Mittwoch, 9. April 2014

Ich bin ein Storch

Der Storch ist treu ..... dem Nest, zu dem er jedes Jahr zurückkehrt, und die Störchin, die sich dann ihm zugesellt, ist seine Frau. Er ist ihr treu, der Frau, sofern auch sie stets sein Nest aufsucht. Findet sich eine andere Störchin ein, so ist ihm das auch recht.

Man kennt in der Physik mehrere Kräfte, wovon die Gravitation wohl die schwächste, aber die am weiteste Wirksame ist. Eine der Kräfte ist die starke Wechselwirkung, welche die Atomkerne zusammenhält. Wie der Name sagt, ist die Kraft sehr stark, hat aber eine ganz kurze Reichweite.

Meine Art, eine Beziehung zu führen, gleicht der starken Wechselwirkung: ich binde mich stark, aber nur auf Nähe.

Im Augenblick bin ich Strohwitwer und da spüre ich, wie rasch meine Bindung an meine Frau nachlässt, schon beginne ich sie zu vergessen, ein Phänomen, das mir schon aufgefallen ist, als meine Kinder ausgezogen sind. Ich bin ein Storch, wer mit mir mein Nest bewohnt, gehört zu meinem Schutz- und Trutzverband, für den ich bereit bin, viel zu leisten. Die fern wohnenden Kinder sind wie die Sterne: ich sehe ihr Licht, aber es wärmt nicht. Und so ist unsere Beziehung nicht mehr von Liebe geprägt, sondern von Pflicht, die, wenn sie mit dem absehbaren Studienende nicht bald zum Abschluss kommt, mir lästig wird. Ich zahle nicht für Menschen, blos weil wir gemeinsame Gene teilen.

Wenn sich die Abwesenheit meiner Frau länger hinzöge, ich würde sie einfach vergessen und mir ein anderes Nest mit Störchin oder eine andere Störchin für mein Nest suchen. Ich mag nicht allein in meinem Nest hocken, und da ist innerhalb eines gegebenen Rahmens, mir eine Störchin so lieb wie die andere, wenn sie appetitlich aussieht, der Sex mit ihr Spaß macht und das Angebot hinsichtlich Frequenz und Qualität stimmt, sie gerne und gut kocht und bäckt, die Bude wohnlich und sauber hält, nicht dumm rausschwätzt und nicht das Geld sinnlos verbläst.

Für mich sind Frauen keine unersetzbaren Einzelstücke, sondern vertretbare Sachen, also austauschbar. Konkretisiert wird die Beziehung durch Nähe. Meine Liebe beruht auf Nähe, wie das Leben auf dem Licht und der Wärme der Sonne. Sternenlicht ist zu wenig.

Vielleicht sind viele Männer Störche, wie ich, und Frauen wissen das, und darum der Drang der Frau zu Nestbau und Besetzung der zentralen Versorgungsstellen. Der Storch im Haus ist für die Frau wie ein Lottogewinn, der gute Storch hält seiner Frau den kalten Wind des Lebens vom Leib und bleibt bei Ihr, wenn das mit dem Nest klappt, auch wenn ihr Gefieder nicht mehr so ansehnlich ist, wie vor Zeiten. Die kluge Frau weiß das und handelt entsprechend.

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