Donnerstag, 3. Oktober 2019

Oben und Unten

Ich bin der Leiter eine kleinen aber sehr leistungsfähigen Abteilung. So einen Job habe ich schon seit mehr als 30 Jahren inne.
Und da ist mir schon länger aufgefallen, dass die Wichtigkeit einer Position umgekehrt zur hierarchischen Stellung ist, zu deutsch: als Abteilungsleiter bin ich der Unwichtigste.

Die wichtigste Mitarbeiterin in der Abteilung ist die Reinigungskraft. Wenn die nicht ihre Arbeit macht, kann die Produktion nicht starten, sähe es im Betrieb aus wie Sau.

Die nächst wichtigen sind die Assistenzberufe, welche die Tagesarbeit erledigen, dann kommen die Akademiker.

Meine Chefin, die Geschäftsführerin ist noch unwichtiger als ich, denn ich traue mir zu mit den anderen Abteilungsleitern eine Arbeitsgruppe zu bilden, die alle Aufgaben der Chefin übernimmt.

Der Chef meiner Chefin ist noch unwichtiger und so setzt sich das fort.

Wenn morgen das ganze politische Personal der Republik, so etwa 30.000 Leute, tot umfällt, fehlt eigentlich nichts. Denn die Fachreferenten, die Leute, die was von der Sache verstehen, sind noch da. Man spart sich das dumme Geschwätz und allein das macht die Arbeit leichter..

Was früher die Fürstenhöfe waren, sind jetzt die Parlamente: eine Ansammlung von Schaumschlägern, Höflingen, Schleimern, Wichtigtuern, Parasiten.

Der berliner Politikbetrieb, das ist doch Versailles unter Ludwig XIV. mit gewählten Komparsen. Wenn die Kanzelerette ein Fürzlein lässt, dann füllt dieses Event die Spalten der Qualitätspresse, sozusagen das moderne Levée. ("Oh, Majestät haben gefurzt. Wie roch es denn?? Mild,aromatisch oder herb würzig?? War es das Wild, der Tartar oder gar der Braten? Wie wird das Volk diesen Furz aufnehmen?")

Schon 1400-jesesmäßig gab es in Prag einen Aufstand, bei dem am Ende die Rädelsführer geköpft wurden. Der Henker verfiel dem Blutrausch, in dem er, gefragt, was er sich nach einer so erfolgreichen Hinrichungstätigkeit denn wünsche, antwortete, er würde gern beim Hohen Rat weitermachen, worauf dann auch sein Kopf rollte.

Ich kann den Henker verstehen.

Denn wer Versailles praktiziert wird die Guillotine ernten.

Normal sollte einem der demokratische Prozess solche unschönen Methoden ersparen, aber das deutsche Parteiensystem ist so gestrickt, dass da kein Wechsel und kein Wachstum möglich sind. Erst Kohl, dann Merkel, es reicht. Und im Parlament sieht es noch trauriger aus.
Das Elmar Brok Syndrom.

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