Sonntag, 23. Februar 2014

Männer, die alleine essen!

Text: jan-stremmel - Illustration: katharina-bitzl
Keine Freunde, keine Frau, kein Kochtalent: Wenn Männer allein in Restaurants sitzen, bricht unserem Autor jedes Mal das Herz. Folge zwei der neuen Kolumne über Momente, in denen es leise Knack macht.
Es ist Mittag oder Abend, ganz egal, Hungerzeit jedenfalls. Das Restaurant ist gut gefüllt, zur Hälfte mit Menschen, zur anderen Hälfte mit Geräuschen. Stimmen murmeln, Gläser tocken auf Tischplatten, Tassen klirren auf Untertassen, hin und wieder bricht Gelächter aus. Nur an einem Tisch sitzt ein Mann, der weder lacht noch spricht. Das einzige Geräusch, das von ihm kommt, ist das Klicken seiner Gabelspitze auf Porzellan.

Der Mann redet nicht und lacht nicht, weil da niemand ist, mit dem er reden oder lachen könnte. Der Mann sitzt allein am Tisch. Er isst. Bedächtig und konzentriert. Nicht eher so nebenbei, wie die anderen Menschen im Raum, deren Hauptbeschäftigung trotz des Essens auf dem Teller das Gespräch mit ihrem Gegenüber ist. Der Mann tut nur das: Kauen, schlucken, schneiden. Gabeln, kauen. Schlucken. Zwischendurch nippt er am Bier oder an der Apfelschorle. 


Weiterlesen: Männer die alleine essen

Das Gefühl, das der Autor beschreibt, wenn er eine solche Situation wahrnimmt, dieses Gefühl ist mir vertraut. Es ist die Folge davon, dass wir Menschen soziale Wesen sind. Ausgeschlossen zu sein, isoliert zu sein ist für die meisten Menschen, so auch mich, bedrohlich, unangenehm.
Wieviel Ärgernisse und Unannehmlichkeiten sind Menschen bereit, zu ertragen, nur um nicht allein sein zu müssen.
Dabei leiden wir oft unter dem Problem der Stachelschweine im Winter: Kommen sie sich zu nahe, dann schmerzt dies, halten sie zu großen Abstand, dann frieren sie.
Die Lösung sehe ich darin, gute Beziehungen zu pflegen, viele Beziehungen verschiedener Intensität zu pflegen, aber auch an der Fähigkeit zu arbeiten, allein zu sein und dies zu genießen.
Hier kann es sinnvoll sein, eine Gemeinschaft zu suchen, die uns einbindet, ohne uns gleich aufzufressen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hmm.. ich gehe jeden Mittag gerne alleine essen. Die halbe Stunde ist die Zeit am Tag, an der ich alleine sein kann. ein Buch oder eine Zeitung dazu, und ich bin schlicht zufrieden..