Ein Pfarrer und ein Busfahrer sind am gleichen Tag gestorben, und da beide nur lässliche Sünden begangen hatten, kommen auch beide in den Himmel. Nur zeigt sich die Unterbringung des Busfahrers luxuriöser als die des Pfarrers, worauf sich dieser bei Petrus beschwert: "Mein ganzes Leben habe ich dem Herrn gedient, seine Botschaft verbreitet, und nun bin ich schlechter untergebracht als dieser Busfahrer!"
Petrus zeigt sich verständnisvoll, weist aber dann darauf hin, dass die Menschen beim Gottesdienst des Pfarrers oft geschlafen, bei den Fahrten des Busfahrers aber inbrünstig gebetet hätten.
Beim Motorradfahren befinden sich zwischen Leben und Tod zwei Handflächen Reifengummi und mehr nicht. Je nach Fahrweise ist man seinem Gott so nahe wie nie und so relativiert sich vieles. Denn angesichts der realen Gefahr verblassen all die virtuellen Gefahren und angesichts der realen Angst, all die eingebildete. Und wie nach der Sauna und den kalten Güssen, tritt nach einer ausgiebigen Tour die Entspannung ein, wie nach einem erfolgreich bestandenen Abenteuer. Die Bewegung in der Natur, die vielen Eindrücke, die Geräuschkulisse, der Rausch der Beschleunigung, die Hatz über die Ebene, die Freiheit, die Einsamkeit des Reiters und die Gemeinschaft mit seinem Eisenpferd. Archaische Empfindungen. Der Kampf mit sich selbst und den Elementen.
Innerhalb geschlossener Ortschaften und wo unkalkulierbare Risiken für meine Mitbürger bestehen, da gilt die StVO uneingeschränkt. Aber hinter dem Ortschild beginnt die Freiheit, die nicht in unverantwortlichem Rasen besteht, sondern darin, verantwortbar so zu fahren, dass man innerhalb der eigenen Fähigkeiten bleibt, Risiken abzuschätzen und einzugehen. In der Kurve trennt sich die Spreu vom Weizen.
Und so ist Motorradfahren etwas Spirituelles, wie Zen, eine Medidationsform, etwas Ästhetisches, ein Sport, eine Art des Bushi Do.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen