Mittwoch, 3. Januar 2007

Kinderlosigkeit - Deutsche Bank Research

Die Antwort ist 40 – aber wie lautete eigentlich die Frage?

Zur Kinderlosigkeit von Akademikerinnen



Häufig wird behauptet, dass etwa 40% der Akademikerinnen kinderlos
bleiben – diese Aussage stützt sich auf den vom Statistischen Bundesamt
erhobenen Mikrozensus. Das DIW dagegen veranschlagt die Kinderlosenquote
von Akademikerinnen mit unter 30%. Seit der Einlassung des DIW hat sich die
Debatte über die Kinderlosigkeit intensiviert.
Eine amtliche Statistik über die Kinderlosigkeit gibt es nicht. Beide
Zahlen sind Schätzungen. Sie basieren auf Umfragen, die sich in Umfang und
Fragestellung erheblich unterscheiden. Daher müssen die Ergebnisse richtig
interpretiert werden: Bei den 40% des Mikrozensus handelt es sich um den Anteil
35- bis 39-jähriger westdeutscher Universitätsabsolventinnen ohne Kinder im
Haushalt, bei den knapp 30% des DIW um die Kinderlosenquote von Frauen mit
Univestitätsabschluss in Deutschland insgesamt. Bei in etwa gleicher Abgrenzung
liegen die Kinderlosenquoten beider Untersuchungen für Westdeutschland mit
36% (Mikrozensus) und 34,5% (DIW) nicht weit auseinander.
Unabhängig davon, wie hoch die „wahre“ Kinderlosigkeit ist, erscheinen
uns einige Fakten wichtiger:
— Die Kinderlosigkeit von Frauen nimmt mit dem Bildungsniveau zu und ist bei
Frauen mit Universitätsabschluss am höchsten. Historisch gesehen ist ein
überdurchschnittlicher Anteil an Kinderlosen unter den Akademikerinnen allerdings
kein Novum.
— Angesichts eines Anteils von lediglich 20% Akademikerinnen scheint die aktuelle
Diskussion über deren Kinderlosigkeit als Ursache für den generellen Kindermangel
überzogen. Allerdings wird dank einer deutlich höheren Bildungsbeteiligung
der Frauen dieser Anteil steigen.
— Von den 80% nicht akademisch gebildeten Frauen bleiben gut ein Fünftel zeitlebens
kinderlos.
Die hohe Kinderlosigkeit von Frauen aller Bildungsabschlüsse ist also
das eigentliche demografische Problem in Deutschland. So ist die
deutsche Kinderlosenquote im europäischen Vergleich mit weitem Abstand die
höchste.

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