Der Blick von Ottonormalmensch auf seine Existenz ist falsch: Es ist nicht so, dass unser Körper das Werkzeug des Geistes ist, quasi ein Anhängsel. Es ist so, dass der Geist, der Diener des Körpers ist. Es ist so, dass sich der Körper einen Geist leistet, nicht umgekehrt. Wenn unser Körper versagt, sterben wir. Es ist auch nicht so, dass sich unser Geist fortpflanzt, vielmehr pflanzt sich der Körper fort, und im neuen Lebewesen startet irgendwann die Flamme des Geistes.
Wir wollen nicht vergessen, dass der Geist, und all seine Fähigkeiten, in einem intakten Nervengeflecht wohnen, von diesem gebildet werden und in allen Funktionen von diesem abhängen.
Und in diesem Nervengeflecht sind auch unsere elementaren Bedürfnisse abgelegt, zu denen Atmen, Trinken, Essen und alles was mit Fortpflanzung zu tun hat, hinterlegt sind. Wie eine Lähmung des Atemzentrums oder fehlendes Hungergefühl kurz- oder langfristig zum Tode führen, so führt fehlendes Interesse am anderen Geschlecht, an Sexualität und Reproduktion zum Aussterben der Gene, welche zu diesem Mindset führen. Denn natürlich ruht das Vorhandensein von Gefühlen, von Bedürfnissen und die Stärke, wie diese empfunden werden, an Hirnstrukturen und der Empfindlichkeit von Rezeptoren und dem Spiegel von Neurotransmittern, also an Genen, welche solches steuern.
Die Evolution arbeitet nicht wie ein Töpfer, der den vorhandenen Ton formt, sondern wie ein Steinmetz, der aus einem Gesteinsbrocken alles wegschlägt, was die Lebenstüchtigkeit beeinträchtigt.
Ein Blick auf Zwangskrankheiten sollte uns klar machen, welche Macht unser Körper und die körpernahe Software (das Betriebssystem) auf unseren Geist haben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen