Donnerstag, 24. April 2014

Konservativ

Es gibt einen Blog, Playing the Devil's Advocate, den ich mit großem Vergnügen lese, auch wenn ich die Meinungen des Autoren nicht immer teile.

Er ist USAmerikaner, und von daher ist natürlich seine politische Einstellung geprägt, zum Beispiel hinsichtlich der Konservativen, welche er zu seinen Lieblingsfeinden zählt, was dann zu Aussagen führt, dass Konservative Untermenschen seien, was er auch gut begründet. Nun lässt sich die politische und Lebenseinstellung deutscher und amerikanischer Konservativer nicht vergleichen. Am ehesten würde wohl in Deutschland der Begriff Rechtsliberale passen.

Es sind Leute, die am Ethos des American Way of Life festhalten, also Frömmigkeit, harte Arbeit, Sparsamkeit, Familienorientierung aber auch Wettbewerbsorientierung, Anpassung an Hierarchien, Patriotismus und so fort.

Es gibt verschiedene Punkte, welche er den amerikanischen Konservativen vorhält, wovon ich zwei hier erwähnen will:

  1. Das Festhalten an überkommenen Werten, die aber überhaupt nicht mehr in die moderne Landschaft passen und nur Schaden erzeugen.
    Zum Beispiel ist Ehre etwas, das in einer Massengesellschaft keine Bedeutung mehr hat. Ehre hat Bedeutung in einer Gruppe, die lange Zeit zusammen lebt. Bei Rittern, die sich ja kannten, eine gemeinsame gesellschaftliche Basis hatten, da war Ehre bedeutsam. Im modernen Krieg, der nicht ist als ein kaltes Geschäft, ist Ehre deplaziert. Die Suche nach Ehre wirkt hier lächerlich und unangebracht.
  2. Der Vorwurf, dass die Konservativen das Geschäft ihrer Unterdrücker betreiben.
    Die Welt der Hochfinanz und der großen Konzerne ist kalt. Da ist kein Platz für Loyalität, für Treue, für Solidarität. Der Herr der Vergangenheit war Teil eines festen sozialen Geflechtes. Er war bekannt und eingebunden. War auch seine formelle Macht gegenüber seinen Untertanen größer, als die eines modernen Chefs, so galten auch für ihn feste Regeln, wie diese Macht auszuüben sei. Die moderne Macht ist kalt und anonym. Sie kommt im schwarzen Anzug, korrekt und mit leiser Stimme daher. Die Beziehungen der Menschen beschränken sich im Berufsleben auf finanzielle Interessen. Es ist eine Scheinwelt, wie die Prostitution, wobei alle Nutten sind, die Knechte und die Herren, bezahlte Schauspieler. Die Produktionsprozesse sind wesentlich effektiver als früher, so dass für die Knechte noch genügend übrig bleibt, aber die Herren kassieren den Großteil der Früchte und verfahren damit nach belieben, ohne soziale Kontrolle, ohne Gewissen. Der Konservative akzeptiert seine Knechtschaft, als sei das, was da gespielt wird, ein faires Spiel. Und aus diesem Grund fehlt den Konservativen auch das Gefühl für Solidarität.

Seine Aussagen beziehen sich auf usamerikanische Verhältnisse. Das Problem in Deutschland ist, dass es keine konservative Partei mehr gibt. Deutschland ist ein sozialistisches Land. Was hier als Werte angeboten wird ist, wie die sogenannte Volksmusik, einfach nur bunter Kitsch. Diese sogenannten Werte locken doch keinen Hund hinter dem Ofen hervor. Sie haben in der Regel auch keine Substanz. Niemand wäre bereit, dafür zu kämpfen und zu sterben. Wir haben hier eher so eine gefühlige Betroffenheitskultur. Sterbende Gesellschaften werden erst verweiblicht und dann gefickt.

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