Samstag, 23. August 2014

Der erste Weltkrieg - Die Frage nach der Kriegsschuld

Früher in den Familien, wenn der Streit zwischen den Kindern trotz Warnung der Eltern nicht enden wollte, dann bekamen alle Kinder Haue, denn im Grunde waren auch alle schuld. Denn eines war den Eltern klar, auch wenn vielleicht eines der Kinder den Streit ausgelöst hatte, dass er anhielt war die Schuld aller. Und darum wurden auch alle verhauen, damit sie lernten, künftig Konflikte nicht nur zu beginnen, sondern auch zügig zu beenden.

Schuld, das ist ein juristischer Begriff, der dummerweise mit einem Gefühl gekoppelt ist, dem Schuldgefühl. In der Realität haben meist Leute Schuldgefühle, die unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten unschuldig sind. Schuld heißt, eine Handlung oder ein Unterlassen vertreten zu müssen, d.h. straf- oder zivilrechtlich zu haften. Das ist ganz emotionlos: Man hat gegen eine Regel verstoßen und zahlt den Preis.

Das betrifft aber nur Personen oder juristische Personen im Rahmen einer Rechtsordnung.

Kollektive, also Massen von Menschen, sind keine Personen und keine juristischen Personen, sind also nicht schuldfähig. Ein Volk in Haftung nehmen zu wollen ist unmoralisch, weil man zu 95% Unschuldige straft, mit den entsprechenden negativen Folgen. Außerdem treffen solche Strafmaßnahmen das Volk nicht gleichmäßig, so dass mit hoher Wahrschreinlichkeit Unschuldige besonders belastet werden. So sind durch die Hungerblockade der Engländer Arme, Kranke, Alte und Kinder besonders geschädigt worden, nicht jedoch die Kreise, welche für die Auslösung und die Fortführung des Krieges verantwortlich waren. Das Blut dieser Opfer klebt an den Seelen der Verantwortlichen der Blockade, weswegen sie mit Sicherheit in der Hölle schmoren, wenn es eine göttliche Gerechtigkeit gibt, zusammen übrigens mit Bomber Harris und seiner Luftwaffe, zusammen mit den Einsatzkräften und KZ-Mannschaften der Nazis.

Soviel zu Schuld und Verantwortung.

Eine ganz andere Sache ist, dass es eben so ist, dass bei Kriegen der Verlierer die Zeche bezahlt, so ist es bei jedem Glücksspiel. Das hat nichts mit Schuld zu tun, sondern ist Teil des Spiels. Wenn jemand beim Poker gewinnt, so disqualifiziert das die Verlierer nicht moralisch. Er bekommt das Geld, weil das so vereinbart ist, wenn man um Geld spielt. Spielschulden sind Ehrenschulden. Und so ist es eben auch im Krieg. Niemand gewinnt wegen seiner höheren Moral, und niemand gewinnt einen höheren moralischen Status, weil er gewonnen hat. Der Gewinn besteht beim Krieg ja gerade darin, Beute machen und die politischen Verhältnisse im eigenen Interesse ordnen zu können. Vae victis - wehe dem Besiegten. Und es ist auch nur peinlich, wenn sich der Besiegte dann auf irgendwelche Rechtstitel beruft, um den Sieg des Siegers zu schmälern, Rechtstitel, auf die er im Falle seines Sieges auch keine Rücksicht genomme hätte. Beide Parteien haben mit hohem Einsatz gespielt und nachdem geklärt ist, wer der militärisch Stärkere ist, bestimmt dieser eben die Musik.

Die politische Elite Deutschlands hat Deutschland in zwei Großkriege geführt, so nach dem Motto Einer gegen Alle, und wie nicht anders zu erwarten, hat Deutschland verloren. Aber es hat, so sehe ich das, ehrenvoll verloren. Wer gegen die drei bzw. im ersten Weltkrieg vier Großmächte seiner Zeit antritt, und diesen vier bzw. sechs Jahren widersteht, diese an den Rand des Zusammenbruchs kämpft und Europa und die Welt so erschüttert, dass das gesamte politische System der Welt ins purzeln kommt, der hat seinen Ehrenplatz unter den wirkmächtigen Völkern wirklich verdient.

Nun, was wurde erreicht:

1. Weltkrieg:
  1. russisches Reich vernichtet, russischer Adel und russisches Bürgertum durch Einschleusen und finanzieren eines kommunistischen Agenten vernichtet. Russischer Aufstieg durch Ausschaltung des Bürgertums und Reduzierung der Volkszahl verzögert.
  2. Österreich-Ungarn als politische Kraft und Konkurrent um Einfluss auf den Balkan ausgeschaltet.
  3.  England als Herrscher des Empire entscheidend geschwächt. Englische Finanzkraft fast vernichtet.
  4. Aufstieg der USA als Wirtschaftsmacht und Konkurrent zu England ermöglicht.
  5. Frankreich als militärische Großmacht vernichtet.
  6. Einrichten eines Cordon politisch schwacher Staaten zwischen Russland und Deutschland, die als Absätzmärkte und Einflusszone Deutschlands geeignet sind.
  7. Vorbereiten des Anschlusses Österreichs und des Sudetenlandes an Deutschland.
2. Weltkrieg:
  1. Nochmalige Reduktion der russischen Bevölkerungszahl und damit Schwächung des slavischen Elements im Vielvölkerstaat.
  2. Ausschalten Englands und Frankreichs als militärische Großmächte
  3. Entscheidende Schwächung Englands, Frankreichs, der Niederlande und Belgiens als Kolonialmächte, was dann zur Entkolonialisierung führt.
  4. Entscheidender  Impuls zu Pazifierung Europas, wo nun Krieg nicht mehr als Methode der Politik gilt. Die Wehrmacht hat den Europäern (außer den Russen) die Zähne aus dem Maul geschlagen. Auch hat der Krieg die technische Entwicklung der Atombombe befördert, die erheblich zur Kriegsvermeidung unter Großmächten beiträgt.
  5. Entscheidender Impuls zur Gründung der UNO
  6. Entscheidender Impuls zur Gründung einer westlichen Militärallianz (NATO) unter Einschluss (West-)Deutschlands und unter Ausschluss Russlands.
  7. Entscheidender Impuls zur Ausbreitung des Kommunismus in Asien, besonders in China und dadurch Blockade des Wirtschaftspotential dieser Region mit der Möglichkeit des raschen wirtschaftlichen Aufstiegs Westeuropas und Japans.
  8. Entscheidender Impuls, Amerika als Vormacht des westlichen Bündnisses aufzubauen, wodurch der Zwang entfällt, durch brüchige Bündnisse in der Nachbarschaft und große Militärausgaben den Frieden Deutschlands zu sichern.
Und die Früchte reifen eben aus:

  1. Russland verliert sein Vorfeld in Osteuropa Stück um Stück, im Augenblick die Ukraine auf Dauer.
  2. Serbien, als Auslöser des 1. Weltkrieges ist deutlich gestutzt.
  3. Osteuropa ist fest an Deutschland gebunden.
  4. Britannien löst sich in seine Bestandteile auf.
  5. Frankreich ist als wirtschaftliche und politische Macht nur ein Schatten.
  6. Deutschland erfindet sich neu, als weltoffene Gesellschaft, als Industrie- und Handelsnation, eingebunden in ein Netzwerk zum gegenseitigen Vorteil.
Ein kleiner Tipp zum Schluss: Deutschland sollte sich hüten, Großmachtpolitik zu treiben. Deutschland sollte in Europa der Patron der kleinen Staaten sein, sich eng mit diesen abstimmen und deren Interessen vertreten. Der natürliche Verbündete ist übrigens Polen.

Deutschland hat in beiden Kriegen die Ziele, für welche es gekämpft hat, nicht erreicht, dafür aber anderes gewonnen, das unendlich wertvoller war, als die Kriegsziele. Deutschland war das Dynamit, das die Felsen zerschmettert hat, die daraufhin ins Rutschen kamen und so die Landschaft veränderten.  Alles in allem sieht das Ergebnis für Deutschland, als exportorientierte Industrienation ganz erfreulich aus. Außer Russland gibt es keine europäische Großmacht mehr, welche Deutschland bedrohen könnte. Deutschland ist Teil eines mächtigen Militärbündnisses unter der Führung der militärisch und wirtschaftlich stärksten Macht der Erde (Amerika), so dass auch Russland keine aktuelle Bedrohung ist. Allein durch seine Bevölkerungszahl und seine Wirtschaftsmacht ist Deutschland in Europa der primus inter pares, der die Geschicke des Kontintenents beeinflussen kann, ohne auf Machtmittel zurück greifen zu müssen.

Einzig Deutschland könnte diesen glückseelingen Zustand zerstören, doch da sei Merkel vor.

Wie gesagt, Deutschland muss auf Großmachtallüren verzichten und Hüter der kleinen Nationen Europas sein, mächtig, friedlich, weltoffen, auf Interessenausgleich bedacht, so können die Europäer gemeinsam ein gutes Leben führen.




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