Dienstag, 18. Juli 2023

Auferstehung

Gott schuf den Esel und sprach zu ihm: "Du bist ein Esel. Du wirst unentwegt von Morgens bis Abends arbeiten und schwere Sachen auf deinem Rücken tragen. Du wirst Gras fressen und wenig intellegent sein, aber du wirst 50 Jahre leben."
Darauf antwortete der Esel: "Lieber Gott, 50 Jahre sind viel zu viel, gib mir nicht mehr als 30 Jahre!" - Und so geschah es ...

Dann schuf Gott den Hund und sprach: "Du bist ein Hund. Du wirst über die Güter der Menschheit wachen, deren bester Freund sein. Du wirst das fressen, was der Mensch übrig lässt und 25 Jahre leben."
Der Hund antwortete: "Gott, 25 Jahre so ein Leben ist eine lange Zeit. Bitte gib mir nicht mehr als 10 Jahre." - Und so geschah es ...

Dann schuf Gott den Affen und sprach: "Du bist ein Affe. Du sollte von Baum zu Baum schwingen und verhalten wie ein Idiot. Du sollst lustig sein und 20 Jahre leben."
Da sprach der Affe: "Herr, 20 Jahre als größter Clown der Welt zu leben ist zu viel. Bitte gib mir nicht mehr als 10 Jahre." - Und so geschah es ...

Schließlich schuf Gott den Mann und sprach: "Du bist ein Mann, das einzige Lebewesen, das die Erde bewohnen wird. Du wirst deine Intelligenz nützen, um dir die anderen Geschöpfe untertan zu machen. Du wirst die Welt beherrschen und 25 Jahre leben."
Darauf sagte der Mann: "Oh Gott, für nur 25 Jahre so ein Mensch zu sein ist nicht genug. Bitte Herr, gib mir die 20 Jahre, die der Esel ausschlug, die 15 Jahre des Hundes und die 10 Jahre des Affen." - Und so ...

... sorgte Gott dafür, dass der Mann 25 Jahre als Mensch lebt, dann heiratet und 20 Jahre wie ein Esel von Morgens bis Abens arbeitet und schwere Lasten trägt. Dass er Kinder haben und 15 Jahre wie ein Hund leben, das Haus bewachen und nur das essen wird, was die Familie übrig lässt. Dann, in hohem Alter, lebt er 10 Jahre als Affe, verhält sich wie ein Idiot und amüsiert seine Enkelkinder.

Und so geschah es ...
Soviel zum Thema langes Leben, wobei alt und lebenssatt umgeben von seinen Kindern und Enkeln und Urenkeln zu sterben ist im Alten Testament eine Verheißung für den Frommen, aber keine Garantie, wie die tägliche Beobachtung und die Hiobgeschichte zeigen.

Aber auch ein ewiges Leben ist verkündet, besonders im Christentum, der ultimative Preis für den, der an Jesus glaubt. Sola fide.

Ewiges Leben ist ein Begriff der jüdischen und christlichen Theologie, der sich sowohl auf Gott als auch auf den Menschen bezieht. Im Pentateuch, dem ältesten Kanon-Teil der Bibel, wird ein ewiges Leben nur für Gott angenommen und dem Menschen abgesprochen. In spät entstandenen alttestamentlichen Schriften hingegen wird den „Gerechten“ in Aussicht gestellt, dass Gott sie ewig leben lässt. Das Neue Testament enthält eine Reihe von Aussagen über ein ewiges Leben des Menschen. Dieses wird als Gabe Gottes aufgefasst, die nur den Gläubigen gewährt wird. Dabei spielt der Glaube an Jesus Christus als Grundvoraussetzung ewigen Lebens die wichtigste Rolle.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ewiges_Leben#:~:text=Buch%20Mose%3A%20%E2%80%9EDenn%20ich%20erhebe,von%20Generation%20zu%20Generation%20w%C3%A4hrt.

Ob so etwas überhaupt erstrebenswert ist, sei dahin gestellt, den ewig ist verdammt lang.
Im Film "Und täglich grüßt das Murmeltier" sitzt der Protagonist in einer Zeitschleife fest, d.h. ein bestimmter Tag, der Groundhog Day, wiederholt sich immer wieder. Als dem Held der Geschichte klar wird, dass es kein Entkommen gibt, beschließt er Selbstmord zu begehen. Aber egal, was er unternimmt, am nächsten Tag wacht er wieder in seinem Bett auf. Sterben zu müssen ist hart. Nicht sterben zu können ist eine Katastrophe.

Auch die Geschichte der Liebe der unsterblichen Göttin der Morgenröte, Eos, zu einem Sterblichen endet tragisch: Wohl gelingt es ihr, für den Geliebten bei Zeus Unsterblichkeit zu erflehen. Da sie aber vergisst, auch um ewige Jugend für ihn zu bitten, altert der Geliebte, verliert seine erotische Attraktivität und verschrumpelt, bis ihn Zeus aus Mitleid in eine Zikade verwandelt. https://www.derpragmaticus.com/r/unsterblichkeit-religionen/

Aber das soll hier gar nicht das Thema sein, sondern die Auferstehung, und die ist auch notwendig, denn wie offensichtlich endet das irdische Leben, der Geist erlöscht, der Körper löst sich auf. Was bleibt? Und vor allem, was steht da auf?

Nun das Offensichtliche vorneweg, wir bewegen uns im Spekulativen, Hypothetischen. Es gibt keinerlei Evidenz für ein ewiges Leben. Ganz im Gegenteil, die tägliche Beobachtung zeigt uns die Endlichkeit allen Lebens, und was noch schwerer wiegt, diese Endlichkeit ist die Voraussetzung des Lebens überhaupt. Neues kann nur entstehen, wo altes vergeht. Jedes Lebewesen ist Nahrung anderer Lebewesen. Selbst die unbelebte Materie ist einem permanenten Wandlungsprozess unterworfen. Wer also ein ewiges Leben postuliert, hätte erst mal seine Existenz zu beweisen, und alte Texte über Offenbarungen sind keine validen Quellen. Da kann ja jeder Märchen erzählen, das große Spaghettimonster habe ihm ewige Wahrheiten ins Ohr geflüstert. Das sind Märchen, die man Kindern erzählt, damit sie sich nicht vor der Welt fürchten.

Aber nehmen wir mal an, es gäbe etwas, das unseren Tod überdauert. Was mag das sein. Schlaganfall und Demenz zeigen uns, dass nicht nur unsere motorischen oder sensorischen, sondern besonders auch unsere kognitiven und emotionalen Fähigkeiten von einem intakten Nervengeflecht im Gehirn abhängen. Was bleibt, falls dieses zerfällt. Auch sollten wir die Bedeutung der Erinnerungen nicht vergessen. Erinnerungen, das sind die Spuren, die das Leben im Nervengeflecht des Gehirns hinterlassen hat. Die Erinnerungen machen unsere Persönlichkeit aus. Durch sie sind wir, was wir sind. Erlöschen die Erinnerungen, verschwindet die Person. Wenn als Folge von Hirnschäden Kognition, Emotion und Erinnerungen verschwinden, so ist nicht anzunehmen, dass das Hirn von einem geistigen Feld durchzogen ist, das seinerseits in der Lage wäre, diese Funktionen zu ersetzen. Das Hirn ist on premise und keine Datenendstation. Also kann nur ein Funke überleben, ein unbewusstes, leeres Etwas. Was hat dieses Etwas mit mir zu tun? So wenig wie eine Darmzelle, die sich von der Darmwand löst und mit dem Stuhl davongetragen wird, und diese enthält immerhin meinen kompletten Chromosomensatz.

Nun postulieren manche die Auferstehung im Fleische, d.h. die Wiederherstellung des kompletten Körpers, Software und Hardware. Es gibt einen Film, der sechste Tag, mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle. Im Wesentlichen ist der Plot dieses Films, dass das Klonen von Lebewesen möglich ist, und zwar nicht nur die Gene und die Körperstruktur, sondern auch die Charaktermerkmale und Erinnerungen. Das Klonen von Tieren ist erlaubt, das von Menschen jedoch verboten. RePet, ein Unternehmen, hat sich auf das Klonen von sterbenden Tieren spezialisiert, klont heimlich aber auch Menschen. Da die Kopie nicht nur den Körper sondern auch den Geist umfasst, halten sich die Klone für die Originale.

Die Auferstehung im Geiste führt in jedem Fall zu solch einer Kopie, denn das Original ist zerfallen. Da ist ein Bruch in der Lebenslinie, die Funktion ist unstetig. Die Vorstellung, man könne die Materie, aus der ein Mensch gemacht war, zu welchem Zeitpunkt eigentlich, wieder zusammenfegen ist irrig, wurde sie doch inzwischen von anderen Menschen verwendet. Aber selbst, wenn man andere Materie nutzt und alles originalgetreu wiederherstellt, bleibt es eine Kopie. In diese Kopie wird dann der Geist eingespielt, d.h. die Erinnerungen, die Lebensspuren. Zu welchem Zeitpunkt wurde da die Sicherung durchgeführt. Wird der demente Opa als dementer Opa wiedergeboren? Behält man seine Hämorrhoiden ewig? Wobei man, wer ist man? Man ist die Kopie. Sie hat meine Erinnerungen und meinen vielleicht optimierten Geist und Körper. Sie denkt sie wäre ich, ist es aber nicht. Ob diese Kopie nun ewig lebt, kann mir egal sein, denn sie ist nicht ich. Nach den Vorstellungen einiger Religionen wird nun meine Kopie vor Gericht gezogen und gelangt in den Himmel oder die Hölle, ohne für das zu beurteilende Leben verantwortlich zu sein.

Tatsächlich bin ich selbst eine Kopie, und zwar eine Kopie meiner selbst. Die antiken Philosophen hatten sogar ein Bild davon, das Bild eines Schiffes, das als Ausstellungstück aufbewahrt wird, bei dem aber die zerfallenden Teile sofort gegen originalgetreuen Ersatz ausgetauscht werden. Irgendwann ist das ganze Schiff renoviert. Ist das dann noch das gleiche Schiff. So ist es mit mir. Schon lange bestehe ich nicht mehr aus den Bestandteilen, aus denen ich bei meiner Geburt bestanden habe. Alle Materie und etliche Strukturen wurden erneuert, was ist geblieben? - Die Erinnerung! Weil mein Bewusstsein jeden Morgen aus der gleichen Datenbank heraus startet, entsteht die Illusion der Kontinuität.

Da können wir gleich über Beamen und Teleportieren sprechen. Die Materie muss sich am Ausgangsort ja auflösen, in einem Strahl durch den Hyperraum reisen und am Zielort wieder zusammensetzen.
E = mc2 Da gibt es am Ausgangsort erst mal eine gewaltige Kernbombenexplosion, wenn sich die Masse in Energie verwandelt. Damit hat sich die Sache schon erledigt.
Außerdem ist auch hier das Problem von Original und Kopie. Denn eigentlich entspricht die Teleportation dem Faxversand. Am Zielort entsteht die Kopie und das Original hört auf zu existieren. Teleportation ist ja keine Rohrpost. Tod und blitzartige Wiedergeburt sind das Resultat. Ich würde so einem Transmitter fern bleiben.

Nun postulieren andere, die Seele (was immer das sein mag, maximal der o.g. Funke) bekomme einen geistigen Leib. Nun, dann haben wir ein Gespenst mit meinem Charakter und meinen Erinnerungen. Es bleibt eine Kopie. Hat dieses Ding Emotionen? Emotionen hängen am Körper, dem materiellen Körper. Wie wechselwirkt dieses Ding, dieser Astralleib? Ist es erstrebenswert, nur zu sein und nichts zu fühlen? Falls es fühlt, wie werden diese Gefühle geeicht? Umwelt und Gefühle hängen zusammen.

Ich halte Verkünder des ewigen Lebens für Schlangenölverkäufer, für Gauner oder zumindest Verblendete. Bei tieferem Nachdenken kommt man zu dem Schluss, dass ein ewiges Leben nicht erstrebenswert ist, keine Verheißung sondern eine ernste Drohung.

Denn wie gesagt: Ewig währt am längsten.

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