Freitag, 13. August 2021

Dr. Jürgen Pföhler

 Unverhofft kommt oft.

Ein Jurist, mein Gott, ein Jurist, und ein klassischer CDU-Parteisoldat, das ist Dr. Jürgen Pföhler.

Und nun tritt das wirkliche Leben, jenseits von Papierkram und Gremienarbeit in sein Leben, und er muss entscheiden. Er muss entscheiden und Verantwortung tragen.

Das war zu viel für Dr. Jürgen Pföhler.

Der Mann ist ein Bürokrat reinsten Wassers, sicher in allen Geschäftsordnungen, Verfahrensfragen, rechtlichen Spitzfindigkeiten. Juristen sind nicht Leute, die in die Schlacht stürzen und Entscheidungen fällen. Juristen sind Leute, die hinterher kommen, wenn die Sache gelaufen ist, und formelle Mängel kritisieren.

Nun, in diesem Fall war das Leben stärker als die Verwaltungsvorschriften und Mehrheitsbeschlüsse.

Und mit dem Ahrtal wurde auch der Sockel der Legitimität unterspült, auf dem Dr. Jürgen Pföhler als Landrat steht, nein, eigentlich ist der Sockel weg. Denn ein Führer, der die ihm Anvertrauten ertrinken lässt, aus Entscheidungsschwäche, aus Unvermögen, aus Unkenntnis, aus Phantasielosigkeit, ein solcher Chef hat keine Legitimation mehr.

Warum sagt das Herrn Dr. Jürgen Pföhler keiner? Er hat versagt und hat Menschenleben auf dem Gewissen. Nach der Flut ist er abgetaucht, und jetzt gilt er als krank.

Dass er einen ihm Nachgeordneten verantwortlich machen will, zeigt, was Dr. Jürgen Pföhler nicht ist: ein Chef, ein Häuptling, ein Führer.

Merksatz für Schwachmaten: Ein Chef ist jemand, der die Entscheidungen trifft und die Verantwortung dafür übernimmt.

Eigentlich kann sich Dr. Jürgen Pföhler aufhängen, denn aus der Nummer kommt er jetzt nicht mehr raus. Dabei ist die strafrechtliche Frage das kleinere Problem. Der Pferdefuß kommt mit der strafrechtlichen Verurteilung hintendrein, nämlich der Schadensersatz. Wenn Dr. Jürgen Pföhler nämlich schuldig der fahrlässigen Tötung bzw. Körperverletzung ist, dann haftet der für den Schaden. Und das macht ihn arm. Auch wird er die CDU von einer Seite kennen lernen, wie er sie noch nicht kannte: die CDU ist die unsolidarischste Partei von allen. Wenn es da Hart auf Hart kommt, lässt einen die Partei fallen, wie eine heiße Kartoffel. Denn die CDU ist total ideologiebefreit. Hier geht es um Macht und Posten und sonst um gar nichts. Die Demontage von Kohl spricht eine deutliche Sprache.

Das heißt: Dr. Jürgen Pföhler steht allein, ganz, ganz allein.

Er ist jetzt das Bauernopfer und die Schwarzen Peter aller Beteiligten sammeln sich bei ihm.

Es gibt eine Rettung, die einzige Rettung! Er muss sich schuldig bekennen, moralisch schuldig, nicht strafrechtlich schuldig. Mea culpa, mea maxima culpa. Er muss Asche auf sein Haupt streuen, sein Versagen bekennen. Den Landratsposten aufgeben, denn der ist sowieso weg. Er sollte eine größere Spende für die Flutopfer leisten. Er muss sich mit reuiger Miene von den Bürgermeistern und sonstigen Funktionsträgern beschimpfen lassen, die ja auch alle versagt haben, bei der Bebauung des Ahrtals, beim fehlenden und unzureichenden Hochwasserschutz, bei der rechtzeitigen Evakuierung. Ja schauen diese Helden nicht ins Internet, wenn Starkregen in ihrer Region angekündigt ist. Da würde ich doch mal ins Auto steigen, und mir die Bäche flußaufwärts mal anschauen. Auch die Bürger sind nicht unschuldig. Ich muss doch wissen, wo ich wohne, was schlimmstenfalls geschehen kann. So lange liegt die Flut von 2016 nicht zurück.

Aber das will doch keiner wissen, wie blöd er ist. Die Masse braucht einen Schuldigen, und das ist das Klima und Dr. Jürgen Pföhler. Ersterem ist das Ahrtal und ganz Deutschland egal, aber den Zweiten kann man packen.

Das wird unschön.

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