Dienstag, 19. Oktober 2010

© Merkur, Nr. 734, Juli 2010 (www.online-merkur.de - Inhaltsverzeichnis dieses Heftes)

Walter Hollstein

Der entwertete Mann

Was entwertet werden kann, muss logischerweise einmal Wert besessen haben. Das gilt für die Inflation des Geldes ebenso wie für jene von Mann und Männlichkeit.

Der Mann galt über lange Jahrhunderte als Schöpfer von Zivilisation und Kultur; er war verantwortlich für Schutz und Fortbestand des Gemeinwesens. In Joseph Haydns Oratorium Die Schöpfung heißt es: »Mit Würd’ und Hoheit angetan, / Mit Schönheit, Stärk’ und Mut begabt, / Gen Himmel aufgerichtet steht der Mensch, / Ein Mann und König der Natur.« Manchmal sind solche Bilder mit der androzentrischen Gefahr verbunden, das eigene Geschlecht zu idealisieren und dementsprechend das andere abzuwerten; zumeist sind sie aber durchaus altruistisch. »Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt«, heißt es im Wilhelm Tell. Beethoven spricht mit Schillers Ode an die Freude vom »Männerstolz vor Königsthronen« und meint das mutige männliche Einstehen für Freiheit und Selbstbestimmung. Apostelgeschichte 13, Vers 22, fordert den »Mann nach dem Herzen Gottes«, und das impliziert Güte, Verantwortung und die Fürsorge für den Nächsten. Große Epen von Homers Odysseus über Wolfram von Eschenbachs Parzival bis zu Goethes Wilhelm Meister beschreiben die schwierige männliche Initiation von einem individualistischen Ausgangspunkt zu einer allgemein-menschlichen Verantwortung.

Der große Berliner Soziologe Georg Simmel hat in seinem Aufsatz Weibliche Kultur zu einer Zeit angemerkt, da es noch keine Männerforschung gab, »unsere Kultur ist, mit Ausnahme ganz weniger Provinzen, durchaus männlich. Männer haben die Industrie und die Kunst, die Wissenschaft und den Handel, die Staatsverwaltung und die Religion geschaffen, und so tragen diese nicht nur objektiv männlichen Charakter, sondern verlangen auch zu ihrer immer wiederholten Ausführung specifisch männliche Kräfte.«

Albert Camus beschreibt in seinem Roman Die Pest, wie in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine furchtbare Seuche in der nordafrikanischen Stadt Oran ausbricht. Die Pest ergreift die Stadt totalitär und schneidet sie auch bald von der Außenwelt ab. Angesichts der Epidemie sehen sich mehrere der ausschließlich männlichen Hauptpersonen des Romans vor der existentiellen Alternative von Flucht oder Kampf. Diejenigen, die sich dafür entscheiden, der Pest Widerstand zu leisten, riskieren ihr Leben, ihre Liebesbeziehungen und ihre Zukunft zugunsten des kollektiven Wertes der Rettung menschlicher Ordnung, Kultur und Gemeinschaft.

In diesem Roman wird das männliche Prinzip noch einmal plastisch zusammengefasst in den Qualitäten von Mut, Fürsorge, Willenskraft, Verantwortung, Güte, Risikobereitschaft, Nachsicht, Grenzüberschreitung, Verzicht, Altruismus, Ritterlichkeit, Ehrlichkeit und Bescheidenheit in Form der Zurückstellung eigener Bedürfnisse. Gleiches wird in der Weltliteratur Männern immer wieder zugewiesen, ob es nun in Joseph Conrads Taifun um den männlichen Kampf gegen die Naturgewalten geht oder in Ernest Hemingways Roman Wem die Stunde schlägt um die heroischen Bemühungen gegen den Faschismus im Spanischen Bürgerkrieg. Dabei finden sich im männlichen Prinzip durchaus auch Eigenschaften, die im modernen Diskurs eher Frauen zugeschrieben werden, wie zum Beispiel Fürsorge, Güte oder Verzicht. Die Gewichtung kann variieren, wie historische Darstellungen von Männlichkeit belegen. E. Anthony Rotundo zum Beispiel zeichnet in seiner Geschichte der Männlichkeit American Manhood nach, wie entsprechend den ökonomischen und politischen Bedingungen vom Mann eher »weiche« oder eher »harte« Qualitäten erwartet wurden.

Der Bruch mit diesem Bild wird registriert zu Beginn der siebziger Jahre, als der Feminismus – vor allem in seiner vulgären Ausdrucksform – beim Kampf gegen das Patriarchat auch das männliche Subjekt gnadenlos zerlegte und die Dichotomie zwischen männlichen Tätern und weiblichen Opfern begründete. Dabei kann man für den deutschsprachigen Raum zwei große Phasen unterscheiden. In der ersten wurden Männer als Verbrecher, Vergewaltiger und Missbraucher »demaskiert«, in der zweiten vornehmlich als Versager und Trottel vorgestellt. Dieser tiefgreifende Wandel im Männerbild unserer Kultur ist im deutschsprachigen Raum bisher weder zureichend wahrgenommen noch thematisiert worden – ganz im Gegensatz zu vielfältigen Arbeiten über das Frauenbild der Medien. Misogynie und Frauenfeindlichkeit sind seit langem anerkannte Themen, für die die Öffentlichkeit stets aufs Neue sensibilisiert wird; für Misandrie und Männerfeindlichkeit gilt das hingegen nicht.

Die dramatische Entwertung der Männlichkeit wird man dem Feminismus aber nur in seiner ideologischen Komponente anlasten können. Lange vor der ersten und zweiten Frauenbewegung hatte schon eine gesellschaftliche Entwertung von Männlichkeit eingesetzt. Dieser Prozess ist insofern verborgen geblieben, weil sich die Patriarchatsforschung mit Ausschließlichkeit auf das konzentriert hat, was Männer Frauen angetan haben. Das gilt für feministische Darstellungen ebenso wie für jene der profeministischen Männerforschung. Will man Entwicklungen nachzeichnen, wie Männer im Laufe der modernen Geschichte um viele ihrer Qualitäten enteignet worden sind, muss man sich auf Forschungsarbeiten abseits des Mainstream stützen.

In dem Sammelband amerikanischer Psychiater Men in Transition (1982) notiert zum Beispiel Wolfgang Lederer: »Es war die Maschine, die die Männer eines der wenigen natürlichen Vorteile über die Frau beraubte, ihrer größeren körperlichen Kraft. Es braucht einen starken Mann, um Land zu roden und eine gerade Furche zu pflügen; dagegen ist ein weiblicher Teenager in der Lage, einen Traktor zu fahren.« Der Mann ist zum Anhängsel seiner eigenen Erfindungen geworden und hat sich so seiner Kraft, Autonomie und Kreativität enteignet.

Die Technik hat auch den männlichen Körper beeinflusst und umgestaltet. Vor allem die frühe emanzipatorische Männerbewegung hat die Techni sierung der männlichen Sexualität beklagt: In einem der ersten Männer-Manifeste erregte sich Volker Elis Pilgrim darüber, dass das Patriarchat auch den Mann kaputtgemacht habe, indem es seine Sexualität in die Technologie einverlangt und das männliche Glied zu Mondraketen und anderen technischen Leistungen erigieren ließ. Auf eine andere Entwicklung hat Karl Marx im Kapital aufmerksam gemacht. Dort beschreibt er anhand zeitgenössischer Dokumente, mit wie viel Gewalt, Brutalität und Unrecht eine kleine Gruppe englischer Großgrundbesitzer die »Expropriation des Landvolks von Grund und Boden« durchsetzte und die derart Vertriebenen dann in den Städten mit noch einmal so viel Gewalt, Brutalität und Unrecht in das entstehende Heer der Industriearbeiter eingliederte.

Michel Foucault spricht in diesem Zusammenhang von der »Disziplinargesellschaft«. Damit ist gemeint, dass jene Männer, die bislang als Kleinbauern, Pächter oder Landarbeiter den Rhythmus ihrer Arbeits- und Lebensführung weithin selber eingerichtet hatten, nun an das Diktat maschineller Regelmäßigkeit gewöhnt werden mussten. Das bedeutet: Zeitplanung nach fremdgesetzten Erwartungen, Körperbeherrschung, die von der Eigengesetzlichkeit der Maschinentechnik kodiert wird; Fabrikordnung, die die persönliche Freiheit aufhebt, außerdem die Trennung von Lebens- und Arbeitsort – mit allen Folgen, die daraus für die Geschlechterbeziehungen und die Kindererziehung entstehen. Wer sich in diese »Disziplinargesellschaft« als Mann nicht fügt, wird in eigens geschaffenen Arbeitshäusern, Zuchtanstalten und Gefängnissen auf die neue Ordnung gedrillt.

Synchron zur industriellen Disziplinargesellschaft entwickelt sich in dieser Epoche auch eine politisch-administrative. Die größeren Menschenmassen, die die Industrie nun an bestimmten Orten zu konzentrieren beginnt, müssen kontrolliert und verwaltet werden. Das übernimmt außerhalb der Fabrik die neue Bürokratie. Beide haben das gleiche Ziel der Eingliederung des Mannes in einen Lebensrahmen, den er fortan nicht mehr selber bestimmt. Die Bürokratieanalysen von Max Weber über Franz Neumann bis zu Henry Jacoby verweisen auf die gemeinsame rechenhafte und rationale Herrschaftsausübung beider Gebilde. Der Durchschnittsmann wird zum kalkulierbaren Produktions- und Verwaltungsfaktor. Die Disziplinargesellschaft setzt normativ die Funktionalität des Verhaltens unter die sachlichen Erfordernisse des Apparats. Günther Anders hat dieses Thema in seinem Buch Die Antiquiertheit des Menschen aufgenommen.

Die männliche Subordination bleibt nicht folgenlos. So ziehen sich Moral und Ethik, die bis dahin an die persönliche Verantwortung des Einzelnen gebunden waren, vom Individuum zurück und abstrahieren sich in anonymen Organisationen. Der Mann ist nun nicht mehr Mensch und Subjekt, sondern, auf unterschiedlichen Ebenen, Experte und Funktionär. Der Stuttgarter Psychiater Joachim Bodamer ist in den fünfziger Jahren vor allem diesem Zusammenhang der Verantwortungsohnmacht nachgegangen und hat dabei den »Mann von heute einen Virtuosen der Verantwortungslosigkeit« genannt – auch Bodamer korreliert diese Selbstentwertung mit der technischen und bürokratischen Entwicklung.

Zehn Jahre später hat Alexander Mitscherlich in Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft darauf hingewiesen, dass der Durchschnittsmann unter einer Arbeit leidet, die es ihm nicht mehr erlaubt, »seine eigene persönliche Fähigkeit, sein individuelles Talent, Geschick und Ausdrucksbedürfnis in ihr unterzubringen«, sondern im Gegenteil ein Dauergefühl von Enttäuschung, Frustration und Zorn schafft. Der Mann ist »leidend in ein Tun verstrickt, das sich als unzulänglich für seine Gestaltungs- und Ausdrucksbedürfnisse erweist«.

Das sind nur einige Vignetten, aber sie zeigen an, dass es historisch falsch wäre, dem Feminismus die Enteignung der Männlichkeit zuzuschreiben.

Die Krise der traditionellen Männlichkeit lässt sich ebenfalls nicht an den Feminismus binden: Sie ist zum Beispiel schon in der Weimarer Republik ein großes Thema gewesen – nicht in der sozialwissenschaftlichen Literatur, die die Geschlechterfrage erst sehr viel später entdeckte, aber in der Belletristik der Epoche. Gottfried Benn appellierte in seinem Gedicht Mann in der letzten Zeile: »sammle dich und sei groß!« Robert Musil schrieb sein Epos Der Mann ohne Eigenschaften und hatte schon zuvor in den Verwirrungen des Zöglings Törless auf die Degeneration der Männlichkeit eindringlich hingewiesen. Heinrich Mann hat in mehreren Romanen Männer in einem weiten negativen Spektrum von der Korrumpiertheit bis zur Lächerlichkeit geschildert. Hermann Broch muss hier mit seiner Trilogie Die Schlafwandler erwähnt werden, und Erich Kästner hat mit seinem Fabian versucht, ein positives Gegenbild gegen alle anderen Figuren von männlicher Peinlichkeit, von Zerfall, Suizid, Verlogenheit zu schaffen.

Was der Feminismus zerstört hat, ist also nicht die tradierte Lebenswelt des Mannes, sondern die traditionelle Bilderwelt der Männlichkeit. Die These, dass der Feminismus für die männliche Problemkonstellation verantwortlich sei, wie das vor allem die sogenannten Männerrechtler in diversen Foren des Internet redundant behaupten, ist seriös nicht zu belegen. Dieser Gedankengang gipfelt dann auch noch in der törichten Wortschöpfung eines »Feminats«, das heute angeblich die Männer unterdrückt.

Der feministische Angriff auf die Bilderwelt des Mannes ist allerdings nicht kleinzureden. Der Zoologe Adolf Portmann hat sehr frühzeitig darauf hingewiesen, dass Menschen als instinktarme Wesen notwendigerweise Bilder bräuchten, um sich überhaupt in der Welt zureichend orientieren zu können; die moderne Neurobiologie geht noch weiter und definiert Leben als Bilder generierenden Prozess: Das Bild, das wir von uns haben, ist identitätsstiftend. Ist das Bild negativ und verächtlich, führt das zu gravierenden Identitäts- und Orientierungsproblemen. Neuere Forschungen belegen den engen Zusammenhang zwischen fehlender Orientierung auf der einen Seite und Gewalt und Vandalismus auf der anderen.

Was ein großer Teil des Feminismus an Zuschreibungen entworfen hat, transportiert eine aggressiv feindselige und herabsetzende Haltung gegenüber Männern aufgrund ihres Geschlechts. Misandrie oder Männerhass ist als Gegenpart zur Misogynie ebenso rassistisch und sexistisch wie diese. In der Misandrie werden Männer als das von Natur aus böse Geschlecht herabge setzt. Im Gegensatz dazu erscheinen Frauen als das gute Geschlecht; sie werden von Natur aus als friedlich, menschenfreundlich und sozial dargestellt. Ihre Liebenswürdigkeit macht sie zu Opfern der Männer. In ihrem Buch Pornographie mit dem Untertitel Männer beherrschen Frauen konstatiert die amerikanische Feministin Andrea Dworkin schlicht: »Terror strahlt aus vom Mann, Terror erleuchtet sein Wesen, Terror ist sein Lebenszweck.« Die Konstanzer Sprachwissenschaftlerin Luise F. Pusch notiert in Feministische Soziologie: »Wir Frauen wissen nicht so genau, warum die Männer da sind. Ehrlich gesagt, haben wir uns diese Frage wohl auch kaum je gestellt. Sie sind halt da, und das ist schlimm genug. Wir fragen uns wohl, wie wir ihnen am besten entkommen und ihre monströsen Hervorbringungen überleben können.« In ihrem Bestseller Frauen setzt Marilyn French Männer umstandslos mit Nazis gleich.

Der Übergang von der verbalen Militanz zur physischen ist nur konsequent: »Ich möchte einen Mann zu einer blutigen Masse geprügelt sehen«, notiert Dworkin, »mit einem hochhackigen Schuh in seinen Mund gerammt wie ein Apfel in dem Maul eines Schweins«. Schon 1969 hatte Valerie Solanas ihr Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Männer formuliert. Darin bezeichnete sie den Mann als »eine biologische Katastrophe«: »Den Mann ein Tier zu nennen, heißt, ihm zu schmeicheln.« Solanas bezeichnet alle Männer als »kaputt«. Der Mann »ist ein halbtoter, reaktionsloser Klotz, unfähig, Freude und Glück zu geben oder zu empfangen«. Auch sexuell taugt der Mann nichts: »Obwohl er ausschließlich physisch existiert, ist der Mann nicht einmal als Zuchtbulle geeignet.« Der Mann ist schlecht, böse, unnütz und überflüssig; ohne ihn sähe die Welt wohl besser aus. »Die Vernichtung sämtlicher Männer ist daher eine gute und rechtliche Tat; eine Tat, die sich zum Wohl der Frauen . . . auswirken würde.«

Die männliche Geschichte wird präsentiert als eine Abfolge von Kriegen, Brutalität, Zerstörung, Unterdrückung und Gewalt; ihre Akteure sind Judas, Nero, Brutus, Napoleon, Hitler, Stalin, Karadžić, Saddam Hussein oder Charles Manson. Besonders diffamierend ist die feministische Auseinandersetzung mit der männlichen Sexualität. Dworkin bezeichnete den »Penis als Waffe« und männliches Unterdrückungsinstrument: »Die Aversion der Frauen gegen den Penis und gegen Sexualität« muss »als Weigerung der Frauen« gewertet werden, »dem wichtigsten Werkzeug männlicher Aggression gegen Frauen zu huldigen«. Deutsche Feministinnen wie Alice Schwarzer sind noch weitergegangen und haben aus der männlichen Sexualität unmittelbar die patriarchale Herrschaft abgeleitet.

Nun haben solchen Unfug auch Männer mitgetragen. In seinem Buch Der Untergang des Mannes versteht Volker Elis Pilgrim Anfang der siebziger Jahre die Männerherrschaft einerseits und die Unterdrückung der Frau andererseits aus den »sexuellen Beziehungen«. Ein prototypisches Dokument jener Zeit war auch der Aufsatz von Claudio Hofmann Über das Unglück, kein Feminist zu sein. Darin bekennt sich der Autor als »feministischer Mann« und artikuliert seine »Hoffnung, dass die Frauenbewegung endlich die Schreckenswelt der Männerherrschaft mit Krieg, Gewalt und Verwüstung auflösen könnte in ein sanftes paradiesisches Zeitalter«. Hofmann büßt mit seiner männlichen Existenz für alle Schandtaten des Patriarchats in der gesamten Weltgeschichte: »Mit den Augen der Frauen traue ich mich hinzusehen und zu erkennen, wie in den gerühmten Jahrtausenden abendländischer Kultur das Blut trieft. Wie die Gemälde, Säulenhallen, Basiliken, Sonette und die erhabenen Gedankengebäude zusammenhängen mit den Epochen des Abschlachtens. Erst mit Stöcken und Knüppeln, Speeren, Pfeilen, Säbeln, Dolchen, Pistolen und allen verfluchten Wunschbildern von steifen spritzenden Schwänzen. Heute mit Giftgas, Napalm, Bomben, Raketen.«

Der Rowohlt-Verlag gab zu jener Zeit eine Reihe »Mann« heraus, deren Editorial folgendermaßen einsetzte: »Der Mann ist sozial und sexuell ein Idiot.« Die feministische Entwertung des Mannes ergänzt sich also durchaus heftig mit einer Selbstentwertung feministischer Männer. In Anlehnung an seinen amerikanischen Kollegen John Stoltenberg, der ein Buch mit dem Titel Refusing to Be a Man geschrieben hat, forderte Pilgrim den »Untergang des Mannes«. Sich selber hat Pilgrim nur vor dem eigenen Ende gerettet, indem er sich »den Frauen gewidmet« hat: Er habe von ihnen gelernt, »was ich gemeinhin als Mann in dieser Gesellschaft nicht habe, was für mich aber einen hohen Wert für die Ausbildung zum Menschen bedeutet«.

Das mag schon die zunehmende Verzahnung von feministischen Zuschreibungen und dem Zeitgeist andeuten. Sukzessive wird die entwertende Darstellung des Mannes habituell. Nicht zuletzt die Medien transportieren die Abwertung der Männlichkeit. 2007 werben die »Cosmos Direkt Versicherungen« im deutschen Fernsehen mit folgendem Spot für ihre Lebensversicherung: Vater und Mutter sitzen auf dem Sofa; auf dem Teppich spielt ein kleines Mädchen, das zu seiner Mutter sagt: »Du Mama, wenn Papa tot ist, kaufe ich mir erstmal einen Ponyhof.« Die Mutter entgegnet: »Moment. Wenn Papa weg ist, kaufe ich mir erstmal ’ne Finca auf Mallorca.« Im Mai 2009 kündigt die ARD in ihrer Sendereihe Hart, aber fair eine Zeitdiagnose des Mannes unter dem Titel an: »Ewig Kind, häufig Macho, schließlich Sugardaddy – sind denn Männer nie normal?« Im selben Jahr inszeniert die ARD im Vorabendprogramm eine neue Serie Eine für alle. Frauen sind einfach besser, in der Männer als Versager und Intriganten präsentiert werden.

In der umfangreichen Studie Spreading Misandry haben Paul Nathanson und Katherine K. Young nachgewiesen, dass negative Bilder von Männlichkeit, die der Feminismus verbreitet hat, zunächst von der elitären intellektuellen Kultur übernommen wurden und sich inzwischen in der Populärkultur massiv verbreitet haben. Die Autoren machen dabei unterschiedliche Techniken der Misandrie aus. Dazu gehört die »Verlächerlichung« von Männern: »Heute ist es für jedermann in Ordnung, sich über Männer lustig zu machen, jedenfalls über weiße, bürgerliche Männer, aber nicht über Frauen oder Schwarze.« Eine zweite Technik ist, auf Männer verächtlich herabzuschauen, eine dritte, sie überhaupt nicht mehr zur Kenntnis zu nehmen und so zu tun, als bestünde die Welt nur aus Frauen und Mädchen. Eine vierte Technik besteht darin, Männer für alles Schlechte verantwortlich zu machen: »Wenn die Menschen einmal den Gedanken akzeptiert haben, dass Männer die histori sche Quelle des Bösen sind, braucht es nicht viel Phantasie, einen Schritt weiterzugehen und zu behaupten, dass Männer auch die metaphysische Quelle des Bösen sind.« Die fünfte Technik entmenschlicht Männer und stellt sie als Bestien und Untermenschen dar; die sechste Technik dämonisiert das männliche Geschlecht und macht es zu einem nur noch hassenswerten Objekt.

Die medialen Bilder infiltrieren dabei mehr und mehr die soziale Wirklichkeit. Zwischen 2007 und 2010 verfügen mehrere internationale Fluggesellschaften, dass alleinreisende Männer nicht mehr neben Kindern sitzen dürfen. 2008/2009 organisiert das österreichische Frauenministerium eine große Plakatkampagne gegen Männergewalt, auf der unter einem abgebildeten Vater die Ehefrau und die Tochter mit Schutzhelmen posieren.

Männlichkeit findet sich damit im öffentlichen Diskurs zunehmend in einem pathologischen Kontext von Abweichung, Dissozialität und Verbrechen. Einst hochgelobte männliche Eigenschaften wie Leistungswille, Disziplin und Autonomie werden umgedeutet zu Karrierismus, Zwanghaftigkeit oder Beziehungsunfähigkeit.

Verfolgt man aufmerksam die Entwicklung über die vergangenen vier Jahrzehnte, so wird man feststellen müssen, dass sich auch Definitionen und Inhalte zwischenmenschlicher Realitäten wie Ehe, Beziehung, Liebe, Treue, Sexualität, Verantwortung, Fürsorge, Erziehung und Sozialisation verändert haben. Galt einst als zureichender Liebesbeweis eines Mannes, dass er seine Familie ernährt und beschützt, müssen Männer heute, um überhaupt als beziehungsfähig anerkannt zu werden, wie Frauen Gefühle zeigen und diese auch verbal ausdrücken können; ihr Innerstes offenbaren, hellhörig sein für die Signale der Partnerin, kommunizieren, problematisieren und initiieren. Das muss gewiss kein Nachteil sein, aber beachtenswert ist doch die historische Einordnung, wie sie zum Beispiel Bernie Zilbergeld in Die neue Sexualität der Männer vornimmt: »Da diese Definition dem entspricht, was Frauen für sich wollen und tun, kann es nicht überraschen, dass Männer deshalb schlecht wegkommen im Vergleich. Ständig werden sie für das kritisiert, was sie nicht tun – doch was ihnen möglich ist und wie sie versuchen, Liebe zu zeigen, wird selten beachtet oder anerkannt.« Und Zilbergeld schiebt gleich noch die beredte Klage eines seiner Patienten nach: »Die Welt wird immer weiblicher. Frauen bestimmen die Regeln der Liebe, der Sexualität und alles andere. Ich weiß überhaupt nicht mehr, wie ich mich als Mann verhalten soll.«

Das ist kein vereinzeltes Statement. Die deutsche Sinus-Studie über zwanzigjährige Frauen und Männer, die von Regierungsseite 2007 in Auftrag gegeben wurde, konstatiert, dass junge Männer heute »geplagt sind von einer fundamentalen Unsicherheit« und sogar von der Angst, als Geschlecht bald »überflüssig zu werden«: »Die Männer leiden in ihrer subjektiven Befindlichkeit und fühlen sich in der Defensive: Die Frauen schreiben das Drehbuch und geben den Figuren eine Rolle; der Mann ist Schauspieler mit der einzigen Aufgabe, die ihm zugeschriebene Rolle auszufüllen.«

Das Weibliche ist heute, zumindest ideologisch und normativ, mehr wert als das Männliche. Das gilt zum Beispiel für alle Institutionen, die mit Erziehung und Sozialisation zu tun haben. Zur Erklärung dafür Verschwörungstheorien zu konstruieren, wie das »Männerrechtler« tun, ist allerdings dumm. Auch sind keine feministischen Aktionen bekannt, bei denen männliche Erzieher aus den Kindergärten und männliche Lehrer aus den Schulen gejagt worden wären. Wenn Männer diesen Institutionen keine Bedeutung zumessen und ein männlicher Bundeskanzler alles, was mit Erziehung und Familie zu tun hat, als »Gedöns« veralbert, wird sich kein Mann beklagen dürfen, dass Frauen zunehmend die Definitionsmacht in Bereichen übernehmen, die für die Nachhaltigkeit der gesellschaftlichen Entwicklung zentral sind.

Es wird dabei zu unterscheiden sein zwischen gewollter und geschlechtsnatürlich gewachsener Diskriminierung. Die gewollte Diskriminierung kann so offen sein wie in der feministischen Formel, nach der es den Jungen deshalb schwerer gemacht werden muss, damit es die Mädchen einmal leichter haben. In ihrem Buch Save the Males berichtet Kathleen Parker von der Grundschullehrerin ihres Sohnes, die auch die Buben konsequent mit »she« anspricht. Die gewollte Diskriminierung kann aber auch verdeckt sein, wenn zum Beispiel wie im schweizerischen Schulsystem sprachliche Leistungen grundsätzlich mit einem höheren Punktesystem bewertet werden als Leistungen in den naturwissenschaftlichen Fächern oder Jungen bei gleichen Noten in Deutschland signifikant weniger an Gymnasien versetzt werden als Mädchen.

Unter geschlechtsnatürlich gewachsener Diskriminierung verstehe ich den Vorgang, dass Erzieherinnen und Lehrerinnen auf eine mütterliche Kultur der Harmonie, Ruhe und Anpassung setzen, die, nachgewiesenermaßen, vielen Grundbedürfnissen der Jungen widerspricht. Die amerikanische Philosophin Christina Hoff Sommers, die sich selber als kritische Feministin sieht, hat das in Who Stole Feminism? sarkastisch kommentiert: »Wenn Tom Sawyer und Huckleberry Finn heute leben würden, würde man bei ihnen ein Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom diagnostizieren und sie mit Ritalin ruhigstellen.«

Weibliches Lehrpersonal ist von der eigenen Sozialisation her kenntnismäßig auf Mädchen eingestellt; Lehrerinnen können sich aufgrund der bestehenden Rollengleichheit auch eher mit Mädchen identifizieren; sie verstehen Mädchen besser als Jungen, die für sie das fremde Geschlecht verkörpern; das Benehmen und die Bedürfnisse von Mädchen sind ihnen vertraut; ihre Erwartungen richten sich bewusst oder unbewusst auf die Fähigkeiten und Sensibilitäten von Mädchen; sie bemühen sich im Regelfall auch nicht, wie etwa William Pollack in Richtige Jungen bemerkt, »ausfindig zu machen, was in den Jungen tatsächlich vorgeht, sondern nehmen von vornherein etwas Negatives wahr«. Pollack spricht resümierend »von einer Abwehrhaltung gegen Jungen in der Schule«. So kommt es denn, dass Jungen (wie an einer Berliner Hauptschule) im Sportunterricht Schleiertänze aufführen müssen oder dass ihnen (wie im Schweizer Halbkanton Baselland soeben geschehen) die Spielfläche auf dem Pausenhof in eine »Kommunikationsfläche« umge wandelt wird, weil nach Auffassung der Rektorin Reden auch für Buben gesünder sei als Toben.

Zum Zeitgeist genereller Entwertung von Männlichkeit gehört, dass Probleme von Jungen und Männern nicht wahrgenommen werden. Das gilt beispielsweise für den makabren Tatbestand, dass sich in der Pubertät acht- bis zehnmal mehr Jungen umbringen als Mädchen. Obwohl das männliche Geschlecht »gesundheitspolitisch« das schwächere Geschlecht ist, verweigert die deutsche Bundesregierung den Männern seit Jahren einen Gesundheitsbericht, den es für Frauen seit langem gibt.

Die Machtdebatte in der Gesellschaft bestimmt die öffentliche Diskussion dermaßen, dass darüber andere Tatbestände in Vergessenheit geraten. Dass Männer in vielen Rechtsbereichen wie dem Scheidungs-, Sorge- und Unterhaltsrecht diskriminiert werden, wird ebenso wenig in den breiten öffentlichen Diskurs aufgenommen wie geschlechtsspezifische Einseitigkeiten beim Militärdienst, bei der Altersversorgung oder dem Arbeitsschutz, um nur wieder wenige Bereiche beispielhaft zu benennen.

So sehr Männer noch immer an der oberen Spitze der sozialen Pyramide überrepräsentiert sind, so sehr sind sie es auch am unteren Ende. Das Gros der Arbeitslosen, Hilfsarbeiter, Obdachlosen oder chronisch Kranken ist männlich, ohne dass jemand dies zum Anlass nähme, darin eine gesellschaftliche Ungerechtigkeit zu sehen. Des weiteren üben Männer nicht nur die dreckigsten Berufe aus (Müllabfuhr, Entsorgung, Tiefbau, Abwässerreinigung), sondern auch die gefährlichsten (Hochbau, Gefahrengüterentsorgung, Dachdecker, Gleisbauer, Sicherheitswesen, Feuerwehr, Katastrophenschutz, Bergwerk). Das Verhältnis von männlichen zu weiblichen Opfern bei den Einsätzen von Polizei, Feuerwehr, Notärzten, Sanitäts- und Katastrophendiensten oder technischem Hilfswerk beträgt neunundneunzig zu eins. Bei den Rettungsaktionen in Tschernobyl und am 11. September 2001 in New York sind ausschließlich männliche Helfer gestorben.

Jungen und Männer bleiben im deutschsprachigen Raum eine Terra incognita, und dieser Zustand scheint als permanenter auch gewollt. Als illustrierendes Beispiel dafür kann angefügt werden, dass das Statistische Bundesamt zwar mädchenspezifische Bildungsdaten erhebt, aber keine für Jungen oder dass es im akademischen Bereich mehr als zweihundert Lehrstühle für Frauenforschung gibt, aber keinen einzigen für Männerforschung. Dass Männer in der offiziellen Geschlechter- und Gleichstellungspolitik lediglich als Objekt der Kritik ins Visier geraten sind, ist nicht nur »erkenntnistheoretisch« problematisch. Grundsätzlich läuft es der demokratischen Verfasstheit eines Staatswesens zuwider, wenn ein ganzes Geschlecht aus den politischen Bemühungen ausgespart bleibt, ja vielfach als eigenständiges Geschlecht überhaupt nicht wahrgenommen wird. Das gilt selbstredend auch für eine Geschlechterpolitik, die Jungen und Männer an weiblich gesetzten Erwartungen misst.

Im vergangenen Jahr hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend »Neue Perspektiven für Jungen und Männer« formuliert. Darin heißt es: »Gleichstellungspolitik ohne die aktive Einbindung der Männer ist heute nicht mehr zeitgemäß. Sie muss mit den Männern gemacht werden«. Dass »auch die Anliegen von Männern berücksichtigt« werden, bedeutet dann konkret, »das Berufswahlspektrum für Jungen und Männer auf bisweilen frauentypische Berufe im Dienstleistungs- und Pflegebereich zu erweitern«. Das ist, wenn auch auf einer anderen Ebene, die gleiche Haltung, die den Buben den Fußball wegnimmt und sie zum Kommunizieren zwingt.

Was den Zustand verschärft, ist, dass Männer keine Advokaten für ihre Sache haben. Als Antwort auf die Frauenforschung hat sich die Männerforschung konstituiert. In ihren Anfangszeiten hat sie sich quasi vollumfänglich an den Erkenntnissen der Frauenforschung orientiert und sich überdies explizit als feministisch oder zumindest profeministisch verstanden. Die Lebenszusammenhänge von Männern wurden im Selbstverständnis und in den Kategorien feministischer Wissenschaft interpretiert. Dementsprechend argumentierte diese Männerforschung nicht nur häufig an den pragmatischen Bedürfnissen der realen Männer vorbei, sondern nahm auch deren vielfache Bedürftigkeiten nicht wahr. Ein Beispiel dafür ist der repräsentative Sammelband Men’s Lives von Michael S. Kimmel und Michael A. Messner, der männliches Leben im Wesentlichen reduziert auf Machterwerb, Gewalt, Krieg, die Unterdrückung von Mädchen und Frauen, sexistische Witze, sexuellen Missbrauch, Vergewaltigung, Pornographie und Konkurrenz. Die Analyse orientiert sich nicht an den männlichen Wirklichkeiten und Bedürfnissen, sondern an feministischen Kategorien.

Robert (heute: Raewyn) Connell verweist in Der gemachte Mann darauf, dass die profeministischen Männer eine große Bandbreite von feministischen Aktivitäten unterstützt haben und nennt als Beispiele die Erforschung des Geschlechterthemas, Kinderbetreuung bei Frauenkonferenzen, Maßnahmen zur Gewaltprävention und, allen Ernstes, die Feminisierung der Schulbücher. Noch weiter geht Jeff Hearn, der in seinen »Fünf Prinzipien für eine kritische Männerforschung« ausdrücklich eine feministische Sichtweise verlangt; auch eine männliche Praxis der Veränderung habe zumindest profeministisch zu sein

Die Kritik solcher Verhältnisse wird aber noch grundsätzlicher ansetzen müssen: Das vorgegebene Engagement dieser Männerforschung für den Feminismus bewirkt, dass die Prämissen, Ergebnisse, Dogmen und Forderungen der Frauenbewegung vorbehaltlos übernommen werden. Die gänzlich unwissenschaftliche Konsequenz davon ist, dass die Lebensbedingungen und die Bedürfnisse von Männern gar nicht erst zur Kenntnis genommen, geschweige denn empirisch überprüft werden. Geradezu erschreckend ist dabei die völlige Empathielosigkeit gegenüber dem eigenen Geschlecht. Eine normale Selbstliebe ersetzen die Profeministen durch Selbsthass und diffuse Schuldgefühle gegenüber den Frauen; alles Negative wird auf Männer projiziert, alles Positive auf Frauen. Es fehlt die grundlegende Selbstakzeptanz als Mann und der nötige Respekt für das eigene Geschlecht. In ihrem Buch Den Mann zur Sprache bringen merken die deutschen Psychotherapeuten Wolfgang Neumann und Björn Süfke in ihrem Vorwort an, dass sie »Männer ganz ein fach mögen« und ergänzen, dass sie, bei allen Schwierigkeiten, die »Begegnungen mit männlichen Klienten überaus befriedigend und bereichernd« fanden.

Männer und Jungen bräuchten Advokaten. Albert Camus hat bei der Entgegennahme des Nobelpreises als vornehme Aufgabe des Intellektuellen definiert, dass er seine Stimme für jene erhebt, die ihre Stimme nicht selber erheben können. Es bedürfte zum zweiten eines Empathieschubs für Jungen und Männer, der es überhaupt ermöglicht, sie endlich so wahrzunehmen, wie sie wirklich sind. Ende Dezember 2009 habe ich in einer Schweizer Tageszeitung die Todesanzeige für einen dreiundvierzigjährigen Mann gelesen, der sich selbst getötet hatte. Darin hieß es: »Nie hast du dich beklagt, nie gejammert, warst immer ausgeglichen und zufrieden, bist deinen Weg gegangen. Und als du einmal Hilfe brauchtest, wolltest du niemanden damit belasten.«

Kritische Männerliteratur hat immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass Männer notwendigerweise in einer Zwickmühle stecken: Erfüllen sie die vorgeschriebenen Rollenerwartungen von Erfolg, Härte und Konkurrenz, kommen ihre menschlichen Grundbedürfnisse von Selbstverwirklichung, Wohlergehen und Zufriedenheit zu kurz. Geben Männer aber diesen Bedürfnissen nach, erscheinen sie in der gesellschaftlichen Fremdwahrnehmung als unmännlich. Herb Goldberg hat schon 1975 in Der verunsicherte Mann exemplarisch darauf hingewiesen, dass es für Männer eine tragische Tatsache ist, Einstellungen und Verhaltensmuster, die einem Menschen schaden und ihn möglicherweise sogar zerstören, aufgrund des gesellschaftlichen Außendrucks für ausgesprochen männlich halten zu müssen, während das, was für persönliche Verwirklichung und Menschsein wichtig ist, als weiblich diskriminiert wird und also männlich abzuwehren ist.

Die Lösung haben jene Männer beschrieben, die 1970 im kalifornischen Berkeley das erste Zentrum für Männer gegründet haben: »Wir als Männer möchten unsere volle Menschlichkeit wieder haben; wir möchten uns selbst gernhaben, wir möchten uns gut fühlen und unsere Sinnlichkeit, unsere Gefühle, unseren Intellekt und unseren Alltag zufrieden erleben.«

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