast du mich geboren“, erklärt Jan.
Spielerisch teilt Jan mit: „Ich möchte kein Ausnahmekind sein, ich will zu meinen Eltern
gehören, so wie alle anderen Kinder auch.“ Sein Spiel findet bei seiner Mutter ein positives
Echo. Möglicherweise spürt Jan, dass die Adoptiveltern sich jahrelang ein eigenes
Kind gewünscht haben. Vielleicht möchte er mit dem Geburtsspiel sogar unbewusst den
alten Kummer seiner Eltern lindern, kein Kind geboren zu haben. Sein Unterbewusstsein
stellt Fragen: „Kann ich sie als angenommenes Kind denn zufrieden stellen? Gleiche
ich ihrem Wunschkind?“ Und wenn er von seiner Gefühlsmama geboren wäre,
dann gäbe es nicht solch schmerzliche Fragen, wie: „Weshalb wollte meine erste Mutter
mich nicht? Warum hat sie mich hergegeben? Ist etwas an mir nicht richtig? Oder sind
meine ersten Eltern schlechte Menschen? Und bin ich als Teil von ihnen möglicherweise
auch schlecht?“

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