Bernhard Lassahn 15.03.2012 10:57
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Ein „
Manifest für den Mann“
– das müsste doch was für mich sein! Noch dazu ein „notwendiges“. Die
erste Forderung, die Ralf Bönt in seinem soeben erschienenen Buch
aufstellt, lautet: „Wir brauchen das Recht auf ein karrierefreies
Leben.“
Das passt gut zu der Hintergrundmusik, die wir gerade hören: Da singt
ein großer Chor von besseren Karrierechancen für Frauen und stimmt das
Lob auf die Quote an, weil sie dafür sorgt, dass in Führungspositionen
nicht mehr so viele Überstunden gemacht werden. Es passt auch gut zu dem
vielstimmigen Klagelied über ehrgeizige Männer, die schon deshalb keine
guten Väter sein können, weil sie zu viel arbeiten.
Ein alter Hut. Schon Esther Villar hatte eine Utopie ausgemalt, in
der die Arbeitszeit grundsätzlich auf 25 Stunden in der Woche begrenzt
ist. Man kann verstehen, wie es zu so einer Wunschvorstellung kommt -
und es verträgt sich gut mit der neuen Idee vom bedingungslosen
Grundgehalt. Aber ist es mehr als nur eine Wunschvorstellung?
Es erinnert auch an einen Witz: Fragt der Lehrer ein junges Mädchen,
was sie später mal werden möchte und sie antwortet:
Karriereverzichterin. So witzig ist das nicht. Eine Frau kann sich so
einen Lebenslauf finanzieren lassen. Ein Mann auch? Sollte er ein Recht
darauf haben?
Die anderen beiden Rechte sind: das „Recht auf Krankheit“ und das
„Recht auf eine geehrte Sexualität“. Soweit das Manifest. Mehr nicht.
Ich hatte irgendwie den Eindruck, dass Ralf Bönt eigentlich etwas
anderes als ein „Manifest für den Mann“ schreiben wollte. Er hat auch
etwas anderes geschrieben – und das muss ja nicht schlecht sein. Ist es
aber.
Das Buch wirkt wie ein Zirkusprogramm, bei dem als großartige
Ouvertüre die Vorführung der Elefanten kommt und danach in voller Länge
die Dressur der weißen Häschen. Zuerst werden riesige Brücken
geschlagen, die von der französischen Revolution bis heute reichen, da
wird mit großen Begriffen jongliert, da wird theoretisiert und
verallgemeinert - und dann wird das Besondere vorgeführt: Es folgt eine
detailreiche, anrührende Anekdotensammlung aus seinem Leben, die gekonnt
geschrieben ist, manchmal recht belanglos wirkt, aber immerhin wahr
ist
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/ein_manifest_fuer_den_mann