Mittwoch, 1. August 2007

Nutzen und Kosten der Partnerschaft

3 Nutzen und Kosten der Partnerschaft

Aus Sicht der Ökonomie gehen zwei Partner eine dauerhafte Beziehung ein, wenn für beide der prospektive Netto-Nutzen daraus den Netto-Nutzen fortgesetzten Single-Daseins - mit oder ohne weitere Partnersuchaktivitäten - übersteigt. Ein solcher Netto-Nutzen entsteht, wenn die Erträge aus der Partnerschaft die Kosten übersteigen. Er ist so definiert. (Die nun folgenden theoretischen Überlegungen gehen vor allem zurück auf Becker, den Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften 1992. Becker hat die ökonomische Theorie der Familie wiederentdeckt, aufbereitet und populär gemacht. Im Kern finden sich zahlreiche Gedanken in dieser Richtung auch schon bei den Klassikern, allerdings nicht in der Stringenz wie bei Becker (1974, 1981). Aus der Vielzahl von Publikationen zur ökonomischen Theorie zwischenmenschlicher Beziehungen seien genannt Ben-Porath (1982), Hartwig (1993), McKenzie/Tullock (1984, 129ff), Meyer (1987), von Zameck (1990), Zimmermann (1986).)
Was sind nun die Kosten und die Erträge einer Partnerschaft? Zunächst muß man sich von dem Gedanken frei machen, Kosten und Erträge fallen nur dann an, wenn irgendwelche Zahlungen geleistet werden. Unter Kosten wollen wir vielmehr auch verstehen, wenn jemand Zeit opfert, eine Unannehmlichkeit auf sich nimmt oder sich physisch oder psychisch anstrengt. Ebenso wollen wir den Ertragsbegriff sehr allgemein fassen, in dem Sinne, daß wir jede Art der Bedürfnisbefriedigung als Ertrag begreifen. Auch wenn wir eine Ausgabe oder eine Anstrengung sparen, die wir unter anderen Umständen hätten machen oder auf uns nehmen müssen, wollen wir dies als Ertrag auffassen.

3.1 Die Erträge

Die Erträge einer Partnerschaft sind vielfältig. Um die folgenden Überlegungen zu strukturieren, macht es Sinn, sie in konsumptive und produktive Erträge einzuteilen.

Konsumptive Erträge
Konsumptive Erträge aus einer Partnerschaft sind im wesentlichen Ersparnisse, die dadurch zustandekommen, daß zahlreiche Haushaltsgüter durch zwei Personen ebenso gut - in manchen Fällen sogar besser - genutzt werden können als durch eine Person. Diese Vorteile gemeinsamer Haushaltsführung sind so offensichtlich, daß es hier genügen soll, ein paar Beispiele zu nennen.
Ziehen zwei Personen zusammen, so sparen sie zunächst erheblich an Mietausgaben und Heizkosten ein. Sie benötigen i.d.R. anstelle von zwei nur noch eine Einheit wichtiger langlebiger Konsumgüter: Kühlschrank, Waschmaschine, Fernsehgerät, Hifi-Anlage, Staubsauger, Geschirrspüler usw. Sie zahlen geringere Steuern und Gebühren, wann immer die Wohneinheit und nicht die Zahl der Personen Bemessungsgrundlage ist.
Ihnen fallen hierzu sicherlich noch eine Reihe weiterer Beispiele ein. Beachten Sie aber auch, daß die Punkte, die bisher genannt wurden, sowohl für eine hetero- als auch für eine homosexuelle Lebensgemeinschaft gelten. Zudem bestehen diese Vorteile in aller Regel auch dann, wenn der Haushalt mehr als nur zwei Personen - gleich welchen Geschlechts -umfaßt, also z.B. eine studentische Wohngemeinschaft ist.
Andererseits existieren aber auch Konsumaktivitäten und Einsparmöglichkeiten, die auf den heterosexuellen, rechtlich legitimierten Zwei-Personen-Haushalt beschränkt sind. Hierzu zählen die Vergünstigungen staatlicherseits für Ehen und Familien. Denken sie etwa an das
Ehegattensplitting, das weder von polygamen noch - jedenfalls noch nicht - von homosexuellen Lebensgemeinschaften genutzt werden kann. Das Ehegattensplitting ist der "größte Brocken" beim Familienlastenausgleich, der i.d.R. die Eheschliessung monetär interessant macht. (Für eine schematische Übersicht und Angaben zum Umfang des Familienlastenausgleich vgl. Henke (1989). Es sind natürlich Fälle denkbar, in denen sich zwei Partner monetär besserstehen, wenn sie getrennt leben - weil z.B. beide Wohngeld erhalten. Zu Familienlastenausgleich und Familienpolitik vgl. z.B. Felderer 1988 und Bethusy-Huc 1987.) Dazu kommt, daß der Konsum sog. Kinderdienste nur durch diese Art der Lebensgemeinschaft realisiert werden kann, solange homosexuellen Paaren das Recht zur Adoption verwehrt bleibt. Da dies jedoch stärker den Bereich der Haushaltsproduktion berührt, dazu später mehr.
Schließlich lassen sich eine Reihe von Bedürfnisbefriedigungen - teilweise im wahrsten Sinne des Wortes - wenn auch nicht nur, so doch oft effizienter in einer festen Partnerschaft erfahren. Dazu zählen Zuneigung, Geborgenheit und Sicherheit und Sexualität.

Vorteile bei Produktionsprozessen
Für zahlreiche Menschen gilt, daß sie einen Nutzen aus eigenen Kindern erfahren. Kinder sind eine Art von Gütern und Dienstleistungen, deren Produktion, d.h. die eigentliche Herstellung wie die Aufzucht (hier ist vielleicht der Hinweis angebracht, daß dieser Sprachgebrauch unter Ökonomen durchaus üblich und frei von einer Wertung ist), in einer festen Partnerschaft nach allgemeiner Überzeugung wesentlich effizienter erfolgen kann als in einem Single-Haushalt. Theoretisch ist es jedoch durchaus denkbar - und es kommt ja auch vor, daß man Kinder kauft oder verkauft. Eine heterosexuelle Zweierbeziehung ist für die Erfüllung des Kinderwunsches also keine notwendige Voraussetzung. Trotzdem werden die meisten Menschen zustimmen, daß die Beschaffung und Aufzucht von Kindern in anderen Haushaltsformen äußerst schwierig sein dürfte und wohl nicht nur Probleme rechtlicher Art mit sich bringt.
Allein die Kosten von Kindern machen es einer alleinstehenden Person fast unmöglich, sich einen Kinderwunsch zu erfüllen. Einer amerikanischen Studie zufolge kostet ein Kind von der Geburt bis zum 22. Lebensjahr eine Durchschnittsfamilie ein fünftel des in dieser Zeit anfallenden Familieneinkommens (vgl. Olson 1982, 2. Berechnungen von Kinderkosten sind ausgesprochen komplex; z. B. ist zu überlegen, ob Einkommensausfälle der Frau infolge Kinderbetreuungszeiten mit eingerechnet werden sollen oder eigene Einkommen der Kinder abgezogen werden sollen.) Und einer Repräsentativ-Befragung der Zeitschrift BRIGITTE zufolge, stimmen zwei von drei Müttern der Aussage zu, es sei heutzutage in Deutschland ein Luxus, sich Kinder zu leisten (Henning u.a. 1992, 139). Daß Kinder als Luxusgüter einzustufen sind, bestätigt auch eine Studie aus dem Statistischen Bundesamt. Nach elf bis fünfzehn Ehejahren waren 1986 36% der Ehen kinderlos, in denen der Ehemann weniger als 1800 DM im Monat verdiente. Ehen, in denen der Ehemann ein monatliches Einkommen von über 1800 DM hatte, waren nur noch zu 16% kinderlos. Auch die durchschnittliche Kinderzahl liegt um ein halbes Kind höher in dieser Gruppe (1,6 im Vergleich zu 1,1).
Die monatlichen Unterhaltsaufwendungen für ein Kind liegen derzeit je nach Einkommenslage und Schätzansatz um 600 DM pro Monat (Stat. Bundesamt 1990). Wenn man bedenkt, daß die monatlichen Kosten für einen VW-Golf 1.8 GL laut ADAC bei mittlerer Fahrleistung monatlich bei 566 DM liegen, kann man sagen, daß für viele Familien, Kinder die teuerste Anschaffung sind, die sie sich in ihrem Leben leisten. Nach Berechnungen von Galler (1988, 92) muß eine Frau mit Abitur, die nach drei Arbeitsjahren eine Kinderpause von drei Jahren einlegt, ihre Einkommenseinbußen über das gesamte Erwerbsleben, also während und nach der Unterbrechung, in der Größenordnung von 200 Tsd. DM veranschlagen.
Wir können also festhalten, daß eine effiziente Produktion von Kindern im allgemeinen nur in einer auf Dauer angelegten Lebensgemeinschaft möglich ist. Für eigene Kinder gilt diese Aussage ohne Einschränkung. Und der Wunsch nach eigenen Kindern ist in der erwachsenen Bevölkerung weit verbreitet.
Wir kommen nun zu einem Punkt, der vielleicht einen weniger offensichtlichen, aber deswegen nicht einen weniger wichtigen Vorteil in der Produktion von Zwei- gegenüber Ein-Personen-Haushalten darstellt. Paare produzieren Haushaltsaktivitäten (Haushaltsaktivitäten sind z. B. Einkommenserwerb, Haushaltsarbeiten im engeren Sinne, aber auch Unterhaltung oder geselliges Beisammensein. Sie umfassen alles, was die Mitglieder des Haushaltes unternehmen. Manche der Haushaltsaktivitäten können leicht durch dritte Personen erledigt werden. Z. B. kann ein Koch oder eine Köchin eingestellt werden. Bei anderen Haushaltsaktivitäten wie z. B. der Kinderproduktion ist dies nicht möglich.) effizienter als Singles, da sich beide Partner auf die Aktivitäten spezialisieren können, die sie besonders gut beherrschen. Diese Aussage ist für die ökonomische Theorie der Ehe so zentral, daß es sich lohnt, sie anhand unseres Zahlenbeispiels zu verdeutlichen.
Wie jedes Zahlenbeispiel geht auch dieses von vereinfachenden Annahmen aus. Außerdem wählen wir die Zahlen nicht unbedingt in einer realistischen Größenordnung, sondern so, daß wir einfach damit rechnen können. Schließlich wollen wir noch annehmen, daß wir die Produktivität der Partner im Haushalt und auf dem Arbeitsmarkt in Geldeinheiten messen können.

Tab 2.: Produktivität der Haushaltsmitglieder

Haushalt Arbeitsmarkt
Mann 30 DM/h 60 DM/h
Frau 30 DM/h 30 DM/h


Wir gehen in unserem Beispiel davon aus, daß der Mann und die Frau im Haushalt gleich produktiv sind, der Mann jedoch am Arbeitsmarkt seine Arbeitskraft wesentlich teurer verkaufen kann (Die Produktivität im Haushalt läßt sich tatsächlich nur schwer abschätzen, allein schon deswegen, weil die einzelnen Haushaltsaktivitäten voneinander sehr verschieden sind. Wir können aber ziemlich sicher sein, daß die Produktivität der letzten im Haushalt eingesetzten Arbeitsstunde unter dem am Arbeitsmarkt erzielbaren Lohn liegt. Wäre das nicht so, dann wäre es rational, mehr Arbeitszeit auf dem Arbeitsmarkt anzubieten.). Der Grund dafür könnte sein, daß er eine bessere Ausbildung genossen hat, aber ebenso, daß Frauen am Arbeitsmarkt diskriminiert werden. Doch darauf kommt es im Moment nicht an.
Nehmen wir nun an, beide leben als Singles und teilen, weil sie ähnliche Präferenzen haben, ihre Zeit im Verhältnis 2:1 zwischen Marktarbeit und Haushaltsarbeit auf. Dann produzieren sie je eingesetzter Arbeitsstunde folgenden Gegenwerte:

Tab. 3: Konsummöglichkeiten der Singles bei 2:1 Zeitaufteilung je Arbeitsstunde

Haushalt (M: 20 min) (F: 20 min) Arbeitsmarkt (M: 40 min) (F: 40 min) zusammen (60 min) (60 min)

Mann 10 DM 40 DM 50 DM
Frau 10 DM 20 DM 30 DM

zusammen 20 DM 60 DM 80 DM

Nehmen wir nun an, die beiden heiraten und planen, im gemeinsamen Haushalt den gleichen Arbeitseinsatz zu leisten wie bisher getrennt. Eigentlich wird sich das Verhältnis eher zuungunsten der Haushaltsarbeit verschieben, da z.B. anstelle von zwei jetzt nur noch eine Wohnung gereinigt werden muß. Aber von solchen Nebeneffekten wollen wir hier absehen.
Kurz nach der Hochzeit lassen wir jetzt den Mann Vollzeit arbeiten. Die Frau soll allein für die Hausarbeit verantwortlich sein und Teilzeit arbeiten. Dann ergibt sich folgendes Bild:

Tab. 4: Vorteile der Produktion in gemeinsamer Haushaltsführung

Haushalt (M: 0 min) (F: 40 min) Arbeitsmarkt (M: 60 min) (F: 20 min) zusammen (60 min) (60 min)
Mann 0 DM 60 DM 60 DM
Frau 20 DM 10 DM 30 DM
zusammen 20 DM 70 DM 90 DM

Es zeigt sich, daß die Spezialisierung, also die geschickte Aufgabenverteilung zwischen den Ehepartnern, zu einem um 10 DM gestiegenen Gesamteinkommen führt. Dies ist nun keine Eigenheit des Zahlenbeispiels, sondern in allgemeiner Form, aber anderem Zusammenhang, schon vor fast zweihundert Jahren von David Ricardo bewiesen worden: Sind ein Mann und eine Frau unterschiedlich produktiv, dann können sie ihre gemeinsame Produktion durch Heirat steigern, ohne daß sie deswegen mehr arbeiten müßten.
Ob die Zahlenwerte mit den realen Werten übereinstimmen oder nicht, ist für unsere weiteren Überlegungen absolut unwichtig. Es kommt lediglich darauf an, daß sich die Produktivitäten von Mann und Frau unterschiedlich auf Haushalt und Arbeitsmarkt verteilen. Alle Ergebnisse könnten wir auch dann ableiten, wenn wir den Stundenlohn des Mannes mit 63,25 DM annehmen würden. Dann würde nur die Berechnung etwas komplizierter. Übrigens könnten wir auch annehmen, daß der Mann im Haushalt der produktivere Partner ist, während die Frau am Arbeitsmarkt das höhere Einkommen erzielt. Auch dadurch wäre das Ergebnis, das wir abgeleitet haben, nicht gefährdet.
Unsere Schlußfolgerung setzt natürlich voraus, daß Hausarbeit und Marktarbeit in etwa gleich angenehm bzw. unangenehm sein müssen. Andernfalls müßten diese Unannehmlichkeiten, die die neue Aufgabenverteilung mit sich bringt, berücksichtigt werden. Aber auch dann würde sich am Ergebnis prinzipiell nichts ändern.
Eine Randbedingung muß allerdings erfüllt sein. Nehmen wir an, in unserem Beispiel habe der Mann überhaupt keinen Sinn fürs sog. "Häusliche" gehabt und sich schon als Single voll auf Marktarbeit spezialisiert. Die Frau hingegen habe sich schon als Single nur um den Haushalt gekümmert.

Aus dieser Ausgangssituation wäre kein Spezialisierungsgewinn
durch Heirat möglich gewesen.

Die Vorlieben, man könnte auch sagen Präferenzen oder Konsumwünsche, der potentiellen Partner waren zu unterschiedlich.
Insgesamt können wir also folgendes festhalten: Die Erträge, die zwei Singles durch gemeinsame Haushaltsführung realisieren können, sind unter sonst gleichen Umständen größer, je unterschiedlicher ihre produktiven Eigenschaften und je ähnlicher ihre Konsumwünsche ausgeprägt sind. Dies gibt uns auch einen Hinweis auf die Frage: "Wer heiratet wen?". Aber dazu später mehr.

3.2 Individuelle Nachteile

Warum gibt es denn überhaupt und immer mehr Singles, wenn die Vorteile gemeinsamer Haushaltsführung so zahlreich sind? Nun, wo Licht ist, ist auch Schatten. Den Vorteilen stehen Nachteile gegenüber. Diese individuellen Nachteile sind die Kosten einer Partnerschaft.
Wer eine feste Partnerschaft eingeht, verzichtet damit zunächst - jedenfalls in aller Regel -auf die Option fortgesetzter Partnersuche und so auf die Chance, einen geeigneteren Partner zu finden. Dazu kommt der Verlust an individueller Entscheidungsfreiheit. Dies ist wahrscheinlich der gewichtigste Kostenfaktor. Man kann nicht mehr uneingeschränkt tun und lassen, was man will: Ständig sind Kompromisse notwendig - bezüglich der Farbe des neuen Autos, des Fernsehprogramms, der Zimmertemperatur, der Häufigkeit von Verwandtenbesuchen, des Urlaubsziels ...
Die Kosten, die diese Kompromisse mit sich bringen, sind umso höher, je unterschiedlicher die Konsumwünsche der Partner ausfallen. Sind beide Partner Tennisfans, dann sind die Kompromißkosten von drei Stunden Sanchez gegen Graf am Sonntagabend auf RTL plus null. Ist aber nur er Tennisfan, dann kann ihn eine solche Übertragung auch schon mal einen Besuch bei den Schwiegereltern am Sonntagnachmittag kosten. Und dann läuft evtl. gerade Edberg gegen Becker. Ein hoher Verlust, besonders falls Becker gewinnt.
Auch die Verteilung des Ehegewinns kann zu Problemen führen. In unserem Zahlenbeispiel hatten wir für das Paar einen Spezialisierungsgewinn in Höhe von 10 DM je Arbeitsstunde (von Mann und Frau) ermittelt. Ungeklärt ist dabei geblieben, wie die Verteilung dieses Gewinns zwischen den Partnern erfolgen soll. So können Situationen entstehen, in denen sich ein Ehepartner ausgebeutet fühlt (im einzelnen zur Ausbeutung in einer Beziehung McKenzie/Tullock 1984, 99ff.). Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Posten, sind Risikokosten (vgl. ebd., 134). Risikokosten müssen nicht eintreten. Sie fallen vielmehr mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit an. So kann ein Ehepartner vor der Hochzeit etwa folgende Kalkulation aufstellen: Eine deutsche Durchschnittsehe wird heute mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 1:3 durch Scheidung beendet. Bis dahin dauern die Ehen im Schnitt 12 Jahre. Veranschlagen wir die individuellen Investitionen pro Jahr in diese Ehe -zugegebenermaßen eine kaum lösbare Aufgabe - mit 10.000 DM, so gehen mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:3 120.000 DM Eheinvestitionen verloren (der Einfachheit halber verzichten wir auf eine Diskontierung). Mit derselben Wahrscheinlichkeit würden ein rationaler Bräutigam oder eine rationale Braut die durch die Scheidung selbst anfallenden Kosten sowie die Folgekosten gewichten. Werden diese Kosten übersehen - Liebe macht blind - kann die Ehe zu einer teuren Fehlinvestition werden. Folgekosten der Scheidung in Form einer Abfindung oder erhaltener Unterhaltszahlungen sind für den Gegenwert natürlich Erträge. So kann auch folgende Strategie durchaus rational sein: Millionär suchen, heiraten, scheiden, abkassieren. Zudem ist darauf hinzuweisen, daß man die Risiken durch einen Ehevertrag teilweise ausschalten kann.
Auch Affären und Seitensprünge sind mit Risikokosten belastet. Wie hoch diese Kosten sind, hängt zum einen von der diesbezüglichen Einstellung der jeweiligen Partner ab, zum
anderen von der bisherigen Dauer und dem Ertragspotential der bestehenden Beziehung. Im Extrem muß der untreue Partner Kosten in Höhe der Scheidungs- oder Trennungskosten kalkulieren. Auch diese Kosten sind natürlich mit der Wahrscheinlichkeit, daß und in welchem Umfang die Untreue aufgedeckt wird, zu gewichten (zu außerehelichen Affären ausführlicher Hartwig 1993, 29ff).

Mehr dazu dort

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