Freitag, 21. Juni 2019

Lübcke erschossen und der Hass


Ich habe die friedlichste Gesinnung. Meine Wünsche sind: eine bescheidene Hütte, ein Strohdach, aber ein gutes Beet, gutes Essen, Milch und Butter, sehr frisch, vor dem Fenster Blumen, vor der Tür einige schöne Bäume, und wenn der liebe Gott mich ganz glücklich machen will, läßt er mich die Freude erleben, daß an diesen Bäumen etwa sechs bis sieben meiner Feinde aufgehängt werden. Mit gerührtem Herzen werde ich ihnen vor ihrem Tode alle Unbill verzeihen, die sie mir im Leben zugefügt – Ja, man muß seinen Feinden verzeihen, aber nicht früher, als bis sie gehenkt worden. (Heinrich Heine)
Sie sehen, auch ein Mann des Geistes wie Heine hat so seine dunklen Wünsche, wobei das nichts mit Hass zu tun hat, eher mit Schmerz und dem Wunsch nach Vergeltung.
Doch der Mord in Gedanken und die Tat sind zweierlei Dinge. Und selbst Drohungen, so erschreckend sie sein können, sind meist nur heiße Luft, denn wie heißt es so schön: Hunde, die bellen,  beißen nicht!

Sie sollten jedoch ernst genommen werden, denn so wie Donner, Wetterleuchten und dunkle Wolken ein heraufziehendes Gewitter ankündigen, so zeugen öffentlich geäußerte Drohungen davon, dass da ernste Spannungen herrschen, dass sich da Menschen selbst bedroht, ihre Interessen missachtet sehen.
Denn unter den Vielen gibt es immer auch die wenigen, die weder durch launige Texte noch durch Drohungen reagieren, sondern auf die Missachtung eine Tat folgen lassen, sei es Vandalismus oder sei es Gewalt gegen Menschen.

Wenn eine Amtsperson, ein Angestellter der Bürger, ebendiese Bürger auffordert, das Land zu verlassen, sofern sie mit dem Amtsverständnis dieser Amtsperson nicht überein stimmen, so ist das für jeden Bürger die größtmögliche Beleidigung. Wie reagiert ein Chef, dem ein Angestellter sagt, wenn ihm die Leistung des Angestellten nicht passt, solle er doch das Unternehmen verlassen?

Walter Lübcke war ein Symptom: Ausdruck der Arroganz der Vertreter des Volkes gegenüber diesem Volk.

Aus den Bildern erschließt sich ein bestimmter Typ Mensch mit der Physiognomie, die alle Vorbehalte bestätigt, welche unsere Nachbarn gegen Deutsche haben.

Massig, distanzlos jovial, selbstgerecht, laut, unreflektiert, bauernschlau, unintellektuell, von keinem Selbstzweifel angehaucht.

Der Mann hat nie begriffen, dass er mit seiner Äußerung eine rote Linie überschritten hat.

Das alles rechtfertigt keinen Mord. Eine Tat zu verstehen heißt nicht sie zu rechtfertigen oder gar Verständnis dafür aufzubringen. Wie im Umgang mit Raubtieren ist auch im Umgang mit Menschen Vorsicht angezeigt. Man kann sein Unglück auch herauf beschwören.

Außerdem ist der Mord an Herrn Lübcke nicht aufgeklärt. Interessant wird es, wenn sich der Mann mit der rechtsradikalen Vergangenheit als unschuldig erweist. Die Bildzeitung hat schon seinen Namen hinausposaunt. Wenn es um Rechte geht ist die Unschuldsvermutung in diesem Land reine Makulatur. Könnte die Hysterie mit den Landtagswahlen im September zusammen hängen?

Ist dieser Mord gar inszeniert?

Handelt es sich eventuell gar nicht um einen Mord, sondern einen assistierten Selbstmord?

Wie war der physische und psychische Gesundheitszustand von Herrn Lübcke?

Wie die Morde der NSU so hat auch dieser Mord ein Gschmäckle.

Wer ermordet Gemüsehändler oder eine junge Polizistin im Geheimen? Terror lebt davon, dass er bekannt wird, dass er als Terror wahrgenommen wird. Politische Morde, die nicht auf allgemeine Verunsicherung zielen müssen sich, um wirksam zu sein, gegen Funktionsträger richten. Man ermordet nicht den Pförtner des Zaren, sondern den Zaren selbst. Ein Mord am Pförtner ist lächerlich nutzlos. Man ermordet keinen Regierungspräsidenten kurz vor dem Ruhestand, auch nicht aus Rache, denn der Getötete leidet nicht an seinem Tod.

Eine bessere Rache ist, ihn einfach leben und damit altern zu lassen.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass dieser rechte Terror eine Aktion der Verfassungsschutzbehörden ist, um Gefährdungen zu suggerieren, die dann benutzt werden, um die bürgerlichen Freiheiten einzuschränken und demokratische rechte Parteien zu diffamieren.

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